Brauchtum
Diese Kinder bringen das Glück
Am "Unschuldigen Kinder"-Tag ziehen bei uns im Lavanttal die Kinder von Haus zu Haus.
LAVANTTAL (kust). "Frisch und gsund, frisch und gsund. Lang leben und gsund bleibn! ..." Mit solchen oder so ähnlichen Sprüchen ziehen die Kinder am 28. Dezember von Haustür zu Haustür, um ihre Glück- und Segenswünsche den Erwachsenen darzubringen. Zwei von ihnen sind Bernice Binder (13) und Kerstin Meilweger (13), die bereits seit dem Volksschulalter in St. Andrä von Haus zu Haus ziehen. "In St. Andrä gehen nicht so viele Kinder piseln und die älteren Leute haben eine Freude, wenn man vorbeikommt", erzählt Bernice Binder von ihrer Motivation. "Und es ist ein alter Brauch", ergänzt ihre Freundin Kerstin Meilweger. Binder und Meilweger werden auch heuer wieder extra früher aufstehen, damit sie bereits ab spätestens sieben Uhr unterwegs sind. Als Dankeschön gibt es von den besuchten Leuten immer viele Süßigkeiten und auch eine Spende für das Sparschwein. Mit Rute, dicker Jacke und einer Tasche für die Gaben, so werden sie heuer wieder am 28. Dezember durch die Nachbarschaft ziehen.
Ursprung bei Jesu Geburt
Der Lavanttaler Regionaljugendleiter der Katholischen Jugend, Jakob Mokoru, führt den Ursprung des "Unschuldigen Kinder"-Tages auf die Bibelgeschichte von Jesu Geburt hin. Zu dieser Zeit ließ König Herodes in Betlehem alle männlichen neugeborenen Kinder ermorden, da er erfuhr "ein neuer König ist geboren". Nun gedenkt man am 28. Dezember eben dieser "unschuldigen Kinder". "Es sind weniger Kinder heutzutage zum Piseln unterwegs, da es ja weniger Kinder gibt. Und niemand geht heutzutage mehr alleine von Haus zu Haus, sondern man geht in Gruppen oder wird von den Eltern gefahren", so Mokoru zur Entwicklung dieses Brauches in der Gegenwart. "Es ist heute ein reiner Glückwunschbrauch", freut sich der Diakon über die Aufrechterhaltung des Piseln. "Darum darf man auch länger als bis neun Uhr Vormittag unterwegs sein, ohne Schlimmes zu befürchten", erzählt der Diakon, der selbst durch die mehrtägige Sternsingeraktion in seiner Jugendzeit keine Zeit zum Piseln hatte. Als stolzer Familienvater begleitet er nun aber seinen Nachwuchs beim Piseln.
Junge Äste
Rechtzeitig werden von den Vätern oder Großvätern die Ruten für das Piseln vorbereitet. Meist feine junge Birken- oder Haseläste werden zu einem kleinen Bund zusammengebunden und von so manchem Pisler schwungvoll eingesetzt. In manchen Gegenden sieht man auch junge immergrüne Fichten- oder Tannenäste, die gleichfalls die Lebenskraft der jungen Zweige mit Glück und Gesundheit auf die Besuchten übertragen sollen.
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Zur Sache:
Datum: 28. Dezember
Bezeichnung: Unschuldiger Kindertag
Ursprung: An diesem Tag wird an die in Betlehem neugeborenen und auf Geheiß des König Herodes ermordeten männlichen Kinder gedacht.
Spruch zum Piseln:
"Frisch und gsund, frisch und gsund.
Lang leben und gsund bleibn!
Nix klunzn und nix klogn,
bis i wieda kim schlogn!
Dos Christkindl mit die gekrauseltn Hoor,
wünscht dir a guats neues Johr!"
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