Ein Derby mit großer Geschichte
LASK oder SK VÖEST? Ein Spiel, das die Stahlstadt seit jeher prägt

Günther Waldhör und sein Schal: Für sich hat er die Frage nach den für sich richtigen Farben vor Jahrzehnten entschieden. | Foto: Reischl
  • Günther Waldhör und sein Schal: Für sich hat er die Frage nach den für sich richtigen Farben vor Jahrzehnten entschieden.
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Entschieden wird das "Duell um Linz" am Samstag zwar am Rasen, doch gerade die Geschichte dieses Klassikers fasziniert immer wieder aufs Neue.

Kaum einer kennt die Geschichte des LASK besser als Günther Waldhör, der aktuell an einer "Geschichte des LASK" arbeitet und kein Spiel seiner Schwarz-Weißen versäumt. Im Gespräch mit der BezirksRundSchau spricht er über das traditionsreiche Derby.

In Linz gibt es fußballerisch nur eine Frage: „LASK oder VOEST“?
Waldhör: Mit dieser Frage wuchsen Generationen von Buben, damals waren wohl wirklich noch kaum Mädchen darunter, was sich erfreulicherweise geändert hat, in der Stahlstadt Linz seit den späten 1960-er Jahren auf.

Gerade im Fußball und der damit verbundenen Vereinsidentität gibt es keine Kompromisse.

LASK oder VOEST – das war eine unumkehrbare Glaubensentscheidung, ein Identitätsmerkmal. Sympathie für beide Vereine konnten nur wenige aufbringen und auch die mussten spätestens beim Linzer Derby Farbe bekennen. Farbe bekannten auch die jungen Burschen, die schon in den letzten Tagen vor einem Derby kaum mehr ohne ihre langen - oft bis zu den Fußspitzen reichenden - schwarz-weißen oder blau-weißen Schals außer Haus gingen.

Im Kontext der Linzer Derbys tauchen immer wieder die Begriffe "Landstrassler" und "Koksstierler" auf – welche Bedeutung haben diese Begriffe, woher kommen sie?
Ein Derby zwischen dem deutlich älteren Liebling von Generationen von Oberösterreichern und Steckenpferd der Linzer Wirtschaftstreibenden („Landstrassler“) und den Vertretern der einfachen – vor allem in der Eisen- und Stahlindustrie hart arbeitenden – Bevölkerung, dem Werkssportverein („Koksstierler“) war stets mehr als en 90-minütiges Fußballspiel. Die ganze Stadt schien kein anderes Gesprächsthema zu kennen, das Stadion auf der Gugl musste manchmal in den Nächten davor extra bewacht werden, weil Fans die Torstangen wieder einmal blau-weiß oder schwarz-weiß eingefärbt hatten.

Sie sind seit Jahrzehnten LASK-Fan, haben offenbar bald Farbe bekannt. Welches Spiel ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Von Klassikern in der Derbygeschichte wie dem 5:1-Erfolg des SK VOEST im Oktober 1976 oder dem 3:1-Sieg des Aufsteigers LASK gegen den Titelkandidaten VOEST 1979 vor 25.000 Zuschauern schwärmen die Älteren noch heute.

Und dann kam das Jahr 1997.
Vor 26 Jahren verlor die Stadt Linz eine ihrer großen „Sehenswürdigkeiten“. Die damals führenden Köpfe der Vereine, besonders ein Kopf mit Kappe, beschlossen eine sogenannte „Fusion“ der beiden Klubs, die – wie sich letztlich herausstellte – keine war. Der FC Linz (vormals VOEST bzw. Stahl Linz) wurde vom eigenen Präsidenten verkauft und seine Anhänger heimatlos. Der LASK blieb der LASK und konnte alle Änderungen an seinem Namen und seinem Wappen erfolgreich abwehren. Auch das dem LASK hintangestellte „Linz“ entstammt nicht - wie so häufig vermutet und verbreitet - der „Fusion“ 1997 sondern war schon 1996 auf Wunsch der Stadt Linz in den Vereinsnamen aufgenommen worden.

Selbst aus Sicht der LASK-Fans ging hier ein Stück Linzer Fußballgeschichte verloren, das es nun endlich wieder gibt.
Der blau-weiße Linzer Fußball lebt seit der Übernahme des Werkssportklubs „Austria Tabak“ und einer Namensänderung im „FC Blau-Weiß Linz“ fort. Beide Vereine haben in diesem letzten Vierteljahrhundert eine wahre Odyssee hinter sich gebracht. Diese brachte die Blau-Weißen von der vierten Liga über mehrere Umwege – unter anderem eines Aufstiegsverzichts trotz Meistertitels – bis in die Bundesliga. Der LASK wiederum musste aufgrund eines Lizenzentzugs ebenfalls in den Amateurfußball von Liga 3 und fand den Weg retour bis zum Sieger einer UEFA EUROPA League- und einer UEFA EUROPA Conference League-Gruppe.

Rückblickend gab es in den letzten Jahren immer wieder kleinere oder größere Berührungspunkte, trotz unterschiedlicher Ligenzugehörigkeit.
Gelegentlich begegnete man einander auch auf diesen wilden Fahrten durch die Fußballigen: Bei Blauweiß gegen die Amateure des LASK, in der Regionalliga, auch in der 2. Liga, die den Namen „Erste Liga“ trug, auch im ÖFB-Cup. Nun aber wartet wieder ein Derby in der höchsten Spielklasse!

Am Samstag wird alles lauter, größer, sensationeller: Was bedeutet dieses Derby für unsere Stadt?
Linz erwartet ein Derby unter ganz neuen Voraussetzungen: Fußball ist nicht mehr ungeliebtes Stiefkind, Linz und Fußball, sogar Linz und erfolgreicher Fußball sind keine Widersprüche mehr. Das Derby findet im neuen Stadion des LASK auf der altehrwürdigen Gugl statt. Im November trifft man sich im neuen Stadion von Blauweiß im traditionellen Donaupark. Sportliches Leistungsvermögen und Infrastruktur sind nicht mehr mit 1997 zu vergleichen. Auch wenn die Klischees heute nicht mehr stimmen – und vielleicht schon damals nie so ganz gestimmt haben – wie oft wurde der LASK von vermeintlichen Geldgebern im Stich gelassen, wie oft mussten die Blau-Weißen einen neuen Namen akzeptieren, weil das Werk sich längst zurückgezogen hatte und heute sogar den LASK unterstützt – die Rivalität blieb die gleiche.
Linz hat sein Fußball-Derby wieder. Linz stellt sich wieder der alles entscheidenden Frage:
LASK oder VOEST (oder so ähnlich)?  Die Schals jedenfalls werden wieder in den für die Träger edelsten Farben schwarz-weiß und blau-weiß schillern!

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