Linza G'schichten
Handeln und feilschen am Flohmarkt unter Palmen

Rudolf Brandstetter beim StadtRundschau-Besuch im September. | Foto: BRS/Diabl
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Jeden Sonntag lockt der "Flohmarkt unter Palmen" tausende Besucher auf den Parkplatz des Cineplexx. Organisiert wird das Riesen-Event von einem rüstigen Pensionisten und eine Handvoll Helfer. Wir haben Rudolf Brandstetter besucht.

LINZ. Ganze zehn Aussteller kamen am 12. Februar 2006 auf den Parkplatz vor dem Cineplexx-Kino in der Linzer Industriezeile. Es war ein bitterkalter Start in ein Projekt, das Rudolf Brandstetter viele schlaflose Nächte, aber auch viel Freude bereitet hat. Damals hatte er Cineplexx Wien von seinem "Flohmarkt unter Palmen" überzeugt. 14 Jahre später ist er nach eigenen Angaben der zweitgrößte wöchentlich stattfindende Flohmarkt Österreichs. Hunderte Standler und tausende Besucher lockt er oft schon in den frühen Morgenstunden an. Neuware findet man hier nur selten, denn der Flohmarkt unter Palme ist ein klassischer Flohmarkt. "Jeder Sonntag ist für mich eine persönliche, eine logistische und eine mentale Herausforderung", sagt Brandstetter. 


Arbeitsbeginn um 2 Uhr

Als Flohmarkt-Chef beginnt sein Arbeitstag, wenn für andere die Nacht noch jung ist. Schon um 2 Uhr gibt es die erste Besprechung mit seinen Mitarbeitern. Fünf geringfügig Beschäftigte unterstützen ihn regelmäßig. Gemeinsam schauen sie darauf, dass die fix reservierten Plätze freibleiben und machen das Gelände flohmarkttauglich: Absperrungen werden aufgezogen, Licht verlegt, die Gastronomie vorbereitet. Von 3 bis 6 Uhr ist Brandstetter mit seinem Team am Platz. Danach werden die Beiträge der Standler eingesammelt. Ab 8 Uhr schupft der Chef das Riesenevent dann alleine. Die Herausforderungen sind vielfältig, kein Tag gleicht dem anderen. "Es gibt bei so einem großen Markt sehr viele kleine und große Probleme zu lösen", sagt Brandstetter. Mal kommt es zu Stromausfällen wegen Überlastung, dann müssen Fluchtwege freigeräumt oder Ein- und Ausfahrten freigehalten werden. Ab und an braucht es dafür auch einen Abschleppwagen.


Vom Arbeitslosen bis zum Notar

Vor allem aber muss Brandstetter viel kommunizieren, wie schon in seinem vorigen Berufsleben. Der umtriebige Pensionist kommt aus dem Verkauf, war im Außendienst, Filialleiter und dann Geschäftsführer. Nur: Auf einem Flohmarkt hat er selbst noch nie etwas verkauft. Lieber beobachtet er das bunte Treiben. Er mag die Atmosphäre, das Handeln und Feilschen um den besten Preis, die Vielfalt der angebotenen Waren und der Menschen. Aus allen Ecken der Gesellschaft kommen die Besucher, vom Arbeitslosen bis zum Notar. Brandstetter ist Ansprechpartner für alle und versucht bei der Suche nach den richtigen Dingen zu helfen. "Die Faszination, mit einem ,normalen' Flohmarkt so viele Menschen unterschiedlicher Herkunft zu begeistern, ist die Triebfeder für meine fast 14-jährige Tätigkeit in diesem Bereich", sagt Brandstetter. Ein Sammler ist er übrigens nicht – "Gott sei Dank", wie Brandstetter sagt, "sonst wären mein Haus und mein Keller schon voll".


Überraschender Feuerwehreinsatz

Manchmal muss sich "Mister Flohmarkt" aber auch ärgern. Zum Beispiel, wenn jemand seine nicht verkauften Sachen einfach liegenlässt. Die Entsorgung kostet nämlich richtig Geld. Gröbere Probleme hat es aber zum Glück nie gegeben. Nur einmal stand die Linzer Berufsfeuerwehr plötzlich mit drei Einsatzfahrzeugen da, aber weit und breit war kein Feuer zu sehen. Die Sache klärte sich schnell auf. Ein im Parkdeck installierter Rauchmelder hatte die Grillerei nicht vertragen und den stillen Alarm im Cineplexx ausgelöst.


Flohmarkt in Corona-Zeiten

Die Corona-Krise hat die Sache natürlich nicht einfacher gemacht. "Wir versuchen die Auflagen der Behörden strikt einzuhalten und zu kontrollieren", sagt Brandstetter. Auf dem Flohmarkt herrscht Maskenpflicht. Regelmäßig appelliert er an die Besucher, sich strikt an die Regeln zu halten, damit der Markt auch in Zukunft sicher stattfinden kann. Denn ans Aufhören denkt Brandstetter noch lange nicht. Mit Radfahren, Wandern und Walken hält er sich fit. Auch im Garten gibt es viel zu tun. "Ich möchte diesen Job noch einige Jahre machen, sofern es meine Gesundheit zulässt", sagt er. Das wird auch die vielen Standler freuen, die ihn schon lange begleiten. Drei der ersten zehn Aussteller sind heute noch regelmäßig mit dabei. 

Der Flohmarkt unter Palmen findet jeden Sonntag von 3 bis 13 Uhr statt, in diesem Jahr voraussichtlich noch bis zum 13. Dezember. Nach einer Winterpause geht es dann am 21. Februar 2021 wieder los.

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