Integration durch Fußball
Der Sport hat viele soziale Kompetenzen, eine davon ist die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund.
WOLFSBERG (gekl). „Bei uns sind Kinder und Jugendliche, egal ob sie Migrationshintergrund haben oder nicht, immer herzlich willkommen“, erklärt der Obmann des ATSV Wolfsberg Otto Wegscheider auf Anfrage der WOCHE. Seit Jahren wird beim Lavanttaler Traditionsverein kein Unterschied gemacht, ob ein Nachwuchskicker eine andere Hautfarbe, eine andere Religion, oder aus einer Migrantenfamilie kommt. „Mit dieser Philosophie unterscheiden wir uns von einigen anderen Vereinen, aber ich kann sagen, die Integration funktioniert zu 100 Prozent. Die Kinder und Jugendlichen wollen Fußball spielen und wir bieten ihnen die Möglichkeit dazu. Ich will unsere heimischen Talente nicht abwerten, aber viele der Kinder mit Migrationshintergrund zeichnen sich durch einen hohen Grad von Disziplin und gesundem Ehrgeiz aus“, so Wegscheider.
Als Fußballprofi in Griechenland
Für den ehemaligen ATSV-Trainer Helmut Kirisits, er ist beruflich als Direktor der Volksschule Wolfsberg tätig, jener Schule, die einen der höchsten Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund aufweist, ist der Sport, speziell die Mannschaftssportart Fußball eine sehr gute Möglichkeit Integration zu ermöglichen und voranzutreiben. Und Kirisits weiß wovon er spricht, entstammt er doch einer Familie, die erst Anfang der Fünfzigerjahre aus dem kroatisch sprechenden Teil des Burgenlandes aus Stinatz ins Lavanttal eingewandert ist. Wie Integration funktioniert hat er auch bei seinem fünfjährigen Engagement als Fußballprofi in Griechenland live erlebt. „Integration kann man nicht von oben verordnen, man muss sie auch leben, selbst vorantreiben“, erklärt dazu der einstige Mittelfeldstratege, der in Griechenland für OFI Kreta und Panathinaikos Athen spielte. „Das hat viel mit Weltoffenheit, Toleranz und Akzeptanz zu tun. Deshalb habe ich, aus Respekt vor der für mich ungewohnten Kultur, sofort Griechisch gelernt, nicht nur um mich mit meinen Mitspielern besser unterhalten zu können. Damals war dies unbedingt notwendig, denn es durften, anders als heute, maximal zwei Nichtgriechen in der Mannschaft sein. Ich kann mich heute noch auf Griechisch verständigen und habe nach wie vor viele Freunde und Bekannte in Griechenland, die auch ab und zu besuche“, so Kirisits.
Wissenschaftliche Studien
Über die Integrationspotentiale des Sports wurden mittlerweile zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten verfasst. Eine der aktuellsten ist jene von Goran Pajicic. Der ehemalige Handballspieler und Trainer kam mit seiner Familie in den 90er-Jahren aus Bosnien als Flüchtling nach Kärnten und hat in seiner Diplomarbeit „Integrationspotenzial des Sports - Über den Beitrag des (vereinsorganisierten) Sports zur sozialen Integration von Menschen mit Migrationshintergrund“ die Integrationsproblematik sportsoziologisch beleuchtet. Er kommt unter anderem zum Schluss, dass die Integration von Kindern und Jugendlichen durch vereinsorganisierte Integrationsarbeit zusätzlich unterstützt werden kann. Er meint damit Unterstützungs-und Hilfeleistungen seitens der Vereine bei Behördengängen, Wohnungs- und Lehrstellensuche oder Nachhilfestunden im schulischen Bereich. Auch die Beschäftigung von Trainern und Übungsleitern mit Migrationshintergrund sieht er, nicht nur aus eigener Erfahrung, sehr positiv für den Integrationsprozess.
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