Interview
"Ich will eine enkeltaugliche Zukunft mitgestalten"

Lisa Aigelsperger engagiert sich bei den "Scientists for Future". | Foto: BRS/Diabl
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Lisa Aigelsperger von den "Scientists for Future" spricht über Fakten, Klimaziele, Verzicht und verrät, warum sie dennoch optimistisch ist.

LINZ. Lisa Aigelsperger (38) ist Regionalstellenleiterin von Südwind OÖ und engagiert sich bei den "Scientists for Future" (S4F) für eine nachhaltige Zukunft.

Wie steht es eigentlich um unsere Zukunft?
Das haben wir selbst in der Hand. Ich habe entschieden, mich für eine nachhaltige Zukunft einzusetzen. Mit meinem Engagement bei den Scientists for Future möchte ich dazu beitragen, dass viele andere Menschen dasselbe tun anstatt sich einer Ohnmacht und Ratlosigkeit hinzugeben.

Seit wann gibt es die S4F in Linz und warum?
Ausgehend von der Fridays for Future-Bewegung haben sich 2019 mehr als 26.000 Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum zusammengeschlossen, mehr als 1.600 davon in Österreich. Wir wollen, dass der zivilgesellschaftliche Dialog und politische Entscheidungen auf wissenschaftlichen Fakten basieren. Diese Fakten wollen wir zur Verfügung stellen.

Herrscht in der Wissenschaft Einigkeit über diese Fakten?
Seit den 1990er-Jahren herrscht sehr breiter Konsens unter Klimawissenschaftern, dass die globale Erderwärmung menschengemacht ist. Dieser Konsens liegt bei mindestens 97 Prozent.

Warum engagieren Sie sich persönlich?
Nur die jetzt lebenden Generationen haben noch eine Chance, eine größere Katastrophe abzuwenden. Als Mutter von zwei Kindern möchte ich eine enkeltaugliche Zukunft mitgestalten. Wenn jeder Einzelne einen Beitrag leistet, können wir eine kritische Masse bilden, die der Klima-, Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitskrise entgegenwirken kann. 

Die Mutter zweier Kinder will sich für eine nachhaltige, "enkeltaugliche" Zukunft einsetzen. | Foto: BRS/Diabl
  • Die Mutter zweier Kinder will sich für eine nachhaltige, "enkeltaugliche" Zukunft einsetzen.
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Welches Zeugnis stellt ihr der Stadt Linz in Sachen Klimaschutz aus?
Die jährlichen Treibhausgas-Emissionen sind leider noch viel zu hoch. Es gibt aber positive Initiativen, wie den Klimafonds, die Photovoltaik-Offensive der Linz AG, ein Anpassungskonzept und die Arbeit an einem gesamtstädtischen Klimaneutralitätskonzept. Ein gewisser positiver Aufbruch ist da, Linz muss sich jedoch massiv steigern und die Dinge auf den Boden bringen. 

Linz will sich für den Titel „Grüne Hauptstadt Europas“ bewerben. Eine gute Idee?
Bevor Linz sich hier ernsthaft bewirbt, muss ein klarer Abwärtstrend in den städtischen Treibhausgas-Emissionen sichtbar sein. Aktuell wäre Linz chancenlos. 

Was muss sich in der Stadt ändern, damit die Klimaziele erreicht werden können?
Vieles: Wir brauchen weniger PKWs, mehr sanfte Mobilität, keine neuen Autobahnprojekte, mehr erneuerbare Energie bei Strom und Wärmeversorgung, Photovoltaik auf den Dächern und eine Sanierungsoffensive bei Gebäuden. Die Industrie muss auf Wasserstoff umstellen und die Bevölkerung weniger konsumieren. Dafür braucht es mutige Entscheidungen der Stadtpolitik und Bürger, die mehr an ihre Enkelkinder denken und Klimaschutz wollen. 

Die Menschen haben Angst auf viel verzichten zu müssen, wie Autos oder Flugreisen. Was haltet ihr dem entgegen?
Eine Reduktion in bestimmten Lebensbereichen muss nicht unbedingt Verzicht bedeuten, sondern kann ein Gewinn sein. Ich habe etwa bewusst mein Auto aufgegeben und staue mich nicht mehr täglich über die Nibelungenbrücke. Stattdessen gewinne ich Qualitätszeit mit meinen Kindern in der Straßenbahn, Gesundheit, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin und das gute Gefühl, nicht die Zukunft meiner Kinder zu verpesten. Wir müssen uns deutlich vor Augen führen, dass der Konsum der Wohlhabenden nicht mehr tragbar für den Planeten ist. Weniger Konsum bringt zudem auch weniger Abhängigkeiten. Wie verheerend sich Abhängigkeiten auswirken können, zeigt uns die derzeitige Situation unserer Energieversorgung. 

Gibt es mit Corona und Krieg aktuell nicht wichtigere Themen als Klimaschutz?
Ich glaube, dass all diese Krisen Teil einer größeren Systemkrise sind. Es reicht nicht, den Fokus auf nur eine dieser Krisen zu legen. Innerhalb von S4F beschäftigen wir uns auch mit den strukturellen Herausforderungen, die all diesen Krisen zugrunde liegen. Das Paradigma des wirtschaftlichen Wachstums und der extremen Ressourcenübernutzung, um Wohlstand zu erzielen, stößt an seine Grenzen. Dies geht einher mit einer Entfremdung zwischen Mensch und Natur. Die Krisen zeigen uns insgesamt auf, unseren Lebensstil radikal in Frage zu stellen. Zudem sitzt uns die Zeit im Nacken, denn wir haben nur mehr wenige Jahre, um das Ruder noch herumzureißen und eine größere Klimakatastrophe abwenden zu können. Wenn wir nicht jetzt handeln, sind bald Kipppunkte erreicht, wo es kein Zurück mehr gibt.

Trotz der schlechten Klimabilanz der meisten Regierungen, ist Aigelsperger optimistisch, das Ziel zu schaffen. | Foto: BRS/Diabl
  • Trotz der schlechten Klimabilanz der meisten Regierungen, ist Aigelsperger optimistisch, das Ziel zu schaffen.
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Sind Sie optimistisch, dass die Menschheit die Kurve noch kriegt?
Entgegen der Fakten, die auf dem Tisch liegen, bin ich dennoch optimistisch, dass wir eine Transformation in Richtung einer nachhaltigen Zukunft schaffen können. Jeder ist handlungsfähig und kann Verantwortung übernehmen. Den Kopf in den Sand stecken und abwarten, ist keine Option für mich. 

Wie können sich Menschen für Klimaschutz engagieren?
Jeder kann im eigenen Umfeld aktiv werden: den Fleischkonsum reduzieren, auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, mit anderen über Klimaschutz reden. Auch über das private Umfeld hinaus kann jeder Aktionen und Bewegungen unterstützen, wie zum Beispiel die Fridays-, Teachers-, Parents-, Grandparents- oder Artists for Future. Auch als S4F OÖ freuen wir uns über jedes neue Mitglied.

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