Orte der Begegnung und Gegensätze
Tonkünstler mit Bruckner im Musikverein
Es belastet mich, wenn ich es nicht sage. Mit dem Dirigierstil von Yutaka Sado, Chefdirigent des Tonkünstler Orchesters Niederösterreich, komme ich nicht klar. Besonders dann, wenn ich tags darauf ein Konzert mit Cornelius Meister höre und sehe. Welch ein Unterschied! Bleiben wir noch im Musikverein. Zum Beginn darf Mayumi Miyata eine Komposition mit einem Instrument, das sich Shö nennt, darbieten. In Wikipedia wird das so beschrieben: Shō ist eine Mundorgel, die in der höfischen japanischen Musik (gagaku) gespielt wird. Das Durchschlagzungeninstrument besitzt 17 kurze Bambuspfeifen, die mit einem Ende in einer hölzernen Windkammer stecken, in die durch ein kurzes Mundstück Luft geblasen wird. Pardon, da fehlt mir jeder Zugang.
Trotz widriger Umstände sorgt Anton Bruckners „Symphonie Nr.9 d-Moll“ dann für viel Zustimmung, wenn auch die Lautstärke kein Qualitätsmerkmal ist. Besonders das Blech sorgt für Furore, hell, präzise, voller Enthusiasmus - wunderbar. Gefehlt hat mir die Paukistin Margit Schoberleitner. Die junge Musikerin strahlt in jedem Konzert positive Energie aus, geht jede Aufgabe locker an und ist somit ein wertvoller Bestandteil des Orchesters. Alois Wilfinger, Stimmführer 1. Violine, sagt: „Bruckners Symphonik ist für mich pure Religiosität, eine Passion, das eigentliche musikalische Ereignis“. Das braucht keinen weiteren Kommentar.
Einen Eindruck vom Konzert im Musikverein kann man sich selbst bilden: „Ö1 Konzert“ am 6.6.2017, ab 14.05.
Vermelden darf ich noch eine gelungene neue CD des Tonkünstler Orchesters Niederösterreich: „Trubute to Leonard Bernstein“. Yutaka Sado war Assistent des Maestros. Es ist die fünfte Eigenproduktion des hauseigenen Labels. Hörenswert!
Infos: www.tonkuenstler.at
RSO reüssiert im Wiener Konzerthaus
Das 38. Musikfest im Konzerthaus ist Pierre Boulez gewidmet. Zu der Werkschau gehört das sonntägliche Konzert der ORF Radio Symphonie Orchesters. Der Zykus wurde mit den Wiener Philharmonikern unter Daniel Barenboin gestartet. Es entwickelt sich trotz Absprung der „Wiener Festwochen“ zu einem ausgezeichneten Festival. Intendant Matthias Naske im Magazin „Bühne“: "Diese Stadt braucht lebendige Orte der Begegnung und der Auseinandersetzung.“ Die Entwicklung neuer Formate braucht Mut und Logistik fern der üblichen Konstanten und Ressourcen
Komplexe Klanglichkeit zeichnet Boulez „Le Visage nuptial“ (Das hochzeitlich Gesicht) aus. Wer wenn ich nicht er, Cornelius Meister - Chefdirigent des RSO - bringt das atonale Werk zur Aufführung. Man ist erstaunt, welche Musikgebilde sich ergeben, wenn das Orchester der Notengebung von Boulez folgt. Vor allem die Schlagwerker sind gefordert. Ebenso wie der Damenchor des MDR Rundfunkchores Leipzig und die Solostinnen Yeree Suh/Sopran und Hilary Summers/Alt. Meister ist ein Garant für die Qualität von Aufführung neuer Musik. Das Publikum dankt es ihm stürmisch.
Als Einstimmung im Abendkonzert hat Olivier Messiaen mit „Un Sourire“ – ein Lächeln - seinen Auftritt. Harmonisch, doch nicht angepasst, siegt über Trauer und Schmerz der Vogelgesang. Fröhlichkeit, Hoffnung, Zuversicht, beinahe religiös, mutet das Werk an.
Religiös ist Anton Bruckners "Christus factus est". Es ist der Anfang einer biblischen Textstelle aus dem Brief des Paulus an die Philipper. Die Motette für gemischten Chor bringt den Chorus sine nomine auf die Bühne. Nach dem aufwühlenden Werk Boulez' ist eine wohltuende sanfte, tonale, leise Phase gerade das Richtige.
Mit Antonín Dvořáks „Biblische Lieder“ geht der Abend zu Ende. Der tief religiöse Komponist verfasste dieses Werk nicht wie sonst in Latein, sondern in Tschechisch. Es ist von Trauer und Dunkelheit geprägt. Eine mentale Krise mag den Ausschlag dafür gegeben haben. Der Tod geliebter Menschen findet seinen musikalischen Niederschlag. Das RSO und der Bariton Artur Ruciński bringen das Schaffen Dvořáks im Gedächtnis des Publikums unter.
Ein auf höchstem Niveau gespieltes Konzert des RSO wird heftig akklamiert.
Ein Mitschnitt dieses Konzertes wird am 25.5.2017 ab 11.03 Uhr in der Ö1-Sendung „Matinee“ ausgestrahlt.
Über kommende Konzerte und Abos wenden Sie sich bitte an:
www.konzerthaus.at
Letzte Meldung aus Grafenegg
Am Sonntag, 18. Juni 2017, verwandelt sich das gesamte Grafenegger Schlossareal in eine magische Zauberwelt. Der traditionelle Familientag, bei dem Kinder spielerisch in die Welt der Musik eintauchen können, steht 2017 im Zeichen der Zauberei und der Magie in der Musik. Von 11 bis 17 Uhr werden am gesamten Schlossgelände Konzerte, Workshops, Spiele und andere Aktivitäten für Menschen aller Altersgruppen angeboten. Die Eckpunkte des Tagesprogramms bilden zwei Familienkonzerte des Tonkünstler Orchesters Niederösterreich unter der musikalischen Leitung von Garrett Keast. Der Startschuss erfolgt um 11 Uhr mit «Zaubertöne aufgewacht», einer Zusammenstellung von Kompositionen mit besonders zauberhaften Klängen. Um 16 Uhr heißt es dann «Tanzt ihr Zauberwesen, tanzt!»
Bei einer Reihe abwechslungsreicher Stationen können die jungen BesucherInnen die Musik in ihrer Vielfalt entdecken. So dürfen Kinder zum Beispiel ein Ensemble des Tonkünstler-Orchesters dirigieren oder unter fachkundiger Anleitung die klassischen Orchesterinstrumente ausprobieren. MusikschülerInnen aus Niederösterreich bespielen den ganzen Tag über das Areal, das Jugendsinfonieorchester, die Junge Bläserphilharmonie, das Jugendjazzorchester und weitere Ensembles des Musikschulmanagements Niederösterreich laden zur «Klanghexerei» am Wolkenturm ein. Park- und Backstage-Führungen vermitteln interessantes Hintergrundwissen.
Vielfältig ist auch das sonstige Angebot. So gibt es Bastel- und Kreativworkshops, eine Hüpfburg sowie einen überdimensionalen, begehbaren Touchscreen, auf dem man auf magische Weise Musik entstehen lassen kann. Damit das Zauberreich perfekt ist, dürfen natürlich echte Magier nicht fehlen: «Zaubergeiger» Vahid Khadem-Missagh versteht es ebenso sein Publikum in Bann zu ziehen wie Österreichs bekanntester Magier, Magic Christian, der sein Wissen an die jungen Zauberlehrlinge weitergibt. Damit heuer auch viele Kinder aus Wien am Familientag teilnehmen können, gibt es erstmals einen Busshuttle nach Grafenegg (Abfahrt Musikverein: 9.30 bzw. 12.30 Uhr, Rückfahrt um 15.00 bzw. 17.00 Uhr). Neu ist auch, dass die Karten bereits im Vorverkauf erworben werden können.
KARTENINFORMATIONEN
Familienticket (2 Erwachsene, bis zu 4 Kinder): € 20 | Erwachsene: € 11 | Kinder: € 6 (von 3 bis zum vollendeten 14. Lebensjahr)
Der Eintritt zum Familientag ist für Inhaber der GRAFENEGG-Card frei! (1 Familienticket pro GRAFENEGG-Card); Ermäßigung für Inhaber des NÖ Familienpasses und der NÖ Familienpass-Oma/Opa-Karte
Kartenbuchungen unter grafenegg.com oder +43 (0)1 586 83 83
Reinhard Hübl
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