3. Bezirk
Im Atelier Lieblingssachen bekommt Kleidung eine zweite Chance
Wenn aus Kleidern Polster werden: Im Atelier Lieblingssachen bekommen Kleidungsstücke eine zweite Chance.
WIEN/LANDSTRASSE. In einem kleinen Souterrain-Lokal in der Rechten Bahngasse 28 versteckt sich das Atelier Lieblingssachen. Mariam Wahsel und Ruth Zach haben sich hier vor rund fünf Jahren einen kreativen Schaffensort eingerichtet und hauchen alten Kleidern neues Leben ein.
"Egal ob eine Maßanfertigung oder Reparaturen, bei uns geht es immer um Lieblingssachen und die Freude am Tun", erzählt die Kleidermacherin und Modedesignerin Wahsel. Geliebte Modeteile sollen nicht weggeworfen werden, denn der Möglichkeit zur Wiederverwertung sind nahezu keine Grenzen gesetzt. "Wir haben schon immer sehr nachhaltig gearbeitet, bevor es dieses Wort überhaupt gegeben hat", meint die gelernte Schneiderin Zahel, die vor allem das Handwerk des Schneiderns liebt.
Reparieren und Upcyclen
Die beiden sind Spezialistinnen für das Reparieren und Upcyclen. "Gerade erst haben wir aus einem Kimono ein Hochzeitskleid genäht. Die Stoffreste haben wir zu einem Stecktuch für den Mann und eine Tasche verarbeitet", erzählt Wahsel. "Zuletzt kam eine Kundin mit dem Maturaballkleid ihrer Mutter aus den 80er-Jahren. Wir haben es zu einem modischen Ballkleid umgearbeitet, das sie schließlich zum Maturaball ihres Sohnes trug. Aus der alten Korsage wurde ein Ballbeutel, aus der 80er-Jahre-XL-Masche ein Fascinator“, erzählt Zach weiter.
Die beiden retten auch geliebte Teile wie die Raulederstiefel einer Kundin. Hartnäckige Flecken wurden auf kreative Art und Weise mit Spitzenstoff überdeckt und aus den Stiefeln wurde damit ein wahres Unikat.
Ideen für gute Lösungen
Wahsel und Zach sehen sich selbst als "Expertinnen für Spezielles" und haben "Ideen für gute Lösungen". Wer etwa einen besonderen Stoff hat und gerne ein Kleidungsstück daraus hätte, ist im Atelier an der richtigen Adresse. Die beiden Gründerinnen entwerfen ein neues Lieblingsteil nach Maß, egal für welchen Anlass. "Wenn ehemalige Lieblingssachen nicht mehr gut passen oder nicht mehr zeitgemäß sind, machen wir sie wieder passend", so Wahsel. Wenn das Kleidungsstück gar nicht mehr zu retten ist, werden Teile des Stoffes auch mal als Polster verarbeitet.
"Uns geht es darum, dass Kleidungsstücke wertgeschätzt werden", erzählen sie. Auch den nachhaltigen Zugang möchten die beiden Schneiderinnen stärken. Dafür finden im Atelier Flohmärkte statt, bei denen es auch um einen gemeinsamen Austausch im Grätzl geht. Das Atelier verfügt sogar über einen Fundus an gesammelten Kleidungsstücken und Accessoires aus vielen Jahrzehnten, Rekonstruktionen historischer Gewänder und Kleidung aus vielen Teilen der Welt, die für Mottopartys, Theater oder Film ausgeliehen werden können. "Wir sind mittlerweile eine Anlaufstelle für viele Anliegen und ein richtiger Geheimtipp im 3. Bezirk geworden", freuen sich die beiden.
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