Nach kritischem Gutachten
Neue "Digital-Uni" wird doch nicht bei Johannes Kepler Universität gebaut

- Ein aktuelles Gutachten des Landes OÖ sieht mehrere Probleme am Standort Auhof für die neue "Digital-Uni". Der geschäftsführende Vizebürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) stoppt nun die Umwidmungen und will alternativen Standort finden.
- Foto: Kronaus Mitterer Architekten ZT GmbH
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Aufgrund eines neu vorliegenden Gutachtens der Direktion für Landesplanung der OÖ Landesregierung, stoppt der geschäftsführende Vizebürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) nun das Projekt "Digital-Uni" am Standort Auhof. Bedenken bezüglich Stadtklima, Verkehrsentwicklung sowie Gefahren bezüglich Hangwässer hätten den Ausschlag für die Entscheidung gegeben. Gespräche über einen neuen Standort – etwa der PostCity – seien laut Prammer bereits am Laufen. Landesrat Markus Achleitner kritisiert das "Umfallen Prammers" scharf und sieht Alternativstandorte für die IT:U dann eher in Wels oder Steyr. Auch die Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ) zeigt sich "bestürzt". Breite Zustimmung zur Entscheidung hingegen kommt von den Grünen, der FPÖ, Linzplus und der Bürgerinitiative "Retten wir den Grüngürtel".
LINZ. "Mir ist bewusst, dass in die Planung des Standorts Auhof bereits viel Arbeit und Herzblut von vielen Menschen geflossen ist. Die vorliegende Expertise der Direktion für Landesplanung müssen wir aber ernst nehmen", so der geschäftsführende Vizebürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) heute in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz. Aufgrund der vorliegenden Stellungnahme – diese liegt Prammer seit 12. September vor – stoppt Prammer die anstehende Umwidmung im Linzer Grünzug rund um die JKU und will Alternativstandorte suchen. Das Land OÖ sowie IT:U-Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt hätte Prammer bereits informiert, mit der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) müsse er noch sprechen.

- Aufgrund der negativen Stellungnahme der Direktion für Landesplanung der OÖ Landesregierung stoppt der geschäftsführende Vizebürgermeister Dietmar Prammer (SPÖ) die laufenden Umwidmungen im Stadtteil Auhof und will Alternativstandorte prüfen.
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Alternativstandorte in der Innenstadt
Das neue Gutachten des Landes OÖ bestätigt die gravierenden negativen Auswirkungen auf das Stadtklima sowie die Anrainerinnen und Anrainer im Stadtteil Auhof. Zudem sehen die Experten des Landes OÖ Gefahren durch starke Hangwässer. Die Direktion für Landesplanung der OÖ Landesregierung fordert jetzt die Prüfung von bereits versiegelten Alternativstandorten. "Linz will die Digitaluni", betont Prammer. Die Eigentümerin der Post City sei laut Prammer gesprächsbereit. "Es braucht jetzt rasch ein gemeinsames Vorgehen der Stadt Linz, dem Land OÖ und dem Bund, um den Weg für einen anderen Standort freizumachen." Neben der Post City nennt Prammer auch das Nestlé-Areal als mögliche Alternative.
VP-Achleitner: "Alternativstandorte eher in Wels oder Steyr"
„Das ist unglaublich“, so Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) in einer ersten Reaktion. Er vermutet den Grund für das „Umfallen“ Prammers in dessen Kandidatur bei der kommenden Wahl. „Es geht dabei um Glaubwürdigkeit“, so Achleitner weiter, „sollte die Stadt bei dieser Meinung bleiben, stellt sich die Standortfrage neu“. Alternativstandorte würde das Land nun eher in Wels oder Steyr suchen, sagt er. Die Postcity oder andere Standorte in Linz seien aufgrund fehlender Nähe zur Johannes Kepler Uni einfach nicht sinnvoll. Prammer würde durch seine "Entscheidung aus heiterem Himmel die Jahrhundertchance IT:U gefährden". Dieses Vorgehen sei laut Achleitner "ein Schlag ins Gesicht für die IT:U, für die Johannes Kepler Universität Linz und für den gesamten Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort OÖ". Bisher habe Einigkeit geherrscht, dass das übergeordnete Interesse an einer neuen Digital-Uni einzelne Bedenken, wie etwa des Naturschutzes der Stadt Linz, überwiege. Damit stelle sich für Achleitner nicht nur hier, sondern generell die Frage der Glaubwürdigkeit der Stadt bei gemeinsamen Großprojekten mit dem Land Oberösterreich.

- Landesrat Markus Achleitner (ÖVP) ist erbost. Die Entscheidung Prammers sei "ein Schlag ins Gesicht für die IT:U, für die Johannes Kepler Universität Linz und für den gesamten Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort OÖ".
- Foto: Land OÖ
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Industriellenvereinigung "bestürzt über Umwidmungsstopp"
„Der Stopp der Umwidmung ist in jeder Hinsicht dramatisch für das einst als Leuchtturmprojekt initiierte Vorhaben der Gründung einer Technischen Universität für Digitalisierung in Oberösterreich", so der Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich (IV OÖ), Stefan Pierer. Durch die Nähe zur JKU hätten sich zahlreiche Synergien ergeben – etwa die Verkehrsinfrastruktur, ein gemeinsames Rechenzentrum oder die Mitnutzung von Einrichtungen am Campus der JKU. "Zusätzlich sind auch Ansiedelungen in unmittelbarer Nähe des Standortes damit verunmöglicht", so Pierer bestürzt. Prammer habe durch seine "wahlkampftaktische Entscheidung Linz und Oberösterreich echten Schaden zugefügt.
VP-Hajart: "IT:U in Linz nicht begraben"
„Die neue Digital-Universität ist ein enorm wichtiger Standortfaktor für Linz. Unsere Wirtschaft braucht die Fachleute im IT-Bereich, die bei uns ausgebildet werden müssen", so Vizebürgermeister Martin Hajart (ÖVP) in einer Aussendung. Jeder Standort in Linz hätte seine Vorteile – jener bei der JKU die direkte Anbindung beider Universitäten zueinander, jener beim Bahnhof die gute Verkehrserschließung. "Das Wichtigste ist, dass die IT:U in Linz nicht begraben wird", betont Hajart.
Grüne-Schobesberger: "Grüngürtel ist gerettet"
„Wir haben es geschafft – der Grüngürtel ist gerettet", freut sich Grünen-Stadträtin Eva Schobesberger, "obwohl die Fakten von Anfang an am Tisch gelegen sind, haben SPÖ und ÖVP bis heute am Zubetonieren festgehalten." Laut Schobesberger wäre der Standort im Linzer Grünzug ein "historischer Fehler" gewesen. Einen Bau der IT:U auf dem Areal der Post City würde Schobesberger sinnvoll finden.
FP-Raml: "Bekenntnis zum Schutz des Grüngürtels"
In einer ersten Stellungnahme begrüßt FPÖ-Stadtrat Michael Raml Prammers Entscheidung: „Es ist ein klarer Neustart für die Lebensqualität in unserer Stadt und ein Bekenntnis zum Schutz des Grüngürtels." Die FPÖ hatte sich bereits in der Vergangenheit mehrfach gegen die Umwidmungen ausgesprochen und eine Prüfung von Alternativstandorten gefordert.
Linzplus-Potocnik: "Projekt Digital-Uni zurück an den Start"
„Jetzt kann das Projekt der neuen Digital-Uni zurück an den Start und einer professionellen, bisher fehlenden Standortanalyse unterzogen werden", kommentiert Linzplus-Fraktionsobmann Lorenz Potocnik die neue Wendung in Sachen IT:U. Auch Potocnik hatte sich von Anfang an für einen Standort am Areal der Post City oder einer ähnlichen versiegelten Fläche in der Innenstadt ausgesprochen.
Bürgerinitiative erleichtert über Entscheidung
„Die Petition mit mehr als 8.000 Unterschriften und die 400 Einwendungen
haben Wirkung gezeigt", zeigt sich auch Alexander Jäger, Sprecher der Bürgerinitiative "Retten wir den Grüngürtel", "wir hatten sämtliche Fakten, die gegen diese Umwidmung
sprachen, auf unserer Seite und wir waren erfolgreich!“



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