Baustelle in Liesing
In der Carlbergergasse wackeln die Wände
In der Carlbergergasse leiden Anrainer unter der Baustelle für ein geplantes Logistikzentrum mit zehn Hektar.
WIEN/LIESING. Martin Kurz ist verzweifelt: Vis-à-vis seiner Wohnung in der Carlbergergasse wird seit einigen Monaten am City Park Vienna gebaut. Das Logistikzentrum wird rund zehn Hektar groß sein – etwa 14 Fußballfelder.
Mit einem Info-Brief wurde der Anrainer mit seiner Familie von der Baufirma über die Arbeiten informiert: "Es besteht die Möglichkeit, dass durch feinfühlige Menschen Erschütterungen wahrgenommen werden", ist darin zu lesen. "Das ist reiner Zynismus", ärgert sich der 60-Jährige. "Bis vor ein paar Tagen kam ein Bodenverdichter zum Einsatz, der alle zwei Sekunden so stark auf das Erdreich eingehämmert hat, dass bei uns die Wände gewackelt haben – ganz abgesehen vom Lärm", sagt der studierte Techniker, der beruflich als Lichtberater tätig ist. Er zeigt auf ein Kästchen am Balkon: "Das ist ein Erschütterungsmessgerät der Baufirma, eventuell auftretende Risse in unseren Wänden werden ebenfalls dokumentiert".
Roman Schmid, Obmann der Liesinger FPÖ, ist mit den Anrainern im Gespräch. "Ihre Sorgen und Bedürfnisse werden nicht ernst genommen, im Brief der Baufirma stand nicht einmal eine Telefonnummer", sagt Schmid und betont, "nicht grundsätzlich gegen alle Bauprojekte" zu sein. "Baustellen machen leider Lärm. Aber abgesehen von der Bodenversiegelung von zehn Hektar ist fraglich, ob solche gewaltigen Bauprojekte nicht das Liesinger Ortsbild kaputtmachen", so Schmid.
Lauter wird's nicht mehr
Vom Bauherrn, der Firma CPV, ist zu hören, dass die Bodenverdichtung zwar "leider notwendig", aber bereits abgeschlossen sei. Die weiteren Bauarbeiten würden leiser und weniger belastend für die Anrainerinnen und Anreiner sein – die Fertigstellung des Logistikzentrums sei für 2023 geplant. Die Büro- und Lagergebäude mit mehreren LKW-Verladerampen werden zwölf Meter hoch sein.
"Die Hauptzufahrt wird in der Brunner Straße liegen, in der Eduard-Kittenberger-Gasse wird es in Höhe der Eitnergasse eine kleinere Einfahrt geben", weiß Bezirksvorsteher Gerald Bischof (SPÖ). "Der Ladeverkehr wird sich aber komplett im Inneren abspielen, dabei dienen die Gebäude des Logistikzentrums als Schallschutz für die Anrainer", fügt er hinzu. Zusätzlich werden laut Bischof entlang des Zauns in Carlbergergasse und Eduard-Kittenberger-Gasse auch Bäume gepflanzt, "dazu werden die Dächer begrünt."
Grundsätzlich sei die Verkehrsbelastung der Anrainerinnen und Anrainer durch ein Logistikzentrum geringer, als wenn "stattdessen hunderte Wohnungen gebaut würden, schließlich beschränken sich die Betriebszeiten auf die Wochentage. Und nicht zuletzt entstehen dort mehr als 800 Arbeitsplätze", so Bischof.
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