Kreuzfahrten
"Die Schiffe sind nicht schuld"
Eine Fremdenführerin hat uns erklärt, warum aus ihrer Sicht auch Linz vom boomenden Kreuzfahrttourismus profitiert und die Politik zu lange geschlafen hat.
LINZ. Als vor 20 Jahren das erste Kreuzfahrtschiff in Linz angelegt hat, war Sonja Thauerböck zur Stelle und hat die Touristen durch die Linzer Altstadt geführt. Amerikaner, Engländer und Kanadier waren das damals. Seither hat sich viel getan: Thauerböck ist stellvertretende Obfrau des Vereins der geprüften Fremdenführer in OÖ, und der Kreuzfahrttourismus auf der Donau hat sich zu einem boomenden Geschäft entwickelt. Über den Nutzen dieses Booms und der vielen Schiffe, die beim Donaupark anlegen, wird in Linz gerade heftig diskutiert.
"Müllabladeplatz für Reedereien"
Wie berichtet, kritisiert vor allem Vizebürgermeister Markus Hein die Auswirkungen stark. Linz sei lediglich Müllabladeplatz für die Reedereien, denn die meisten Touristen würden ohnehin mit Bussen zu Ausflugszielen wie Krumau oder Salzburg gekarrt. Während die Stadt also kaum wirtschaftlich profitiere, würde die Donaulände als Naherholungsraum der Linzer in Mitleidenschaft gezogen. Konkret spricht Hein die Busse an, die sich auf dem Treppelweg drängen, um Schiffstouristen für Ausflüge aufzunehmen. Durch die übrigen "gestrandeten" Gäste würden der Stadt laut Hein lediglich 2,1 Millionen Euro bleiben.
"Linz profitiert"
Austriaguide Thauerböck widerspricht Hein leidenschaftlich. Linz profitiere sehr wohl von den Touristen. Es gebe Schiffe, "da fahren in der Früh 30 Leute nach Salzburg und 130 bleiben in Linz". Bei manchen sei es aber auch umgekehrt. Zumindest ein halber Linz-Tag werde aber von den meisten Reedereien eingeplant. Nach der Stadtführung trinken viele Gäste noch einen Kaffee, ein Bier, kaufen ein oder nehmen sich eine Linzer Torte mit.
Kreuzfahrten spülen Gäste an den Strand
Was oft unterschätzt wird: Die Kreuzfahrten bringen Gäste, die sonst nicht gekommen wären. "Niemand bucht eine Kreuzfahrt, weil das Schiff in Linz anlegt. Aber viele kommen dadurch auch nach Linz – in eine Stadt, die sie nie auf dem Radar hatten", sagt Thauerböck. Wie viel müsste man investieren, um diese nach Linz zu locken?, fragt sie. Schuld an der unbefriedigenden Situation im Donaupark sei die Politik, die viel zu lange untätig zugesehen habe. "Es ist nicht so, dass gestern nur ein Schiff da war, und heute die spanische Armada vor Linz ankert", sagt Thauerböck.
"Hafen ist keine Option"
Linz müsse sich entscheiden, ob es diesen Tourismus will und dann eine passende Infrastruktur schaffen. Von dem Vorschlag, die Schiffe im Linzer Hafen anlegen zu lassen, hält sie nichts. "Wenn die Stadt für unsere Gäste nicht mehr fußläufig erreichbar ist, dann ist das uninteressant", so Thauerböck.
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