Eine Arztpraxis ist kein Bauunternehmen
Der Vorschlag von Hauptverbandschefin Ulrike Rabmer-Koller, für Ärzte eine ‚Leistungskomponente‘ einzuführen, das heißt, man solle einem Arzt, der zum Beispiel bei 20 Prozent seiner Diabetespatienten den Zuckerwert reduzieren könne, einen Bonus geben, ist weder durchdacht noch praxisnah.
Der Genesungsfaktor hängt ja nicht vom Arzt alleine ab, sondern zum Beispiel auch ganz wesentlich von den Lebensumständen des jeweiligen Patienten. Die Möglichkeiten der Patienten an ihrer Genesung mitzuwirken und ihre Gesundheitskompetenzen sind unterschiedlich. Das wird hier völlig außer Acht gelassen.
Ziel einer ehrlichen und sachorientierten Gesundheitspolitik muss es sein, allen Patienten - unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten und unabhängig vom Wohnort - einen entsprechenden Zugang zur Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Dazu sollte man vor allem den niedergelassenen Bereich stärken – durch eine Entbürokratisierung, eine entsprechende Anzahl an Kassenstellen, eine entsprechende Dotierung der Kassenverträge, die entsprechende Förderung von Lehrpraxen, die Möglichkeit, dass Ärzte auch Ärzte anstellen können usw.
Derzeit passiert aber genau das Gegenteil: Die Ärzte werden mit bürokratischen Hürden zugeschüttet, die Tätigkeit als Kassenarzt wird so unattraktiv wie möglich gemacht und ein ganzer Berufsstand einfach so unter Generalverdacht gestellt – siehe ‚Mystery Shopping‘.
Und zum "Drüberstreuen" will man den Ärzten nun zu hundert Prozent die Verantwortung für etwas umhängen, das sich teilweise ihrem Verantwortungsbereich entzieht.
Eine Arztpraxis ist kein Bauunternehmen.
Die Parameter, nach denen sich der Erfolg eines Unternehmens definiert, kann man nicht einfach eins zu eins auf die Genesungsfortschritte eines Patienten umlegen.
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