Zu Fuss: 14.000 Kilometer, 26 Länder, 15 Monate, 1 Priester

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Katholischer Priester pilgert zu Fuß von Liechtenstein nach Jerusalem ... und wieder zurück. Unterwegs verteilt er 25.000 Euro an Hilfsprojekte und Bedürftige. Am 26. Februar 2016 (19.30 Uhr) gastiert er mit einem Multimedia-Film-Vortrag und einer Buchpräsentation in Weichstetten (Linz Land). Ein Interview zu einer ungewöhnlichen Pilgerreise.
(veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung auf meinbezirk.at)

E.S.: Seit Hape Kerkelings Reisebeschreibung aus dem Jahr 2006 sind Pilgerwege richtig in Mode. Auch bei Priestern?

Schwarz: Nun, Pilgern hat natürlich eine viel ältere und wohl auch religiösere Tradition als das unterhaltsame Werk des deutschen Entertainers. Aber auf eine Weise hat auch meine eigene "Pilgerkarriere" auf dem Jakobsweg begonnen. 1998 war ich als Theologiestudent 3000 Kilometer ohne Geld und ohne Rucksack von meiner Heimat in Oberösterreich nach Santiago de Compostela unterwegs. Es war eine unvergessliche, von oben gütig begleitete Reise, die schon damals den Entschluss reifen ließ: Wenn es mir noch einmal geschenkt wird, dann will ich eine Wallfahrt in den Osten machen, nach Jerusalem. Und dank meines verständnisvollen Bischofs und der glücklichen Personalsituation in meinem Bistum konnte ich in einem Sabbatjahr am 1. Mai 2013 aufbrechen.

E.S.: Jerusalem scheint als Pilgerziel populärer zu werden. Einige Jahre vor Ihnen sind drei weitere Österreicher, darunter Abfahrtsweltmeister David Zwilling, ins Heilige Land aufgebrochen. Kommt nach dem "Camino" in Spanien nun ein "Jerusalemweg"?

Schwarz: Nun, es gibt Pilger, die sich dafür einsetzen. Aber der Weg nach Jerusalem ist kaum mit dem Camino in Spanien zu vergleichen. Jedes Jahr kommen in Jerusalem eine handvoll Pilger zu Fuß aus Europa an und jeder sucht, findet und geht seinen eigenen Weg.

E.S.: Ihr eigener Weg war nun ja wirklich "eigen". Wie kommt man auf die Idee über Russland und den Iran nach Israel zu marschieren?

Schwarz: Meine Zielsetzung war eine andere. Für mich war es eigentlich nicht wichtig Jerusalem zu erreichen. Ich habe nicht den kürzesten Weg gesucht um es "zu schaffen", sondern bin aufgebrochen für das "einfache", stille Leben unterwegs, für die Zeit zum Gebet und die Begegnung mit den Menschen. Von daher war es auch nicht schlimm, dass mein Weg um einiges länger war, als jener der meisten Pilger, die nach Jerusalem pilgern. So wanderte ich durch die Ukraine, Russland, Georgien, Armenien oder den Iran - alles Länder, die normalerweise von Jerusalempilgern nicht beschritten werden.

E.S.: Ihr Weg war in der Tat sehr lange. 14.000 Kilometer. Haben Sie die wirklich zu Fuß zurückgelegt?

Schwarz: Mein Weg führte ja nicht nur ins Heilige Land, sondern auch wieder zurück nach Liechtenstein. Zu Fuß war ich 13969 Kilometer unterwegs. Dazu kommen: 5 km mit einem ukrainischen Panzer; 13 km mit einem russischen Motorboot; 4 Strecken mit Fähren, eine Nacht auf einem Containerschiff und ein Flug um die einmal den Krisenherd Abchasien und dann Syrien zu umgehen.

E.S.: Wie viele Kilometer haben Sie da täglich geschafft?

Schwarz: Im Schnitt zwischen 40 km (Hinweg) und 46 km (Rückweg) täglich. Die längste Tagesetappe waren 75 Kilometer.

E.S.: Und wie viele Paar Schuhe haben Sie da durchgelaufen?

Schwarz: Ich bevorzuge leichte Schuhe, weil darin auf langen Etappen die Füße nicht so müde werden. Schließlich macht es einen Unterschied ob man bei jedem Schritt einen Bergstiefel mit 1,3 kg anhebt oder nur eine Sandale mit 300 Gramm. Der Nachteil ist, dass die Sohlen nicht ersetzt werden können. Gesamt habe ich auf der Reise 7 Paar Sandalen, 3 Paar Laufschuhe und 2 Paar festere Schuhe durchgelaufen. Wobei 4 Paar vermutlich noch in aktivem Dienst sind. Die habe ich verschenkt, beziehungsweise sind sie immer noch in meinem Schuhschrank.

E.S.: Die Reise war, wie Sie gesagt haben, ein Geschenk für Sie. Haben Sie mit dieser Reise auch einen guten Zweck unterstützt?

Schwarz: Auf dem Weg nach Spanien 1998 war ich auf die Hilfsbereitschaft anderer angewiesen gewesen. "Vertrauen in Gott und auf Seine Vorsehung" nennt man das als religiöser Pilger. Auf der Reise nach Jerusalem wollte ich die "Vorsehung" in die andere Richtung wirken lassen und dort etwas geben, wo mit Gott hinführen würde. Dank der riesigen Unterstützung und Spendenbereitschaft der Pfarrei (rund 30.000 Schweizer Franken) konnte ich das schließlich in einem noch viel größeren Umfang tun. Viele Menschen haben mich auf diese Weise begleitet, gutes getan und so am Weg teilgenommen. Unter den befanden sich unter anderem eine ukrainische Pfarrei - das Pfarrhaushaus hatte keine Heizung - , eine rumänische Klinik für Bedürftige, ein Behindertenprogramm in Georgien, ein Krankenhaus in Armenien und eine Schule der Versöhnung zwischen Arabern und Juden in Israel.

E.S.: Viele dieser Länder, die Sie durchwandert haben, sind von Konflikten geprägt. Haben Sie selbst wenigstens inneren Frieden gefunden?

Schwarz: Nach dem Heiligen Augustinus ist Friede "Ruhen in der Ordnung". Es gab friedvolle Momente. Es gab auch das komplette Gegenteil. "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht o Gott in Dir." Auch dieser Satz ist von Augustinus und zeigt mir nach wie vor, dass der Friede in meinem Herzen noch wachsen kann. Denn in der Tugend und Liebe bin ich immer noch dabei, mein Leben auf Gott hin zu ordnen. So beginnt Friede im Herzen und ein Stück weit damit auch in der Welt.

E.S.: Was war das schönste Erlebnis auf dieser langen Reise?

Schwarz: Das schönste Erlebnis? Das lässt sich nicht einfach sagen. Es gab so viele Erlebnisse, die wie bei einem Mosaik erst gemeinsam ein Bild ergeben. Müsste ich etwas herausgreifen, wären es wohl zwei Beichten, die ich unterwegs gehört habe. Nur um diesen beiden Menschen nach dem Beichtgespräch mitten am Weg die Lossprechung zu geben, wäre es schon wert gewesen, 14.000 km zu gehen.

E.S.: Das ist wohl ein passender Schluss für die Fastenzeit. Ich danke für das Gespräch.

Mehr Information zur Reise auf www.4kmh.com

Buchtipp:
Johannes M Schwarz
"Tagebuch eines Jerusalempilgers"
464 Seiten, 670 Bilder
ISBN: 978-3200039773

Vortrag in St. Marien bei Linz:

Freitag, 26. Februar
19.00 Uhr
Gasthaus Dutzler - "Zur Sonne"
A-4502 Weichstetten

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