SS-Liedtext in Inserat
JKU feuert Geschäftsführer der Kepler Society

Das Inserat der Kepler Society im Sponsorenheft des Burschenbundballs. | Foto: Diesenreiter/Humer
  • Das Inserat der Kepler Society im Sponsorenheft des Burschenbundballs.
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LINZ. Erste Konsequenzen im Skandal um ein Inserat der Kepler Society im Sponsorenheft des Burschenbundballs. Der Geschäftsführer muss gehen, auch ein Parteiausschluss des ÖVP-Funktionärs steht im Raum. Zudem wird der JKU-Alumniclub neu aufgestellt. Die Grünen fordern Rektor Lukas zudem auf, den Ehrenschutz für den Burschenbundball zurückzulegen.  

Nun ist es offiziell: Die Johannes Kepler Universität (JKU) hat das Dienstverhältnis mit dem Geschäftsführer der Kepler Society beendet. Zudem wird morgen Abend eine außerordentliche Sitzung des Vorstands der Kepler Society stattfinden. Dort sollen auf Wunsch von JKU-Rektor Meinhard Lukas weitere Konsequenzen beraten werden. „Ziel muss eine Neuaufstellung des AbsolventInnenvereins der JKU sein“, erklärt Lukas. Der Geschäftsführer habe in der Vergangenheit viel für den Absolventenverein geleistet. Das Inserat hat aber "eine weitere Zusammenarbeit unmöglich gemacht“, sagt Lukas. Die JKU stehe seit ihrer Gründung für Offenheit und Pluralität. Eine unmissverständlich antifaschistische Haltung werde deshalb auch von allen Repräsentanten der JKU erwartet. 

ÖVP-Parteiausschluss droht

Konsequenzen drohen ihm auch in seiner politischen Heimat – er ist im Vorstand der ÖVP Auhof Dornach Katzbach. Laut deren Obmann, ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Hattmannsdorfer, werde die ÖVP die von der JKU beauftragte rechtliche Prüfung, sowie die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft abwarten und auf Basis dessen die notwendigen Schritte setzen. Bis zu diesem Zeitpunkt gelte die Unschuldsvermutung. „Selbstverständlich distanzieren wir uns von rechtem oder faschistischem Gedankengut jeglicher Art“, so Hattmannsdorfer.

Umdenken bei Ehrenschutz gefordert

Anerkennung für das rasche Handeln der JKU kommt von der grünen Stadträtin Eva Schobesberger. "Diese Koketterie mit der NS-Zeit hat mich auch als Absolventin der Kepleruni sehr betroffen gemacht. Das konsequente Vorgehen von Rektor Lukas ist wichtig, um klarzustellen, dass die Universität rechtsextreme Gesinnungen ablehnt und sich von Botschaften der NS-Zeit klar und deutlich distanziert“, sagt Schobesberger. Dieser Eklat zeige aber auch auf, dass es eine noch deutlichere Distanzierung von rechtem Gedankengut brauche. „Ich würde daher ein Umdenken im Rektorat bezüglich des Ehrenschutzes und der Präsenz am Burschenbundball auch angebracht finden“, so Schobesberger. Ähnlich äußert sich auch die grüne Landessprecherin Maria Buchmayr. "Diese Haltung konsequent weitergeführt, sollte Rektor Lukas jetzt auch den Ehrenschutz für den anstehenden Burschenbundball in Linz zurücklegen. Jenen umstrittenen Ball, in dessen Broschüre das unsägliche Inserat veröffentlicht wurde“, so Buchmayr.

Textzeile aus SS-Treuelied

Das Inserat findet sich im Programmheft des am 2. Februar stattfindenden Burschenbundballs und war am Samstag von KUPF-Geschäftsführer Thomas Diesenreiter auf Facebook publik gemacht worden. In dem Inserat wirbt die Kepler Society, der Alumniclub der Johannes Kepler Universität, mit einem Zitat aus dem "Treuelied" der SS um Mitglieder: "Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu“ lautet die erste Zeile des Lieds von Max von Schenkendorf, das im SS-Liederbuch nach dem Deutschlandlied und dem Horst-Wessel-Lied an dritter Stelle geführt wird. Der zweite Teil des Satzes "... so bleiben wir doch treu" ist der im Inserat verwendete Slogan. Darunter heißt es weiter: "Zeig die Treue zu deiner Universität mit einer Mitgliedschaft in der Kepler Society, dem Alumniclub der Johannes Kepler Universität."

Anzeige wegen Wiederbetätigung

Diesenreiter hat die Kepler Society, deren Geschäftsführer Johannes Pracher und den Vorstandsvorsitzenden Gerhard Stürmer deshalb noch Samstag bei der Oberstaatsanwaltschaft Linz wegen Wiederbetätigung angezeigt.

Rektor: Antifaschistische Gesinnung in JKU-DNA

Bereits am Sonntag hat sich Lukas von dem Inserat distanziert und "drastische Konsequenzen" angekündigt. „Das Inserat der Kepler Society in der Ballbroschüre des Burschenbundballs ist inakzeptabel und widerspricht diametral der Haltung der Johannes Kepler Universität“, so Lukas in einer Aussendung der JKU. „Unsere Universität steht seit ihrer Gründung für Offenheit und Pluralität. Eine antifaschistische Gesinnung ist Teil der DNA der JKU. Eine solche unmissverständliche Haltung erwarten wir auch von den Repräsentanten jener Organisationen, die so wie die Kepler Society der JKU nahestehen. Immerhin geht es um das Ansehen unserer Universität“, betont Lukas und kündigt harte Folgen an:

„Auch wenn die Kepler Society ein eigenständig geführter Verein ist, werden wir unseren Einfluss in Generalversammlung und Vorstand geltend machen, dass das Inserat Konsequenzen hat.“

Laut Aussendung der JKU hat Lukas den Vorstandsvorsitzenden der Kepler Society, Gerhard Stürmer, ersucht, einen kommissarischen Geschäftsführer einzusetzen und den anstehenden Neujahrsempfang der Kepler Society abzusagen. „Ich erwarte mir als nächsten Schritt eine außerordentliche Generalversammlung der Kepler Society", so Lukas.

Dienstrechtliche Schritte gegen Geschäftsführer

Abgesehen davon habe Rektor Lukas die Vizerektorin für Personal, Brigitte Hütter, beauftragt, die nötigen dienstrechtlichen Schritte zu setzen. Grund: der Geschäftsführer der Kepler Society ist an der JKU angestellt. Zudem wurden laut Lukas die Rechtsabteilung der JKU und Rechtsanwalt Wolfgang Moringer mit der rechtlichen Prüfung des Inserats beauftragt.

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