Trauer in Linz
Wo die Linzer Bürgermeister und die "Vergessenen" nebeinenander ruhen

Linz AG-Friedhofsverwalter Mario Wagenhuber führt uns über den Urnenhain. Herzstück des Parks ist die alte Feuerhalle von Architekt Julius Schulte. | Foto: BRS/Gschwandtner
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Im Linzer Urnenhain finden die Linzer Bürgermeister und Menschen ohne Angehörige nebeneinander ihre letzte Ruhe. Friedhofsverwalter Mario Wagenhuber spaziert mit uns durch den parkähnlichen Friedhof und verrät zahlreiche große und kleine Geheimnisse.

LINZ. Seit 1929 besteht der Urnenhain in Urfahr. Er geht auf den Verein "Die Flamme" zurück, die sich für die zu dieser Zeit von der katholischen Kirche noch verpönten Feuerbestattungen einsetzte. Gebaut wurde der Friedhof nach den Plänen des bekannten Linzer Architekten Julius Schulte. Von ihm stammt auch die denkmalgeschützte alte Feuerhalle. Schultes Grab – er starb 1928 noch vor der Fertigstellung – befindet sich noch heute auf ihrer Empore. Seit 2003 ist sie nicht mehr in Betrieb. Die Verabschiedungen werden in einem neuen, architektonisch ebenfalls sehr ansprechenden Bau, durchgeführt. "Hell und freundlich sollten diese Räume sein", betont Mario Wagenhuber. Er ist seit 25 Jahren im Bereich Bestattungen für die Linz AG tätig. Mittlerweile ist er für alle vier städtischen Friedhöfe zuständig.

Im "Bürgermeisterhof" sind zahlreiche Linzer Stadtoberhäupter begraben. | Foto: BRS/Gschwandtner
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Friedhof der Linzer Stadtoberhäupter

Rund 1.600 Bestattungen werden pro Jahr von der Linz AG durchgeführt. Feuerbestattungen sind mittlerweile eindeutig in der Überzahl. Der "Park der Erinnerung", wie der Friedhof in Urfahr sich bezeichnet, ist ein reiner Urnenhain. "Bei den Feuerbestattungen war Linz immer schon ein Vorreiter", erzählt Wagenhuber. Angrenzend an die alte Feuerhalle, dem ältesten Teil des Friedhofs, befindet sich der sogenannte Bürgermeisterhof. Hier liegen zahlreiche Linzer Stadtoberhäupter, darunter Ernst Koref, Franz Hillinger oder Hugo Schanovskiy, begraben. "Einer der beliebtesten Orte am Urnenhain", verrät Wagenhuber, "noch gefragter sind nur die Plätze am Diesenleitenbach." Dieser fließt durch das Gelände, eine weitere Besonderheit des Linzer Urnenhains.

Für Menschen ohne Angehörige übernimmt die Stadt Linz die Bestattung. Seit 2014 bekommen sie ihre letzte Ruhestätte an der alten Feuerhalle im Urnenhain. | Foto: BRS/Gschwandtner
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Platz für die "Vergessenen"

Hier im alten Friedhofsteil gibt es noch einen speziellen Ort: Verstirbt jemand ohne Nachkommen, sieht die Stadt Linz ein Begräbnis nach ortsüblichem Standard vor. "Seit 2014 ist das eine Feuerbestattung. Die Urnen werden im Kolumbarium – einer Art oberirdischen Gruft –in der alten Feuerhalle aufbewahrt", erklärt der Friedhofsverwalter. Für sie wird dort auch eine Trauerfeier abgehalten. Außerdem gibt es im Bürgermeisterhof eine Gedenktafel mit den Namen der Verstorbenen. Auch für jene, deren Gräber nicht mehr verlängert werden, gibt es am Urnenhain einen Platz. Sie finden im "Grab der Vergessenen" ihre allerletzte Ruhe.

Der Urnenhain ähnelt einem Park. Mario Wagenhuber spaziert mit uns über das rund 90.000 Quadratmeter große Gelände. | Foto: BRS/Gschwandtner
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Lebendiger Urnenhain

Mit seinem alten Baumbestand und viel Grün ist der Urnenhain aber auch Lebensraum für viele Tiere. Beim Spaziergang mit dem Friedhofsverwalter kreuzen mehrere Eichkätzchen und sogar ein Hase unseren Weg. Gemeinsam mit der Harbachschule wurden im letzten Jahr auch mehrere "Igelburgen" auf dem Gelände gebaut. "Ein tolles Projekt", freut sich Wagenhuber, "viele Kinder waren dabei zum ersten Mal auf einem Friedhof und kamen später auch mit ihren Großeltern her, um ihnen die Igelhäuser zu zeigen."

Gräber dürfen individuell und bunt sein

Die verschlungenen Pfade führen von der alten Feuerhalle aus zu den verschiedenen Bereichen des Urnenhain. Jeder ist etwas anders gestaltet. Es gibt klassische Nischen. Diese seinen laut Wagenhuber aber seit etlichen Jahren "aus der Mode gekommen". Heute bevorzugen die Menschen eher schlichte Stelen. In einem Abschnitt sind diese sogar rund um Bäume angeordnet. Für Wagenhuber dürfen Gräber gerne individuell gestaltet und auch bunt sein. Nur Kiesgräber seien am Urnenhain nicht elaubt.

Der "Park der Begegnung" ist ein reiner Urnenhain. | Foto: BRS/Gschwandtner
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Pläne für Schultes Erbe

Wagenhuber macht sich auch laufend Gedanken über weiter Bestattungsmöglichkeiten und die Gestaltung des Friedhofs. Die notwendigen Müllplätze etwa stören ihn optisch. Hierfür möchte er bald eine bessere Lösung finden. Auch für das leerstehende, ebenfalls denkmalgeschützte Pförtnerhaus hat er bereits Ideen und möchte es zukünftig für Veranstaltungen nutzen. Und die alte Feuerhalle wird auch bald wieder zum Leben erweckt. Architekt Julius Schulte hätte es gefallen.

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