"Große Stärke zeichnet diese Kinder aus"

- Landesrätin Birgit Gerstorfer besuchte das Vorzeigeprojekt in Linz. Die Wohngruppe wurde in enger Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendhilfe OÖ errichtet.
- Foto: Land OÖ/Denise Stinglmayr
- hochgeladen von Nina Meißl
SOS-Kinderdorf eröffnete heuer die erste Einrichtung in Linz. In einer Wohngruppe werden unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut.
Durch das Haus in der Linzer Gürtelstraße tobt eine Gruppe junger Burschen. Lachend verschwinden sie in einem Zimmer. Wer sie so sieht, würde nicht vermuten, welch schwere Last die Kinder tragen. Sie sind alle zwischen zehn und 15 Jahre alt und seit ein bis zwei Jahren in Österreich. Auf kamen alleine aus ihrer Heimat Afghanistan oder wurden auf der Flucht von ihrer Familie getrennt. "Die Sehnsucht nach ihren Eltern ist groß, aber für die meisten wird es in den kommenden Jahren unmöglich sein, sie zu sehen", sagt Clemens Klingan, Geschäftsleiter von SOS-Kinderdorf.
Vorzeigeprojekt in der Gürtelstraße
Um ihnen dennoch eine möglichst unbeschwerte Kindheit bieten zu können, eröffnete die Organisation heuer ihre erste Einrichtung in Linz. Um ein "Vorzeigeprojekt" handle es sich bei der Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF), so Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer. 13 Burschen haben in der Gürtelstraße eine neue Heimat gefunden. Sie warten auf eine Entscheidung der Asylbehörden, trotz ihres langen Aufenthalts in Österreich wurde jedoch bisher keiner zum ersten Interview eingeladen. Ziel der Sozialarbeiter, die sich um die Kinder kümmern, ist es daher vor allem, den Jugendlichen dennoch Perspektiven zu bieten. "Ohne die Möglichkeit zum Schulbesuch oder die Chance auf einen Arbeitsplatz sinkt ihre Motivation und es ist schwierig, sie gut in unsere Gesellschaft zu integrieren", so Klingan.
Geborgenheit und Sicherheit
Zuallererst wollen und sollen die Kinder aber Kinder sein dürfen. "Die Burschen haben auf ihrer Flucht Traumatisches erlebt. Bei uns können sie endlich zur Ruhe kommen." Die Sozialarbeiter versuchen einen Alltag zu gestalten, der sich nach den Bedürfnissen der jungen Flüchtlinge richtet: Geborgenheit, Sicherheit, Freundschaft und ein sinnstiftender Tagesablauf. Die Burschen gehen alle in Linz zur Schule, die meisten sind Mitglied bei einem lokalen Verein. In der Nachbarschaft wurde die neue Wohngruppe gut aufgenommen: "Wir suchen den Austausch und den Kontakt. Wo die Menschen sich kennenlernen, funktioniert das Zusammenleben meist gut."
Der Gesellschaft etwas zurückgeben
Dennoch möchte Klingan nicht verschweigen, dass das Team auch vor großen Herausforderungen steht. "Wir mussten uns auch schon von Jugendlichen trennen. Viele sind so traumatisiert, dass sie ein therapeutisches Angebot brauchen, das wir nicht bieten können." Der Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf OÖ sieht jedoch vor allem die Chancen, die die jungen Asylwerber bieten: "Kinder, die alleine einen Weg von 6000 Kilometern zurücklegen können, brauchen einen außergewöhnlich starken Willen und müssen ziemlich smart sein. Wenn wir sie gut integrieren, werden sie unserer Gesellschaft etwas zurückgeben und auch im volkswirtschaftlichen Sinn ein Gewinn sein."



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