Servus Innsbruck
1. Österreichischer Bibliothekskongress
Erstmals in Österreich veranstalteten die beiden Bibliotheksverbände VÖB (Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare) und BVÖ (Büchereiverband Österreichs) gemeinsam einen Kongress.
Er fand von 2. bis 5. Mai 2023 in Innsbruck statt.
Die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol hatte die Gastgeberrolle inne und das Kongresszentrum war der richtige Rahmen für diese Veranstaltung.
Das Wetter war ausgezeichnet und Innsbruck ist eine sehenswerte Stadt mit einer grandiosen Bergkulisse. Deshalb waren auch alle gut gelaunt.
Das Thema "Arbeitswelten - Realitäten und Visionen" war breit genug angelegt um interessante Vorträge zu ermöglichen.
Bibliotheken stehen schon länger großen Herausforderungen gegenüber, weil elektronische Datenbanken, e-books und Internet gewaltige Veränderungen in der Verfügbarkeit von Informationen und Wissen hervorgerufen haben.
Eine neue Realität und Arbeitswelt ist dadurch für die Bibliothekarinnen und Bibliothekare entstanden. Diese neue Welt wird unaufhörlich weiter entwickelt und Visionen sind notwendig, um die wichtige Vermittlerrolle der Bibliothek zu stärken und immer wieder neu zu definieren.
Zahlreiche Teilnehmer (910 Personen) kamen zu dieser Veranstaltung, die meisten natürlich aus dem deutschsprachigen DACH (Deutschland, Österreich und Schweiz) Raum.
Bei der feierlichen Eröffnung war auch die Politik durch den Bundesminister für Bildung Wissenschaft und Forschung (per Videobotschaft) und dem Landeshauptmann von Tirol (persönlich) vertreten.
Besonders die beiden Eröffnungsvorträge von Raoul Schrott ("Über die Schutzherrin der Bibliothek, die Muse" ) und von Lena Schilling ("Geschichte(n) schreiben, während sie passieren") zeigten mir das Spannungsfeld aber auch den Zusammenhang zwischen der Tradition von klassischer humanistischer Bildung und den aktuellen durchaus auch kontrovers diskutierten Problemen unserer Gesellschaft auf.
Interessant war auch die musikalische Umrahmung durch das Orchester "EODOPEN unplugged", die auf digitalisierten Noten von klassischer Unterhaltungsmusik des österreichischen Rundfunks basierte und mir sehr gut gefallen hat.
Damit war das Themenfeld des Kongresses gut abgesteckt.
Anschließend wurden unter dem Titel "IKT (Informations- und Kommunikationstechnologien) - Konzepte und Standards" spannende Themen diskutiert.
Margot Werner von der Österreichischen Nationalbibliothek berichtete über das neu eröffnete Center für Informations- und Medienkompetenz.
Fabian Franke von Universitätsbibliothek Bamberg referierte über "Informationskompetenz gegen Fake Science Aktivitäten" ein interessantes Thema, finde ich.
Es wurde das Angebot von gedruckten Zeitschriften und elektronischen Zeitschriften aufgezeigt und Qualitätskriterien für seriöse Zeitschriften diskutiert (think, check, submit).
Der kritische Umgang mit wissenschaftlichen Arbeiten und der Zugang für angehende Wissenschaftler wurde dargestellt.
Michaela Zemanek von der Universität Wien sprach über "Framework2go" das ist das Framework for Information Literacy for Higher Education der Association of College & Research Libraries (ACRL).
Mit sehr anschaulichen Beispielen präsentierte sie die Grundlagen der Informationskompetenz.
Solche Darbietungen wären nicht nur für Studenten sondern auch für Schüler und andere Teile unserer Gesellschaft sinnvoll, dachte ich mir dabei.
In den Pausen zwischen den Vorträgen konnte man die interessante Firmenausstellung besuchen oder einfach über die Straße in den historischen Hofgarten gehen.
Riesige Bäume und schöne Blumen in der Sonne waren die richtige Entspannung.
Es war natürlich unmöglich an allen 160 Vorträgen des Kongresses teilzunehmen, von denen viele gleichzeitig stattfanden. Deshalb kann dieser Bericht nur meinen subjektiven Eindruck wiedergeben.
Immer wieder wurde über Konzepte zur Neugestaltung der Räumlichkeiten und eine Verbesserung der organisatorischen Abläufe gesprochen.
Da wurden auch hochtechnisierte Konzepte und Anwendungen vorgestellt, wie etwa:
Michael Schaarwächter von der technische Universität Dortmund "Automatisierung mit RFID-UHF und Suchrobotern"
2021 wurde der Bestand von knapp einer Million Medien in vier Monaten mit RFID-UHF-Tags ausgerüstet und jetzt können die Medien beliebig (auch chaotisch) aufgestellt werden und werden von den Suchrobotern gefunden. Auch die Überwachung und Inventur ist jetzt leicht möglich.
Sehr aufschlussreich fand ich auch die Podiumsdiskussion über künstliche Intelligenz.
Martin Gasteiner (Universitätsbibliothek Wien) moderierte die Diskussion
und
Martina Baravalle (Universität für Musik und darstellende Kunst Wien)
Sonja Gabriel (Kirchlich Pädagogische Hochschule Wien/Krems)
Ortrun Gröblinger (Universität Innsbruck)
Justus Piater (Universität Innsbruck)
Dominik Reisner (Bundesministerium für Wissenschaft, Bildung und Forschung)
Daniela Rothe (Universität Innsbruck)
diskutierten vor einem zahlreichen und sehr interessierten Publikum über künstliche Intelligenz und besonders intensiv über ChatGPT.
Viele persönliche Begegnungen und Gespräche konnte man in dieser angenehmen Umgebung führen und keiner bedauerte wirklich, dass diesmal eine virtuelle Teilnahme am Kongress (noch) nicht möglich war.
Bei der Abschlussveranstaltung am Freitag konnten Maria Seissl (VÖB), Christina Krenmayr (BVÖ) und Eva Ramminger (Universitäts- und Landesbibliothek Tirol) ein sehr positives Resümee ziehen.
Ich habe aber danach noch das schöne Wetter ausgenutzt und erkundete mit dem öffentlichen Bus der Linie J die Umgebung von Innsbruck (peak to peak),
Heimreise nach Wien mit dem Zug...
weitere Infos:
1. Österreichischer Bibliothekskongress
Arbeitswelten-Realitäten und Visionen
www.bibliothekskongress.at
https://www.uibk.ac.at/congress/bibliothek2023/
EODOPEN project
https://eodopen.eu/
Informationskompetenz
Das Portal der Kommission Informationskompetenz der VÖB in Österreich
http://www.informationskompetenz.or.at/
Framework for Information Literacy for Higher Education
https://www.ala.org/acrl/standards/ilframework
Was hat die Wahl des Jokers in der Millionenshow mit Informationskompetenz zu tun?
Das Framework der ACRL in der Vermittlung von Informationskompetenz
May 2021
DOI:10.5282/o-bib/5653
Authors:
Michaela Zemanek
University of Vienna
https://doi.org/10.5282/o-bib/5653
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