„Heimatgefühl der Kinder ist europäisch“

Beate Bräuer lebt „Europa“ mit der Familie in Belgien. | Foto: Bräuer
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Könnten Sie kurz Ihren Werdegang schildern?

Beate Bräuer: Nach der Matura in der Körnerschule in Linz absolvierte ich mein Studium an der Wirtschaftsuniversität in Wien. Während meines Studiums verbrachte ich im Sommer die Ferien meist im Ausland zur Vertiefung der Fremdsprachen, in Paris, aber auch Montreal, und dies meist verbunden mit Ferialpraktika. Schon damals genoss ich es, andere Kulturen und Länder zu entdecken. Heute, 2018, leite ich die Verkaufsabteilung der Firma Citrique Belge und bin ich Mitglied im Managementboard des Unternehmens.

Wieso haben Sie sich für ein Leben im Ausland entschieden?

Mein Mann und ich sahen dies als große Chance, nach dem Studium Erfahrung im Ausland machen zu können. Dies war damals gar nicht so selbstverständlich, aber ich sah dies sehr wohl als Sprungbrett für die Karriere.

Was bleibt auf der Strecke?

Jeder Beginn im Ausland erfordert viel Engagement, sowohl beruflich wie auch privat, um sich Netzwerke aufzubauen etc. Da bleibt wenig Zeit, seine Kontakte und Freundschaften in der Heimat zu pflegen. Vor allem, wenn man dann auch noch Familie hat und beruflich eingesetzt ist.

Gibt es große Unterschiede zum Arbeitsleben in Österreich?

An sich denke ich, dass die Unterschiede in Europa nicht so groß sind. Allerdings musste ich zu Beginn meiner Tätigkeit hier in Belgien doch die Erfahrung machen, dass die Gewerkschaften eine sehr starke Position genießen und viel Macht haben und starken Einfluss auf ein Unternehmen nehmen können, ähnlich wie in Frankreich. Da hat Österreich mit der Rolle der Sozialpartnerschaft doch eine sehr privilegierte Stellung. Außerdem gibt es hier keine Titelsucht und der Umgang allgemein ist weniger hierarchisch. Man spricht sich generell mit Vornamen an, dies fördert die Kollegialität. Noch ein kleiner Vermerk: In Belgien behält die Frau immer den Mädchennamen, auch wenn man verheiratet ist. So gesehen habe ich meinen Namen wieder zurückbekommen und laufe wieder unter Beate Seidel.

Wie werden Sie in Belgien als Österreicherin wahrgenommen?

Österreich hat generell einen guten Ruf. Die Flamen kennen Österreich als Urlaubsland, sowohl im Sommer die Berge und im Winter zum Skifahren. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass die Belgier und Österreicher einige Gemeinsamkeiten haben. Beide Nationen sind Genießer, Familienmenschen und gemütlich.

Was würden Sie jemandem raten, der vorhat, es Ihnen gleichzutun und sein Glück im Ausland zu versuchen?

Ja, absolut. Es ist auf jeden Fall eine persönliche Bereicherung. Man muss nur aufpassen, den Sprung zurück nicht zu verpassen. Sonst kann es schwierig werden, aufgrund der langen Absenz den Kontakt zum Arbeitsmarkt zu verlieren und wieder Anschluss zu finden. Auch muss man sich von Beginn an über die jeweiligen Konsequenzen der Sozialversicherung im Klaren sein, diese ist noch nicht so europäisch, wie wir es gerne hätten.

Wie definieren Sie „Heimat“ und wo ist diese?

Heimat ist nach wie vor Österreich. Ich bin in Österreich aufgewachsen, das prägt. Bei meinen Kindern ist das Heimatgefühl bereits wesentlich europäischer. Sie sind mehrsprachig aufgewachsen, in Belgien zur Schule gegangen und haben in Österreich studiert, um so doch noch das österreichische Heimatgefühl aufkommen zu lassen.

Sind Sie eine überzeugte Europäerin? Wenn ja, warum?

Auf jeden Fall. Die Währungsunion bringt uns nicht nur persönliche Vorteile – keine unterschiedlichen Landeswährungen, wenn Sie verschiedene EU Länder bereisen, sondern vor allem wirtschaftliche. Ich verfolge mit großem Interesse die Diskussion um den Brexit. Im Fall eines harten Brexit hätte dies enorme Folgen.

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