Gekreuzte Geschichten: Mexiko zu Dank verpflichtet
Im Rahmen des Projekts "Gekreuzte Geschichten" setzen Künstler wie Thomas Fatzinek ein Zeichen.
LEOPOLDSTADT. Das Jahr 2018 bietet Anlass für zahlreiche Gedenkveranstaltungen: 100 Jahre Republik und 80 Jahre Anschluss Österreichs sind Punkte der Geschichte, die uns auch in der Gegenwart immer wieder begegnen.
Das Projekt "Gekreuzte Geschichten" hat es sich zur Aufgabe gemacht, an den 19. März 1938 zu erinnern – an den Tag, als Österreich von der Landkarte verschwand und Teil Nazi-Deutschlands wurde.
Mexiko zu Dank verpflichtet
Im Zentrum des Gedenkprojektes steht Mexiko und seine Rolle im Jahr 1938. Innerhalb Europas gab es damals kaum Stimmen, die das Handeln des von Adolf Hitler autoritär geführten Regimes verurteilten. "Ausgerechnet das geografisch weit entfernte Mexiko hat sich damals als einziges Land klug, mutig und vor allem völkerrechtskonform verhalten", stellte der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer während seiner Rede bei der Eröffnung des Gedenkprojektes fest. Damals hat die mexikanische Regierung aufgrund des Anschlusses vor dem Völkerbund, dem Vorgänger der UNO, protestiert. Das Land in Lateinamerika war auch Zufluchtsort für viele Österreicherinnen und Österreicher, die ihre Heimat aufgrund des totalitären Regimes verlassen mussten. Anschließend bedankte sich Fischer auch bei der mexikanischen Botschafterin in Wien, Alicia Buenrostro Massieu, stellvertretend für die gesamte Republik Österreich.
"Gekreuzte Geschichten. Mexikoplatz 1938 – 2018" soll die Erinnerungen an Verfolgung und Exil in den Mittelpunkt stellen. Dabei soll ein Bogen zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart gespannt werden. Den Anfang macht die Dauer-Plakatinstallation von Thomas Fatzinek. Auf vier Litfaßsäulen sind Plakate des Linzer Künstlers zu sehen. Sie beschäftigen sich mit einzelnen historischen Aspekten und dokumentieren die Verbindung zwischen Mexiko und Österreich rund um den Anschluss.
Kunst und Wissenschaft
Das Projekt, das noch bis in den Herbst hinein geht, wird von dem Historiker Berthold Molden geleitet. Da er sich auch beruflich mit Interaktionen zwischen Europa und Lateinamerika im 20. Jahrhundert beschäftigt, war die Idee schnell geboren, diesen geschichtlichen Aspekt ins Zentrum des Projektes zu rücken. "Ziel ist es, durch die Zusammenarbeit von Historikern und Künstlern mit unterschiedlichen Biografien die historischen und aktuellen Erfahrungen von Vertreibung und Exil zu verbinden und somit Gedenken in der Gegenwart zu aktualisieren", erklärt der Leiter.
Was das Projekt sonst noch alles zu bieten hat, werden die nächsten Wochen und Monate zeigen: Bereits im Juni wird "Exiled Gaze – Der exilierte Blick", kuratiert von Doris Posch, vorgestellt. Dabei schildern Filmemacher aus Bulgarien, Syrien, dem Irak und Afrika ihre eigenen Erfahrungen mit dem Thema Flucht und stellen rund um den Begriff Asyl eine Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart her.
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