"Man muss schon ein bisschen deppert sein"
WOLFSBERG. Mit dem Sager im Titel beginnt Michael-Martin Knauder über sein Erlebtes zu sprechen. Knauder schaffte Unglaubliches, holte bei der österreichischen Meisterschaft der Para Equestrian (Dressur) in Himberg Bronze - hinter Olympiasieger und Europameister Pepo Puch und EM-Teilnehmer Bernd Brugger.
Vieles an außergewöhnlichen Erlebnissen lassen Knauder beinahe zu einem Helden werden - ein Behindertensportler, der Vorbild für viele Andere sein kann.
Hart gearbeitet
Knauder ist von Geburt an körperlich behindert. Seit einem Autounfall ist er zusätzlich an den Rollstuhl gefesselt - für Knauder kein Grund Trübsal zu blasen. "Dank Hippotherapie kam ich auf den Geschmack. Reiten hilft mir weiter weil dabei jeder Muskel bewegt wird", sagt er.
Bis er dem Reitsport frönen konnte, vergingen zehn Jahre. "Auf der Klagenfurter Messe wurde ich aufs Westernreiten aufmerksam. Ich habe Lunte gerochen und damit angefangen. Allerdings gibt es dabei für Behinderte nichts Sportliches", sagt Knauder. Er wurde im Dressurstall der Familie Wahl in Wernberg fündig und trainiert seit damals mindestens drei Mal pro Woche. "Vor Turnieren auch öfter. Ich fahre selbst zum Training, darf auch Pferdeanhänger ziehen", fügt er hinzu. Knauder schaffte es so innerhalb von 2,5 Jahren zu Bronze bei einer ÖM. Sein Pferd, Contessa 15, ist eine Leihgabe einer Familie Fries aus Baden bei Wien.
Viele Hindernisse
Behinderte Reitsportler sind in vier Behindertengrade eingeteilt. Knauder wurde ob seiner Einschränkungen mit dem schwierigsten Grad eingestuft. "Das macht kein Arzt um die Ecke. Ich musste dafür rund 5.000 Kilometer nach Deutschland und Belgien herunterspulen. Zur Diskussion stand, ob ich 1a eingestuft würde oder überhaupt reiten dürfte", erzählt Knauder.
Nicht nur, dass er wöchentlich zum Training nach Wernberg fahren muss (Familie Wahl ist im Dressurreiten erfahren), für seine Einstufung durch "halb Europa" fahren musste, so ist er noch mit anderen Hindernissen konfrontiert. "Wir haben keine Lobby. Es gibt in Österreich nur eine Turnierrichterin für uns. Dementsprechend auch wenige Turniere, wo wir unter Turnierbedingungen trainieren können", bedauert Knauder.
Eins mit dem Pferd
Seit Oktober des Vorjahres arbeitet Knauder mit Contessa. "Man muss sich mit dem Pferd alles selbst erarbeiten. Es unterscheidet mittlerweile, wenn Gefahr besteht, dass ich runter falle. Mein Pferd würde eher einen Fehler in einer Lektion riskieren, als micht abzuwerfen", lobt Knauder seine Contessa. Sein nächstes Ziel: einige Starts im Ausland und in weiterer Folge die WM in Frankreich im August 2014.
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