Werkstatt für Buch- und Papierkünstler
Im Nest der Papierwespe
Die Objektkünstlerin Beatrix Mapalagama betreibt in der Kleistgasse die Werkstatt "Papierwespe".
LANDSTRASSE. Während die Welt immer digitaler wird, widmet sich die Bildhauerin und Objektkünstlerin Beatrix Mapalagama ganz dem Werkstoff Papier. "Mich fasziniert an Papier der Formenreichtum. Man kann sich mit Papierobjekten optimal im Raum ausdrücken", so die 50-Jährige, die in einem einem Straßenlokal in der Kleistgasse die Werkstatt "Papierwespe" betreibt.
In der Werkstatt – "Den Ausdruck Kunstatelier mag ich nicht, denn was ist Kunst?" – werden sowohl Auftragsarbeiten durchgeführt wie auch Kurse angeboten. "Derzeit arbeite ich an der Herstellung von braunen Papierbögen für einen Restaurator", sagt Mapalagama, die auch an der Universität für angewandte Kunst seit diesem Semester eine Papierwerkstatt anbietet.
Fachspezifisches für Laien
"Ich stelle hier Papier aus Pflanzenfasern her für Einzelprojekte wie etwa Unikatbücher und biete die unterschedlichsten Workshops an." Diese Kurse, die zwei volle Tage dauern und rund 150 Euro kosten, werden von verschiedenen Kursleitern abgehalten und behandeln Themen wie "Klebstofffreie Bindungen", "Papierherstellung und Schöpfen" oder "Mit Pulpe schreiben". "Die Workshops sind sehr fachspezifisch, aber trotzdem für Anfänger geeignet", erklärt Mapalagama. "Am Beliebtesten sind die Kurse `Instandsetzen von Büchern´, an dem auch immer wieder Personal aus Uniarchiven teilnimmt und `Bambus, Licht, Papier, in dem Leuchten aus Bambus und Papier hergestellt werden. Für diesen Workshop gibt es sogar Wartelisten."
Auch Bücher aus Heupapier, für das erst Heu vom Zoohändler ein paar Straßen weiter ausgekocht wird und in dem unterschiedliche Gräser eingearbeitet sind, oder Kochbücher mit integriertem Kohlblatt im Papier werden hergestellt. "Da ich sehr seltene Workshops anbiete, kommen auch regelmäßig Teilnehmer aus dem Ausland. Aus Deutschland ist eigentlich in jedem Kurs jemand dabei." Generell sind die Teilnehmer von 40-Plus und in der Mehrheit weiblich. "Es kommen Leute, die oft architekturaffin sind und an zeitgemäßem Gestalten interessiert sind."
Und zeitgemäß ist Papier für Beatrix Mapalagama auf alle Fälle. "Es gibt Wegwerfpapier wie etwa Klopapier, aber auch ganz anderes Papier wie jenes, das sich in der Nationalbibliothek befindet. Das bricht nicht weg und hat eine Langlebigkeit, mit der kein PC-Speicher mithalten kann", ist Mapalagama, die die Papierwespe vor 20 Jahren gründete, überzeugt. "Ein Buch stelle ich ins Regal und kann es in 50 Jahren wieder herausziehen und aufschlagen. Aber kann ich digital gewisse Daten in 50 Jahren noch aufrufen?"
Zur Sache
Die Papierwespe ist eine Werkstatt für Buch- und Papierkünstler und befindet sich in der Kleistgasse 18 im 3. Bezirk. Infos, Angebot und Workshop-Termine unter www.papierwespe.at
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