Frühe Hilfen: Pilotprojekt zur Stärkung junger Eltern

In Krisensituationen wissen Eltern oft nicht, an wen sie sich wenden sollen. Das neue Pilotprojekt will Abhilfe schaffen. | Foto: Rafael Ben-Ari/Fotolia
  • In Krisensituationen wissen Eltern oft nicht, an wen sie sich wenden sollen. Das neue Pilotprojekt will Abhilfe schaffen.
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"Oberösterreich verfügt über ein großes Netz an Hilfsangeboten für Familien in schwierigen Situationen. Die Vielfalt an Leistungen ist – gerade in Ausnahmesituationen – oft schwer überschaubar. Mit dem Pilotprojekt schaffen wir einen zentralen Knotenpunkt, von dem aus jede Familie zur notwendigen Unterstützung gelangt", so Landeshauptmann Josef Pühringer und Albert Maringer, Obmann der OÖ Gebietskrankenkasse.

Schwere familiäre Situationen können den Bindungsaufbau eines Babys zu den elterlichen Bezugspersonen schwer belasten: Rund 10 bis 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben später Schwierigkeiten in ihrer eigenen Sozialentwicklung, so deutsche Studien. Je rascher, offener und zielgenauer junge Familien in Krisen Hilfe erhalten, desto besser die Chancen auf Stabilisierung der Situation – und der späteren Kindesentwicklung. Diesen Gedanken der "Frühen Hilfen" setzen das Land Oberösterreich und die OÖGKK ab 3. März im gemeinsamen Pilotprojekt "Gut begleitet von Anfang an" um.

Schon jetzt gibt es vielschichtige Unterstützungsangebote für junge Familien in Krisen: psychologische Notdienste, Sozialberatung, Schuldnerberatung, Eltern-Kind-Zentren, Familienzentren, Frauenhäuser, etc. Diese Vielfalt an Angeboten wird der Vielfalt an Krisenursachen gerecht, kann aber – in lose vernetzter Form – zwei Probleme nur schwer lösen: In scheinbar hoffnungslosen Lagen finden Eltern oft nicht mehr die Kraft, von sich aus diese Hilfe anzufordern – oder meiden sie aus falscher Scham. Und im Augenblick der Überlastung können Menschen kaum klar denken und beurteilen, welches Angebot die Situation verbessern könnte.

Koordinationsstelle in Linz

Vor diesen Hintergründen nimmt ab 3. März 2014 eine neue "Frühe Hilfen"-Koordinationsstelle in der Diakonie Spattstraße in Linz ihren Betrieb auf. Hier werden alle verfügbaren, bereits bestehenden Leistungsangebote für junge Familien in Krisen zentral vermittelt. Im Zentrum arbeitet ein Team aus Psychologen und Sozialarbeitern, das aus der familiären Situation die "wahren" Probleme herausarbeitet, um dann zielgenaue Hilfe zu vermitteln. Ein Beispiel: Stecken finanzielle Schulden hinter der depressiven Stimmung junger Eltern, so wird (auch) ein Kontakt zur Schuldnerberatung hergestellt.

Ärzte und Gesundheitsberufe als Vermittler

Damit belastete Familien zu dieser Koordinationsstelle finden, sind Vermittler gefragt, die im Rahmen einer Geburt mit den Familien automatisch in Kontakt stehen: Gynäkologen, Säuglingskrankenschwestern, Hebammen, Fachärzte für Kinder- und Jugendheilkunde, etc. Wenn diese Berufsgruppen emotionale oder soziale Belastungen innerhalb einer Familie feststellen, können sie unkompliziert einen Kontakt zur Koordinationsstelle anbieten. Die Familie steht aber nicht in der Pflicht, diese Hilfe annehmen zu müssen. Bereits vor Projektstart konnten mehr als 70 Ärzte und Vertreter der Gesundheitsberufe aus dem Großraum Linz als Vermittler gewonnen werden.

"Viele Ärzte und Mitarbeiter in Gesundheitsberufen erkennen soziale und psychische Probleme bei jungen Eltern. Sie wollen dann – auch über ihren eigenen Kernbereich hinaus – den Menschen helfen. Bisher war es aber schwierig zu entscheiden, an welche Stelle die Patienten zu vermitteln sind. Das Projekt ,Gut betreut von Anfang an' schafft hier den entscheidenden Konnex", erklärt Maringer.

Zielgruppe: Eltern in schwierigen psychosozialen Situationen

"Gut begleitet von Anfang an" richtet sich an Erziehungsberechtigte mit psychosozialen Problemen, die sich – ohne Hilfe – zu verdichten drohen. "‚Frühe Hilfen’ lindern nicht nur die Situation für die Eltern. Vor allem stellen sie die Weichen für eine gesunde, psychische Gesundheit des Kindes – möglichst ein ganzes glückliches Leben lang. Insbesondere Mütter bzw. Erziehungsberechtigte, die ihre Aufsichtspflicht unter erschwerten Bedingungen leisten müssen, sollen jene Unterstützung bekommen, die ihre besondere Situation erfordert", betont Pühringer.

Pilotprojekt soll Erkenntnisse für weiteren Ausbau bringen

Das Pilotprojekt "Gut begleitet von Anfang an" startet am 3. März 2014 und wird über 18 Monate laufen (inkl. Evaluierung). Ziel ist, 40 Familien aus dem Großraum Linz bereits im Pilotbetrieb zu erreichen. Am Projektende steht eine Erfolgsauswertung. Die Ergebnisse sollen wertvolle Erkenntnisse für einen weiteren Ausbau des Angebots bringen. Derzeit ist das Pilotprojekt mit rund 130.000 Euro dotiert. 75.000 Euro stammen aus Strukturmitteln des Landes Oberösterreich, rund 55.000 Euro aus dem Pharmig-Topf.

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