Leopoldstädter Kultcafé
Das Café Sperlhof sperrt Ende Dezember 2021 zu
Mehr als bloß ein Kaffeehaus: Nach beinahe 100 Jahren schließt das Café Sperlhof mit Jahresende. Bekannt ist das Lokal in der Großen Sperlgasse insbesondere für sein großes Brettspiel-Angebot.
WIEN/LEOPOLDSTADT. Ein weiteres traditionelles Wiener Kaffeehaus schließt mit 2021 endgültig seine Türen: Das Café Sperlhof gibt es bereits seit 1923. Der Künstlertreff wurde zur Leopoldstädter Institution – insbesondere durch sein riesiges Angebot an Brettspielen. In einem Extrazimmer stehen auch Schach, Pool oder Tischtennis zur Auswahl.
Doch nach 35 Jahren verabschiedet sich Heinz Sommer jetzt von der Großen Sperlgasse 41. "Vielen Dank an alle Gäste und Anrainer", so der Betreiber des Kult-Cafés. Wer noch auf ein letztes Spiel und eine Tasse Kaffee vorbeikommen will, hat noch bis Freitag, 31. Dezember, täglich von 11 bis 23 Uhr, die Möglichkeit dazu.
Filmkulisse und erweitertes Wohnzimmer
Als Heinz Sommer das Café Sperlhof 1986 übernahm, herrschte ein ganz anderes Ambiente. "Damals waren fast nur Männer zu Gast. Man spielte Karten, Schach, Billard und Karambol." Da dachte sich Sommer: "Es fehlt die Vielfalt, ich möchte, dass man sich bei mir wohlfühlt und gerne sitzen bleibt." Andere Spiele mussten her und das in einer möglichst großen Vielfalt.
Ganze 1.200 verschiedene Brettspiele stehen Café Sperlhof zur Auswahl, viele davon echte Raritäten, die es längst nicht mehr im Handel gibt. Der Erfolg gab ihm recht. "Es kamen plötzlich auch Studenten, junge Familien und Frauen mit ihren Freundinnen." Und das hat sich bis heute nicht geändert. "Wir sind halt noch so richtig unverfälscht und urig."
Für viele Gäste ist das Lokal ein erweitertes Wohnzimmer. "Ein ganz lieber und von mir hochgeschätzter Gast war Ute Bock", erinnert sich der Besitzer. Aber auch als Kulisse für mehrere Filme diente das Lokal, etwa für "Taxi für eine Leiche" mit Gertraud Jesserer. Für einen anderen Filmdreh wurde der Wuzzlerraum sogar in ein arabisches Teehaus verwandelt.
Ein weiteres Highlight: die große Gratis-Buchtausch- und Mitnehm-Börse. Schon auf der Straße sieht man die mit Büchern vollgestellten Fensterbretter. "Oft beobachte ich, wie Menschen mitten in der Nacht vorbeigehen und in den Büchern stöbern, eines mitnehmen oder etwas dazustellen." Begonnen habe die Bücheridee, als Sommer vor 15 Jahren von einer großen in eine kleinere Wohnung im 2. Bezirk umzog.
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