Radstrategie beschlossen
So will Linz bis 2032 zur Fahrradstadt werden

- Mit Eröffnung der Westringbrücke im Herbst sollen Radfahrerinnen und Radfahrer mehr Platz auf der Nibelungenbrücke bekommen.
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In der letzten Gemeinderatssitzung wurde die Linzer Fahrradstrategie beschlossen. Vizebürgermeister Martin Hajart (ÖVP) hat sie in Auftrag gegeben und will Linz bis 2032 zur Fahrradstadt machen. Erste Schritte sind bereits gesetzt, weitere Maßnahmen in Planung. Die neue Radstrategie gibt es HIER zum Download.
LINZ. Bis 2032 sollen 18 Prozent aller Wege innerhalb der Stadt mit dem Rad zurückgelegt werden. "Damit nähern wir uns fahrradfreundlichen Städten wie Salzburg oder Graz an", so Vizebürgermeister Martin Hajart (ÖVP) im Gespräch mit der BezirksRundSchau. Hajart hat sich damit ambitionierte Ziele gesetzt. Aktuell liegt der Radverkehrsanteil in Linz bei 10,7 Prozent. Als Basis dient kürzlich im Gemeinderat beschlossenen Fahrradstrategie. Diese legt den Fokus vor allem auf kostengünstige und schnell umsetzbare Maßnahmen. Dazu zählen sogenannte Lückenschlüsse im bestehenden Radwegenetz, neue Radfahr- oder Mehrzweckstreifen wo nötig und möglich, sichere Radabstellplätze sowie der Ausbau von Verleihsystemen.
Neue Fahrradbeauftragte für die Stadt
Die Radstrategie ist zudem ein notwendiges Förderkriterium, um für Bundesmittel ansuchen zu können. "Hier wurde in der Vergangenheit viel Geld liegengelassen", meint Hajart. Mit Anja Weilguni übernahm letzten Herbst eine ambitionierte neue Fahrradbeauftragte eine wichtige Schlüsselrolle in der Planung. Die 26-Jährige hat bereits fünf Jahre Erfahrung im Mobilitätsressort der Stadt Linz gesammelt, ist in ihrer Freizeit Triathletin und bezeichnet sich selbst als Alltagsradfahrerin. Aktuell arbeite sie an rund 20 Radwegprojekten in ganz Linz.

- Vizebürgermeister Martin Hajart will den Radverkehrsanteil in Linz deutlich steigern. Die neue Fahrradbeauftragte Anja Weilguni ist unter anderem für die Planung von neuen Radwegen zuständig.
- Foto: Lea-Sophie Kraus
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Neuer Radweg auf der Nibelungenbrücke
Eine der größten Verbesserungen für Radfahrerinnen und Radfahrer sieht Hajart in der Umgestaltung der Nibelungenbrücke parallel zur Eröffnung der neuen Westringbrücke. Hier wird ein Streifen je Richtung in einer Breite von 1,30 Metern – vorerst provisorisch baulich getrennt zum motorisierten Verkehr – für den Radverkehr freigegeben. Mit der geplanten Generalsanierung der Nibelungenbrücke folgt die endgültige Version des Radwegs. "Auch am Hauptplatz wird es Änderungen geben", kündigt Hajart an. Im Herbst wird dieser zur Fußgängerzone. Klassische Radwege wird es nicht geben. Zeitgemäß sei an solchen Plätzen eine "unreglementierte" Lösung, die flexibles Fahren erlaubt. In einem weiteren Schritt sollen die Auffahrtsmöglichkeiten auf die Brücke für Radfahrer verbessert werden. Hier sei man mit dem Land OÖ in Gesprächen.
Obere Donaustraße wird für Pkw-Durchfahrt gesperrt
Eine weitere Änderung im Zuge der Eröffnung der Westringbrücke ist ebenfalls geplant: Die zeitweise Durchfahrtsmöglichkeit für Pkw auf der Oberen Donaustraße in Urfahr wird komplett aufgehoben. "Dadurch wird Radfahren an dieser Stelle sicherer", betont Hajart. Der motorisierte Verkehr soll zukünftig die neue Brücke nutzen.
Weitere Radwegprojekte und Lückenschlüsse
Der Radweg nach St. Margarethen soll heuer ebenfalls noch fertig werden, ebenso der zweite Teil der Klimaachse Ost-West von der Lederergasse bis zur Petzoldstraße. Eine Lücke am Radweg in der Industriezeile wird gerade geschlossen. "Hier hat sich zudem eine Möglichkeit zur Anbindung an die Route entlang der Unteren Donaulände über ein Firmengelände ergeben. Das wird ebenfalls rasch umgesetzt", so Hajart. An der Wiener Straße ist ebenfalls der Lückenschluss mit einem Mehrzweckstreifen zwischen Unionkreuzung und Musiktheater vorgesehen.

- Der Radweg von der Nibelungenbrücke endet vor dem AEC abrupt im Mischverkehr. Die Radlobby Linz wünscht sich hier eine bessere Lösung.
- Foto: Radlobby Linz
- hochgeladen von Andreas Baumgartner
Radlobby Linz: "Die Richtung stimmt, aber ..."
"Die Richtung stimmt, aber der Teufel steckt im Detail: Es fehlt nach wie vor an Personal und Geld", meint Thomas Hofer von der Radlobby Linz. Als Interessenverteter war er in die Erstellung der Radstrategie eingebunden. In den europäischen Fahrradstädten gilt eine Summe von 30 Euro pro Einwohner und Jahr als Mindestbudget für die Schaffung eines radgerechten Umfelds genannt. "Das wären für Linz etwa sechs Millionen Euro pro Jahr", merkt Hofer an. Zum Vergleich: 2023 stellte die Stadt Linz erstmals verhältnismäßig hohe Mittel von zwei Millionen Euro für den Radverkehr zur Verfügung. Den neuen Radweg auf der Nibelungenbrücke begrüßt Hofer zwar, hätte sich aber einen breiteren Streifen gewünscht. "Was uns beim Provisorium außerdem noch große Sorgen bereitet, ist die noch fehlende Lösung für den Mischverkehr vor dem AEC und den Busbuchten", meint Hofer. Hier brauche es in jedem Fall eine Geschwindigkeitsreduktion für den Autoverkehr sowie großflächige Markierungen.



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