Hunger und Not: Linz im Jahr 1918

Dicht aneinandergedrängt demonstrieren die Menschen in der Linzer Klosterstraße für ein Ende des Krieges. | Foto: Archiv der Stadt Linz
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  • Dicht aneinandergedrängt demonstrieren die Menschen in der Linzer Klosterstraße für ein Ende des Krieges.
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"Der Krieg ist zu Ende. Elend und Not, Wucher und Preistreiberei, das moderne Raubritterum – diese einzigen Errungenschaften des unseligen Krieges – sind geblieben und niemand findet sich, diesem Treiben energisch Schranken zu setzen", beschreibt das Linzer Tagblatt die Lage rund um den Jahreswechsel 1918/1919. In den Monaten davor hatte sich die Welt grundlegend verändert. Österreich-Ungarn und seine Verbündeten hatten den Krieg verloren. Jahrhundertealte Monarchien waren zerfallen und machten neuen Nationalstaaten Platz. Am 12. November wurde die Republik "Deutschösterreich" ausgerufen. Der Hunger jedoch blieb. "Die Ernährungslage wurde mit jedem Kriegsjahr katastrophaler. Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch und Eier waren schwer und nur in geringen Mengen erhältlich", berichtet der Leiter des Archivs der Stadt Linz, Walter Schuster.

Hamstern auf dem Land

Lebensmittel und Güter des täglichen Bedarfs waren streng rationiert, der Schwarzmarkt blühte. Während sich die Menschen auf dem Land noch einigermaßen versorgen konnten, waren die Städter darauf angewiesen, zu horrenden Preisen einzukaufen oder zum "Hamstern" aufs Land zu fahren. Selbst wenn man genug Lebensmittel auftreiben konnte, war das Problem nicht gelöst, denn vielfach mangelte es an Heizmaterial. Familien waren so gezwungen, ihre Mahlzeiten in Gasthäusern einzunehmen, um Heizkosten zu sparen.

Jännerstreik 1918

Nach einer Kürzung der Mehlquote explodierte die Lage im Jänner 1918, zuerst in Wien, dann wurde auch in Linzer Industriebetrieben gestreikt. An der Versorgungslage änderte das nichts, sie verschlechterte sich mit Fortdauer des Krieges weiter. Regelmäßig wurden die Ausgabemengen gekürzt. Ab Mai bekam man pro Woche nur mehr 980 Gramm Brot und 250 Gramm Mehl. Dabei standen Städte wie Linz oder Salzburg im Vergleich zu Wien noch gut da. Das bis dahin wenig beachtete Linz gewann plötzlich an Attraktivität und viele Wiener Familien reisten ab Juli in die Provinzstadt. Von "Linzer Verhältnissen" war da die Rede. Allerdings traf das nur auf die Gasthöfe zu. Während dort die Versorgung relativ gut war, drohte den ärmeren Schichten eine Hungersnot. Dementsprechend revolutionär war die Stimmung unter Teilen der Linzer Bevölkerung.

Revolutionäre Stimmung

Am 31. Oktober zogen Arbeiter der Schiffswerft mit roten Fahnen und Hochrufen auf die russische Revolution durch Linz. Am 1. November kam es nach einem großen Demonstrationszug der drei Parteien und abschließender Kundgebung am Hauptplatz zu Ausschreitungen, Plünderungen und der Befreiung von Gefangenen. Tags darauf wurden Kasernen und Lebensmitteldepots gestürmt.

Der Oberösterreichische Weg

Trotzdem war der politische Übergang in Oberösterreich und Linz weitgehend ruhig. Der bisherige Landeshauptmann Johann Nepomuk Hauser übernahm die Agenden des letzten kaiserlichen Statthalters. Landtag und Linzer Gemeinderat wurden insbesondere mit Vertretern aus der Arbeiterschaft ergänzt. Der bis heute bemühte "Oberösterreichische Weg" stammt aus diesen Tagen. Die schlechte Versorgung bestimmte auch 1919 das Leben vieler Linzer.

Dicht aneinandergedrängt demonstrieren die Menschen in der Linzer Klosterstraße für ein Ende des Krieges. | Foto: Archiv der Stadt Linz
Republik-Kundgebung auf dem Linzer Hauptplatz. | Foto: Archiv der Stadt Linz
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