Weihnachten: Interview mit dem Betriebsseelsorger Linz-Land

Fritz Käferböck-Stelzer, Betriebsseelsorger für Linz-Land
2Bilder
  • Fritz Käferböck-Stelzer, Betriebsseelsorger für Linz-Land
  • hochgeladen von Roswitha Scheuchl

LINZ-LAND (ros). Fritz Käferböck-Stelzer ist Betriebsseelsorger für Linz-Land.
Wesentlich in seiner Arbeit ist die Begleitung von Menschen in der Arbeitswelt, sei es in Einzelgesprächen oder in Runden, wo das Leben in seiner Gesamtheit zur Sprache kommt.

BezirksRundschau: Was bedeutet Weihnachten für Ihre Organisation?Fritz Käferböck-Stelzer: Mensch- du bist göttlich. So einfach lautet die Zusage, die uns Weihnachten in der Geburt Jesu entgegenkommt. Weihnachten ist die Feier der Menschwerdung Gottes. Und die passiert nicht in den Palästen der Mächtigen. Gott kommt ganz unten zur Welt, in einem Stall bei den kleinen Leuten, den Hirten. Heute wären es vielleicht Asylwerber, Arbeitslose, Ausländerinnen. Gott kommt als Kind zur Welt, schutzlos, angewiesen auf menschliche Nähe, auf einen behutsamen Umgang miteinander, auf grenzenlose Solidarität. Weihnachten stellt so konkret die Frage: Wo sind wir Mensch, wo handeln wir menschlich? Weihnachten ist zentral, weil es den Traum von einem neuen Menschen träumt, einem solidarischen Miteinander, von einer gerechten Gesellschaft, in der alle Platz haben.

Was bieten Sie an?
Wir laden jedes Jahr zu einer Adventfeier ein, heuer ist sie am Montag, den 17. Dezember um 19.00 Uhr. Eine besinnliche Stunde mit Musik und Texten rund um Weihnachten, quasi eine Unterbrechung des Alltags. Dazu kann jede und jeder der mag auch einen Text, Gedanken mitnehmen, der sie in Bezug auf Weihnachten bewegt. Anschließend werden süße und saure Häppchen geteilt, die mitgenommen werden. Also unkompliziert einfach und eine besinnliche Stunde als Einstimmung auf Weihnachten hin.

Wie kann man dem Einkaufswahnsinn entkommen?
Umdenken und anders leben. Sich selber die Frage stellen, was möchte ich schenken? Gezielt einkaufen und sonst sich aus dem Staub machen, wenn zu den großen Einkaufsevents geladen wird. Hilfreich ist, sich immer wieder die Frage zu stellen: Was brauchen wir wirklich? Diese Frage ehrlich gestellt und beantwortet erspart viel Laufen und Kaufen.

Was ist das ideale Geschenk?
Zeit. In einer Zeit, wo alles immer schneller ablaufen soll, sei es in der Arbeit oder auch in der Freizeit, denn auch da möchten wir ja möglichst viel unterbringen und erleben, denke ich, könnte Zeit ein wunderbares Geschenk sein. Wir bekommen Lebenszeit Tag für Tag geschenkt, gerade Weihnachten wär ein guter Anlass, ein Stück unserer Lebenszeit miteinander zu teilen und uns Zeit mit- und füreinander zu nehmen. Und da muss gar nichts großes passieren. Ein Spaziergang, einen guten Kaffee mit Weihnachtskeksen, ein Spielenachmittag. Die Möglichkeiten, Zeit und damit ein Stück von sich zu schenken, sind vielfältig.

Sind die Erwartungen an das Fest bei vielen zu hoch?
Kommt auf die Erwartung an. Aber im Ernst. Wer erwartet denn überhaupt noch was von Weihnachten? Reden wir mit anderen über das, was uns an Weihnachten bewegt oder wichtig ist? Das scheint mir selten der Fall zu sein. Die Geschenke drängen in den Vordergrund, die Gabentische werden immer bunter, die Dekoration hat doch den Inhalt des Festes längst vergessen gemacht. Erwartung hat mit warten zu tun. Wer wartet, bleibt lebendig, schrieb Dorothee Sölle. Das könnte uns in einer Zeit, die alle Wünsche am besten gestern schon erfüllt haben möchte anregen, das Warten wieder in unser Leben zu holen und die Zeit des Wartens zu nutzen, um auf uns und unsere Bedürfnisse zu schauen.

Für viele Menschen ist Weihnachten ein Fest der Traurigkeit oder Depression, warum?
Die Zugänge zu Trauer und Depression oder depressiven Phasen können unterschiedlich sein. Menschen haben einen geliebten Partner verloren, einen Freund oder sind überhaupt sozial isoliert, allein und einsam. Gerade an einem so sinnlichen Fest wie Weihnachten, das ja auch mit gewissen Vorstellungen von heiler Welt, Friede, stiller Nacht verbunden ist, verdichten sich die Gefühle, wird es einem noch enger ums Herz. Bei Anzeichen von Depression würde ich therapeutische Begleitung oder ärztliche Betreuung empfehlen.

Zu kaum einer anderen Zeit ist die Angst vor dem Alleinsein so groß wie zu Weihnachten - was tun, wenn man niemanden hat?
Die Verantwortung für das eigene Leben kann man nur selbst übernehmen. Um dem Alleinsein zu entkommen, gibt es eine gute Möglichkeit. Mit anderen in Kontakt treten, einen Freund, eine Bekannte, eine Verwandte anrufen, jemanden einladen zum gemeinsamen Feiern. Vielleicht die Christmette besuchen und die Menschen rundherum spüren. Den eigenen Bedürfnissen Raum geben und schauen, was passt für mich. Es gibt auch Institutionen, die ganz bewusst ihre Räume für Alleinstehende gerade am 24. Dezember öffnen. Diese können gerne genutzt werden.

Wie verbringen Sie selbst das Weihnachtsfest?
Sehr entspannt. Gemütlich aufstehen und frühstücken, schauen, wer heuer den Baum schmückt, Bratwürstel zu mittag. Am Nachmittag umrahmen wir seit Jahren musikalisch die Kindermette in Lorch. Dann geht’s ab nach Hause wo wir das gemeinsame Festmahl vorbereiten. Dazwischen gibt jeder seine Geschenke unter die große Decke vor dem Christbaum. Und nach einem ausgedehnten Abendessen gehen wir zur Bescherung. Wir lesen das Weihnachtsevangelium, singen Stille Nacht und dann ziehen wir abwechselnd die Geschenke unter der Decke hervor und geben sie demjenigen, für den sie gedacht sind.

Fritz Käferböck-Stelzer, Betriebsseelsorger für Linz-Land
Anzeige
Erkrankt das Kind, besteht oftmals Unsicherheit, ob eine ärztliche Hilfe nötig ist oder nicht. Gerade zu den Feiertagen bietet „1450“ wertvolle 
Unterstützung.  | Foto: OÖ Gesundheitsholding
4

Hilfe, mein Kind ist krank!
Wann Sie selbst helfen können und wann der Arzt nötig ist

Wer mit Kindern lebt, kennt es: Das Kind fiebert plötzlich, hat Bauchschmerzen oder Durchfall. Die Sorge ist verständlicherweise groß. Gleichzeitig ist die kinder- oder hausärztliche Ordination gerade geschlossen bzw. die Notaufnahmen in den Krankenhäusern sind oft überlastet. Letzteres übrigens oft durch PatientInnen mit Beschwerden, die gut zu Hause behandelt werden könnten. Was können Sie also tun, wenn Ihr Kind krank ist – warten, selbst handeln oder sofort professionelle Unterstützung in...

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz-Land auf MeinBezirk.at/Linz-Land

Neuigkeiten aus Linz-Land als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk Linz-Land auf Facebook: MeinBezirk Linz-Land

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Veranstaltungs-Tipps, Partyfotos und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.