„Nachhilfe dürfte es gar nicht geben!“

Damit Kinder Freude an der Schule haben, müssen sie auch individuell gefördert werden. | Foto: privat
2Bilder
  • Damit Kinder Freude an der Schule haben, müssen sie auch individuell gefördert werden.
  • Foto: privat
  • hochgeladen von Nina Meißl

Wenn am Montagmorgen die Schulglocke läutet, bereitet das nicht allen Freude. „Gibt es in der Schule Probleme, leidet die Familiensituation sehr darunter“, weiß Barbara Demeter. Die 32-Jährige ist selbst Pädagogin und will ab Herbst als erste Schüler-anwältin Oberösterreichs die Prozesse im Schulwesen unter die Lupe nehmen. „Bildung ist in Österreich gesetzlich sehr gut verankert. Den Schülern werden sehr viele Rechte zugesprochen, die jedoch nicht immer umgesetzt werden“, so Demeter.

Problemfall Nachhilfe

Als Beispiel nennt die Schüleranwältin Nachhilfe, für die viele Eltern jährlich Hunderte Euro ausgeben. „Nachhilfe dürfte es gar nicht geben. Der Job des Lehrers ist es, den Stoff so zu vermitteln, dass die Schüler durch außerschulische Hilfe zu Hause nichts nachlernen müssen.“ Das bestätigt auch Heribert Bastel, an der Pädagogischen Hochschule in Linz zuständig für die Ausbildung der Lehrer der Neuen Mittelschulen. Aber: „Irgendjemandem die Schuld zu geben, ist immer einfach. Es hängt jedoch auch von der Schule ab, was möglich ist. Mit dem System der Halbtagsschule etwa wird es immer Nachhilfe geben. Eltern wollen, dass ihre Kinder am Nachmittag gut betreut sind und dabei vielleicht auch etwas lernen. Weitere Unterstützungsstrukturen braucht es daher sicher.“

Bildungsvorgänge sichtbar machen

Ziel der Schüleranwaltschaft ist es, Transparenz ins Bildungswesen zu bringen: „Die Erziehungsberechtigten sollen wissen, wie sich ihr Kind entwickelt, wo seine Talente liegen und welche Schwerpunkte gesetzt werden.“ Mit einer Bevollmächtigung der Eltern will Demeter Einblick in die Bildungsdokumentation erhalten, die jeder Lehrer für seine Schüler anlegen muss. „Es ist mir klar, dass ich mich damit nicht beliebt mache. Aber ich biete den Lehrern damit auch die Chance, ihre gute Arbeit einmal herzuzeigen und mein Feedback zu nutzen. Bei jenen, die sich dagegen wehren, ist so ein Eingriff vielleicht ohnehin nötig. Wenn man erst einmal im System steht, hat man ja den Blick von außen nicht mehr.“

Ziele festlegen

Gemeinsam mit Eltern und Lehrern sollen Bildungsziele festgelegt und deren Umsetzung kontrolliert werden. „Für mich stehen das Kind und sein Wohlbefinden im Vordergrund. Es liegt so viel Potenzial brach. Wenn die Entfaltung der Persönlichkeit gehemmt wird, erzeugt das Angst bei den Kindern. Wir wollen mit unserer Arbeit die Bildung und die Würde der Kinder wahren.“

Rechte einfordern

Auch Bastel begrüßt die Idee einer Schüleranwaltschaft: „Alle demokratischen Strukturen, die für Schüler geschaffen werden, sind sinnvoll.“ Der Institutsleiter würde sich wünschen, dass in dem Team neben Pädagogen auch Psychologen vertreten sind, um Schülern auf allen Ebenen zu helfen. Und: „Die juristische Ebene muss hieb- und stichfest sein.“ Demeter und ihr Team vom Institut Sokrates sind jedoch keine Juristen. „Wir wollen es bei Problemen nicht bis zum Prozess treiben, sondern als Vermittler zwischen Schülern, Erziehungsberechtigten und der Bildungseinrichtung fungieren.“ Konkurrenz für den privaten Verein gibt es jedoch bereits durch öffentliche Beschwerdestellen, etwa beim Landesschulrat oder beim Bildungsministerium. Die neue Schüleranwältin hingegen agiert weisungsfrei und unabhängig – und ist daher auch auf das Wohlwollen der Bildungseinrichtungen angewiesen. „Wir versuchen, die Rechte der Kinder einzufordern. Wenn das nicht klappt, muss man die Sache am Ende über einen Anwalt laufen lassen.“ Finanziert wird die Arbeit von den Eltern. „Wenn man bedenkt, wie viel Geld für Nachhilfe hinausgeschmissen wird, ist das sicher eine große Motivation“, so Demeter.

Beratungsstelle der Sokrates Schüleranwaltschaft: 0677/61227527

Damit Kinder Freude an der Schule haben, müssen sie auch individuell gefördert werden. | Foto: privat
Barbara Demeter ist die erste Schüleranwältin in Oberösterreich. Sie wird vorerst in Linz und Linz-Land tätig sein. | Foto: privat
Anzeige
0:34
0:34

Rotes Kreuz
Freiwillige gesucht! Das Rote Kreuz hat für jeden die passende Jacke

Mehr als 24.700 Menschen engagieren sich freiwillig im OÖ. Roten Kreuz. Doch die Herausforderungen wachsen und es wird für die Menschen immer schwieriger, Zeit zu spenden. Um nachhaltig Hilfe sicherzustellen, sind neue Freiwillige unverzichtbar. Was jeder einzelne bewirken kann und welche Mehrwerte dieses Engagement mit sich bringt, erzählen folgende Geschichten. Alfred Jobst lächelt und gießt ein Cola in einen Trinkbecher. Dann reicht er ihn einem Spender, damit dieser wieder zu Kräften kommt....

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz auf MeinBezirk.at/Linz

Neuigkeiten aus Linz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk Linz auf Facebook: MeinBezirk MeineStadt Linz

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Veranstaltungs-Tipps, Partyfotos und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Video einbetten

Es können nur einzelne Videos der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Playlists, Streams oder Übersichtsseiten.

Abbrechen

Karte einbetten

Abbrechen

Social-Media Link einfügen

Es können nur einzelne Beiträge der jeweiligen Plattformen eingebunden werden, nicht jedoch Übersichtsseiten.

Abbrechen

Code einbetten

Funktionalität des eingebetteten Codes ohne Gewähr. Bitte Einbettungen für Video, Social, Link und Maps mit dem vom System vorgesehenen Einbettungsfuntkionen vornehmen.
Abbrechen

Beitrag oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Foto des Tages einbetten

Abbrechen

Veranstaltung oder Bildergalerie einbetten

Abbrechen

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.