Buchtipp
Achtung Satire! Heilsbringer Corona und Bruckners Abgründe
Der Satireband „Warum wir Menschen sterblich sind“ von Stephen Sokoloff und Walter Lanz arbeitet sich an menschlichen Abgründen ab. Corona spielt dabei kaum eine Rolle.
LINZ. Corona reizt uns alle schon bis zur Weißglut. Der neue Satirenband „Warum wir Menschen sterblich sind“ von Stephen Sokoloff und Walter Lanz enthält deshalb nur eine Corona-Geschichte. Darin setzt Gott auf das Virus als Zuchtmeister in der moralischen Evolution. Ansonsten gießen die Autoren nicht weiter Öl ins Feuer aktueller pandemischer Meinungsschlachten.
Abgründe tun sich auf
Ein Phänomen zieht sich wie ein roter Faden durch die 27 Erzählungen: Wer einem Exemplar unserer Spezies ganz nahe kommt, blickt oft in einen Abgrund. Das Wesen vor uns verwandelt sich dabei in eine Ausgeburt an Raffgier, in einen religiösen Eiferer oder enttäuschten Zyniker. Der vorher noch Verträgliche vergisst seine gute Kinderstube und wird sadistisch oder besonders wehleidig. Mancher endet als Bedürfnis-Zombie, verbiegt sich bis zur Unkenntlichkeit oder versteigt sich in maßlose Überheblichkeit. Selbst Bruckners Genie schrumpft angesichts seiner vielen Marotten auf eine überschaubare Größe.
Schöpfen aus dem persönlichen Fundus
Der Stil der beiden Linzer bietet sowohl Schwarzhumoriges als auch Skurril-Heiteres. Walter Lanz schöpft für einige seiner Geschichten als vielfacher Vater und Großvater aus einem großen Erinnerungsspeicher. Stephen Sokoloff hingegen hat sich die Zwiespalt von Frust und Lust als Mann, Schriftsteller und Lehrer, aber auch eheliche Kontroversen therapeutisch von der Seele geschrieben. „Schmerzlich Erlebtes bekommt satirisch verarbeitet eine versöhnliche Note“, glaubt Sokoloff.
Warum wir Menschen sterblich sind
Innsalz, Verlag
ISBN 978-3-903321-43-4
104 Seiten
18,50 Euro
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