Porträtausstellung im Dritten zeigt Menschen aus aller Welt
Aleksandra Pawloff hat Menschen aus dem dritten Bezirk mit Wurzeln in aller Welt fotografiert und befragt.
LANDSTRASSE . "Ich mag Menschen. Als Fotografin sehe ich es als meinen Auftrag an, sichtbar zu machen was sie im Innersten ausmacht", erklärt Aleksandra Pawloff beim Rundgang durch die VHS Landstraße. Dort sind ihre Porträts unter dem Titel "Fremd bin ich gekommen" noch bis 8. Juni ausgestellt.
Wer sind "die Fremden" in unserem Bezirk? Was ist fremd? Wann fühle ich mich an einem Ort zuhause? Das sind die Fragen, die Pawloff, Französin mit russischen Wurzeln und seit Jahrzehnten in Wien beheimatet, mit ihren Fotoporträts aufgreift. "Das Porträt soll nicht nur das Wesen der Menschen, sondern auch ihre Herkunft, ihre Erfahrungen und ihre Träume widerspiegeln." Das ist durchaus gelungen. Auffallend ist das Strahlen der Menschen auf den Fotografien. Alle Bezirksbewohner, die Pawloff mit ihrer Kamera verewigt hat, wurden vor einem typischen Hintergrund aus ihrem Arbeitsalltag aufgenommen: Hatice Ilter-Sahin ist Krankenhaus-Dolmetscherin, man sieht sie im weißen Spitalskittel. Christof Kössler ist Wirtschaftsprüfer, er sitzt im Anzug in seinem Büro.
"Wien ist wie alle Städte dieser Welt durch Migration entstanden und entwickelt sich auch durch Migration weiter. Es ist ein bisschen wie in der Kunst: Auch Künstler müssen sich inspirieren lassen. Sie gehen hinaus in die Welt und unter die Menschen, um sich Inspiration zu holen. Daraus formen sie dann ihre Kunstwerke", sagt sie und zieht den Vergleich mit Wien: "Wiens Architektur, die Speisen, die Kunst, die Wissenschaft - alles ist durch die Symbiose von alt und neu, fremd und vertraut entstanden."
Angekommen in Wien
Eines der Porträts ist jenes von Anja Kusturica. Die Architektin und Zeichnerin ist in Sarajewo geboren und mit ihrer Familie als Fünfjährige nach Wien geflüchtet. "Als wir in Wien in der Nacht aus dem Bus gestiegen sind, hat mein Vater bemerkt, dass seine Uhr stehen geblieben ist. Damals hat für uns tatsächlich eine neue Zeitrechnung begonnen", steht im Begleittext.
"Viele Historiker vergleichen die aktuelle Stimmung in Politik und Medien mit den 30er Jahren. Damals begann mit Ausgrenzung, was im Zweiten Weltkrieg endete. Im 19. Jahrhundert wurde die St. Marxer Straßenbahn scherzhaft 'die Orientalische' genannt, weil viele griechische Händler hier lebten, die regen Kontakt mit dem Orient und dem Balkan hatten. Darum bin ich froh, dass meine Ausstellung hier in der VHS Landstraße stattfindet", merkt Pawloff an und ergänzt: "Meine Fotografien stelle ich ganz bewusst an Orten mit niederschwelligem Zugang aus, Amtshäuser etwa oder Volkshochschulen. Mein Traumort wäre aber ein Spital, in dem ich die Mitarbeiter mitsamt ihrer persönlichen Geschichte porträtieren könnte!"
Die Fotografin erzählt, dass sie durch viele Länder gereist sei, auch durch Afrika, und immer Menschen fotografiert habe: "Dabei ist mir klargeworden, dass die Leute überall auf der Welt im Grunde dasselbe wollen: Sicherheit, Respekt, Zugehörigkeit." Während des Interviews betrachten einige Besucher der VHS die Fotoporträts, diskutieren darüber und machen Selfies damit. Aleksandra Pawloff strahlt, während sie die Szene beobachtet: "Genau so soll es sein: Die Leute kommen herein und reden miteinander über die porträtierten Menschen. Das ist perfekt!"
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