"Ich dachte, der Schädel platzt" - Über das Leben mit "Burnout"

Burnout ist eine unterschätzte Gefahr unserer Zeit. | Foto: Archiv
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BEZIRK LILIENFELD. "Bitte erwähnen Sie meinen Namen nicht im Bericht. Es ist für mich nach monatelanger Arbeitslosigkeit ohnehin schwierig, wieder ins Berufsleben einzusteigen. Da wäre es wenig hilfreich, wenn die Personalchefs meinen Namen und von meinen Problemen in den Bezirksblättern lesen", erklärt Horst (Name von der Redaktion geändert) aus dem oberen Traisental.

Beruflicher Erfolg

Im Jahr 2015 kletterte der Angestellte noch die Karriereleiter steil bergauf. "Ich wurde in einem St. Pöltner Unternehmen nach mehreren Jahren befördert. Ich sah mich am Ziel meiner beruflichen Bemühungen. Doch mit der neuen Aufgabe war auch mehr Arbeit und Verantwortung verbunden", erinnert sich der Familienvater.

Die ersten Anzeichen

Anfangs klappte es gut, etwa nach einem halben Jahr gab es erste Probleme. Meine Familie fühlte sich - zu Recht - vernachlässigt. Ich saß oft an den Wochenenden am Computer anstatt Zeit mit Frau und Kindern zu verbringen". Vom Chef wurden Horst immer weitere Aufgaben zugeteilt. "Von einer 40-Stunden-Woche konnte ich nur träumen". Kopfschmerzen stellten sich beinahe täglich ein, die Familie bemerkte, dass Horst immer gereizter wurde. "In meinem Kopf gab es irgendwann keinen Platz mehr für Familie, Freunde und Hobbies. Alles drehte sich nur noch um die Arbeit", erinnert sich Horst.

Völlig ausgebrannt

Nach knapp zwei Jahren war Schluss. "Der Körper sendete lange Warnsignale. Übelkeit am Morgen, Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen. An einem Montag sackte ich zur Mittagszeit im Büro zusammen. Krankenstand. Zukunftsängste. Nach einem langen Gespräch mit dem Arzt meines Vertrauens einigte ich mit dem Arbeitgeber auf eine einvernehmliche Kündigung. Ich hatte eine Auszeit nötig, der Körper spielte nicht mehr mit", erklärt der Familienvater heute.

Fälle wie jener von Horst sind den Experten der Arbeiterkammer nicht fremd. "In Beratungsgesprächen merken wir deutlich, dass Arbeitsverdichtung und 'nicht abschalten können von der Arbeit' den Menschen zu schaffen macht. Immer höhere Leistung in immer kürzerer Zeit und dazu noch ständige Verfügbarkeit münden unweigerlich in einem Anstieg der Überlastung und schließlich in Burnout-Fälle", weiß Lilienfelds Arbeiterkammerchef Burkhard Eberl.

Arbeiterkammer hilft

"Wir versuchen als Arbeiterkammer, dem entgegen zu steuern. Denn gesunde Mitarbeiter leisten mehr und belasten nicht das Sozialsystem" macht Eberl die Win-Win-Situation in Sachen Sicherheit und Gesundheit im Betrieb deutlich. Trauriges Detail am Rande: die Mitarbeiter, die sich ausgebrannt fühlen, werden immer jünger. "Ich möchte alle, die erste Anzeichen bemerken, warnen. Man geht durch die Hölle wenn man nicht zurückschaltet. Kein Job, kein Gehalt, ist es wert, sich kaputt zu arbeiten", erklärt Horst abschließend.

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