Ukraine-Krieg
Unklare Lage in der Linzer Partnerstadt Saporishja

1987 wurde im Stadtteil Kleinmünchen die Saporoshjestraße nach der Partnerstadt benannt. | Foto: BRS/Diabl
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Viele Gemeinden mit Städtepartnerschaften in der Ukraine werden aktiv und bieten Hilfe an. Auch Linz hat eine Partnerstadt, allerdings ist der Kontakt mit Saporishja schwierig. Kriegsflüchtlinge werde man aber jedenfalls aufnehmen, sagt Bürgermeister Luger.

LINZ. 20 Städtepartnerschaften hat Linz auf der ganzen Welt. Eine davon verdient gerade unsere besondere Aufmerksamkeit: Saporishja im Südosten der Ukraine. Die Industriestadt mit etwa 780.000 Einwohnern liegt direkt am Dnepr und ist seit 1983 mit Linz verbunden.  

Raketenbeschuss in der Region

Wie die aktuelle Lage in Saporishja ist, ist schwer zu sagen. Mehreren internationalen Medien zufolge, dürften bereits russische Luftangriffe erfolgt sein. Ob diese der Stadt oder einer nahegelegenen Militärbasis gelten, ist unklar. Das ukrainische Verteidigungsministerium berichtet von russischem Raketenbeschuss in der Region. Die Stadt ist nur etwa 250 Kilometer von der besetzten Halbinsel Krim entfernt, von der aus russische Truppen vorstoßen. Laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax wurde die Kleinstadt Melitopol bereits eingenommen. Sie liegt knapp zwei Autostunden südlich von Saporishja. Nur 70 Kilometer von Saporishja entfernt, in der Kleinstadt Enerhodar, liegt das größte Kernkraftwerk Europas. Laut der New York Times behaupten russische Behörden, Enerhodar erobert zu haben. Ukrainische Offizielle bestreiten das (Stand Dienstag)

Wie kann Linz helfen?

Wie Linz die Partnerstadt unterstützen kann, ist noch unklar. Laut dem zuständigen Stadtrat Michael Raml (FPÖ) hätte Linz alleine keine logistischen Möglichkeiten zum Transport von Hilfsgütern. An einer bundesstaatlich organisierten Hilfe könnte man sich aber beteiligen. "Wir wissen aber noch nicht genau, wie die Lage in Saporoschje ist und was die Menschen dort genau brauchen", so Raml. Außerdem möchte Raml finanzielle Mittel aus dem Budget für Städtepartnerschaften für Hilfe zur Verfügung stellen, etwa über das Rote Kreuz in Saporoschje. Seit Freitag versucht Linz jedenfalls seine Partnerstadt zu erreichen. Am Dienstag kam dann eine knappe Antwort: "Die Lage ist angespannt", heißt es in dem E-Mail. Luger betont unterdessen, dass Linz "selbstverständlich" Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufnehmen werde. Für den 16. März ist zudem ein offizielles Treffen mit dem ukrainischen Botschafter in Linz vereinbart.  

Erkaltete Partnerschaft

Die Schwierigkeiten in der Kontaktaufnahme zwischen Linz und Saporishja dürften nicht nur mit der Kriegslage, sondern auch mit dem "Beziehungsstatus" der beiden Städte zu tun haben. Derzeit gibt es laut Raml keine städtepartnerschaftlichen Aktivitäten. Der letzte Austausch fand im Jahr 2016 statt, als Luger und der damalige Vizebürgermeister Detlef Wimmer (FPÖ) die Partnerstadt im Rahmen einer Stadtfeierlichkeit besuchten. Damals hatten Delegationsmitglieder den Eindruck, russisch-nationalistische Kräfte würden eine bedeutende Rolle in der Stadt spielen. Tatsächlich ging der pro-russische "Opposition-Bloc" bei den Wahlen 2015 als stärkste Kraft hervor, allerdings nur relativ gesehen. Bei den Wahlen 2020 siegte die Liste des damaligen Bürgermeisters Volodymyr Buriak, der schwer einzuschätzen ist, sich aber zumindest in den letzten Tagen auf seiner Facebook-Seite für Widerstand gegen die russischen Invasoren ausgesprochen hat. In den 1980er-Jahren war die voestalpine treibende Kraft hinter der Partnerschaft mit der damals noch sowjetischen Stadt. 

Hilfe für Saporishja

Andere Partnerstädte von Saporishja wie Oberhausen und Magdeburg haben jedenfalls bereits reagiert. So hat Oberhausen seine Solidarität mit Saporishja erklärt und Hilfe angeboten. Auch ein persönliches Gespräch mit der Generalkonsulin der Ukraine ist vereinbart. In Magdeburg hat Oberbürgermeister Lutz Trümper einen offenen Brief direkt an Vladimir Putin geschrieben.
 

Partnerstädte werden aktiv

Andere Städtepartnerschaften gestalten sich einfacher. Im deutschen Freiburg, einer Partnerstadt von Lviv, sind bereits am Wochenende 159 Heimkinder und 30 Betreuer eingetroffen sein, die auf Initiative der Ukraine-Hilfe Freiburg aus dem umkämpften Land geholt wurden. In Ostpolen versuchen derzeit zwei Zwickauer vom Verein "Partnerschaft zur Ukraine" Geld und Hilfsgüter in die ukrainische Partnerstadt Wolodymr zu bringen. Regensburg hat angekündigt, Hilfsgüter in die Partnerstadt Odessa zu bringen und ist auch bereit, Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen. 

* In einer früheren Version des Artikels hatte der Artikel die Headline "Hält Linzer Partnerstadt Putin die Treue?". Da sich die politische Lage in der Stadt aber als sehr unübersichtlich darstellt und auch pro-russische Kräfte, die Invasion ablehnen, wurde die Headline geändert.

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