ÖBB-Pläne in Leonding
Bürgermeisterin Naderer-Jelinek: "Werden mit allen Mitteln kämpfen"
Leondinger Stadtpolitik ruft Bevölkerung zum gemeinsamen Widerstand gegen ÖBB-Ausbaupläne.
LEONDING (red). Zum Bersten voll war der Leondinger Stadtsaal am vergangenen Montag. Bürgermeisterin Sabine Naderer-Jelinek hatte die Bürger eingeladen, um sie einerseits über die ÖBB-Pläne in Sachen vierstreckigen Ausbau der Westbahn zu informieren. Andererseits rief die Stadtchefin zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen genau dieses ÖBB-Vorhaben auf. "Wir forderten von Beginn an eine Tieferlegung der Bahntrasse sowie eine Einhausung, um auch in Zukunft in einer lebenswerten Umgebung leben zu können", betont Naderer-Jelinek.
Bürgerinitiative wiederbelebt
In den derzeitigen Plänen der ÖBB sind diese Maßnahmen jedoch nicht vorgesehen. Um der Forderung der Stadt Nachdruck zu verleihen, wurde die Initiative "Impulse Schiene Leonding" wiederbelebt. Sie soll die Bevölkerung mobilisieren und fundierte Argumente zur aktuellen Sitaution liefern. Ihr Sprecher ist alter bekannter: Alt-Bürgermeister Walter Brunner. "Wir diskutieren schon sehr lange über den Weststreckenausbau. Fakt ist, dass wir unbedingt eine Einhausung und eine Tieferlegung der Gleise benötigen. Ansonsten würde Leonding durchschnitten, was für die Entwicklung der Stadt fatale Folgen hätte", betont Brunner. Man hätte in der Vergangenheit bereits einige alternative Projekte präsentiert, diese fanden bei den ÖBB wenig Beachtung.
"Versprechen einhalten"
Die Stadt fordert zudem von den ÖBB, die Zahlen auf den Tisch zu legen, was die Kosten für das Bauprojekt anbelangt. "Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die ÖBB einfach eine andere Berechnungsbasis zu Grunde legen. Die ÖBB verweigern alerdings eine Herausgabe der Zahlen, obwohl das Land einen klaren Auftrag zur Abstimmung erteilt hat", unterstreicht Naderer-Jelinek. Ausserdem pocht Leondings Bürgermeisterin auf die Einhaltung gemachter Versprechen. So gibt es eine Zusage, wonach sich das Land OÖ, die Stadt Leonding sowie der Bund die Mehrkosten für ein alternatives Projekt – samt Einhausung und Tieferlegung – teilen würden genauso wie die Zusage der ÖBB, nur ein einvernehmliches Projekt zu realisieren. "Jetzt ist es Zeit, diese Zusagen auch umzusetzen", so die Bürgermeisterin.
Lärm und wirtschaftlicher Stillstand
Sollte der Westbahnausbau so wie von den ÖBB geplant über die Bühne gehen hätte dies laut der Stadtgemeinde negative Auswirkung auf Leonding. Zum einen würde die erwartete Frequenzsteigerung des Zugverkehrs viel Lärm für die Bürger mit sich bringen zum anderen würden Stadtteile zerschnitten.
Doch nicht nur Leondings Bürger sind besorgt. Nina Redl-Klinger, Geschäftsführende Gesellschafterin der Lewog Leonding, spricht von aktuellen wirtschaftlichen Stillstand in der Stadt. "Die Unternehmer sind derzeit verunsichert und halten sich aktuell mit Investitionen zurück. ES muss nun bald Klarheit her", so die Geschäftsfrau, die selbst in Leonding lebt.
Ja zum Ausbau
"Wir sind für den viergleisigen Ausbau der Westbahn und legen ein klares Bekenntnis für die Verlagerung des Pkw-Vekehrs auf die Schiene ab, aber es braucht ein nachhaltige Lösung. Wir wollen eine faire Behandlung der Stadt Leondign seitens der ÖBB", fasst Naderer-Jelinek zusammen.
Umweltverträglichkeitsprüfung vor Abschluss
Das UVP-Verfahren für die oberirdische Lösung steht kurz vor dem Abschluss. Dieses Verfahren soll laut Bürgermeisterin der ÖBB auch als Argument dienen, warum man alternative Lösungen nicht berücksichtigen könne, da dies das Procedere verlängern würde. "Wir sind immer, und zwar einstimmig, für eine Einhausung und eine Tieferlegung eingetreten und das wissen die ÖBB auch. So gesehen ist diese Argument zu vernachlässigen", erklärt Naderer-Jelinek, die nun einen härteren Widerstand ankündigt. "es wird Aktionen geben. Wir handeln mit allen Mitteln", verspricht die Bürgermeisterin.
Landesrat will vermitteln
Infrastruktur-Landesrat Günther Steinkellner will zwischen den verhärteten Fronten die Rolle des Mediators übernehmen. „Die Landespolitik hat sich stets um konstruktive Gespräche bemüht und hat es geschafft, alle Entscheidungsträger mehrfach an einen Tisch zu bringen“, unterstreicht Steinkellner. „So wurde bei der letzten Gesprächsrunde vereinbart, ein technisch akkordiertes Projekt vorzulegen. Dies soll unter anderem auch als eine politische Entscheidungsgrundlage dienen. Leider liegt eine solche valide, technische Gegenüberstellung, in der sich ein Konsens und Dissens erkennen lässt, bis dato nicht vor“, so Steinkellner.
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