Interview mit Linz Tourismus-Chefin
Marie Louise Schnurpfeil: "Den typischen Linzgast gibt es nicht"
Warum Marie Louise Schnurpfeil keine Tourismusdirektorin ist, erklärt sie bei einer Fahrt im "Gelben Zug". Außerdem zieht sie über ihr erstes Jahr in Linz Bilanz und verrät, wo es touristisch 2024 hingehen soll.
LINZ. Mit Marie-Louise Schnurpfeil ist eine neue Generation von Touristikern in Linz angekommen. Dass sie sich nicht mehr Tourismusdirektorin nennen lassen will, ist dafür bezeichnend. "Geschäftsführerin ist einfach zutreffender und zeitgemäßer", meint die 39-jährige gebürtige Steyrerin. Seit mittlerweile einem Jahr leitet sie den Linzer Tourismus. "Im ersten Jahr waren meine Sensoren auf Empfang gestellt. Ich wollte die Stadt und ihre Akteure kennenlernen", sagt Schnurpfeil. Jetzt hat sie einen Strategieprozess gestartet. "Von der neuen oberösterreichischen Tourismusstrategie können wir viele Impulse auch für Linz ableiten", so Schnurpfeil. Standen früher rein touristische Kennzahlen im Fokus, geht es jetzt in die Breite. Die Themenfelder umfassen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Wertschöpfung sowie weitere wirtschaftliche Parameter. "In Wahrheit profitieren ja mehrere Branchen vom Tourismus mit und schaffen Arbeitsplätze", so die Touristikerin.
Einheimische als Zielgruppe
Das Gespräch führen wir im "Gelben Bummelzug", nicht die erste Fahrt für die Tourismus-Chefin: "Das war meine Einstimmung auf den neuen Job", verrät sie. Auch ihren Gästen empfiehlt sie das Angebot, um sich einen Überblick über die Stadt zu verschaffen. Was sich ein Linzgast sonst noch unbedingt anschauen sollte: "Linz von oben – etwa vom Schloßberg aus, Linz an der Donau und eines der vielen Kulturangebote. Das sollte sich auch an einem Wochenende ausgehen", findet Schnurpfeil. Einen typischen "Linzgast" gibt es laut Schnurpfeil nicht. "Wir haben uns da vom klassischen Zielgruppendenken gelöst", meint Schnurpfeil. Mittlerweile seien die Motivlagen wichtiger. "Wir stellen uns die Frage: Warum kommt jemand nach Linz und wo können wir ihn touristisch abholen?" Als neue Zielgruppe spielt erstmals auch der Einheimische eine Rolle. "Von ihm wollen wir uns aktiv Input holen", meint Schnurpfeil. Kürzlich startete dazu ein neues Gesprächsformat: eine Art Speed-Dating mit den acht Aufsichtsratsmitgliedern und einem Querschnitt der Bevölkerung: vom Schüler bis zum Pensionisten. "Wir wollen die Einschätzung der Bevölkerung hören, um eine ehrliche Tourismusmarke entwickeln zu können", ist Schnurpfeil überzeugt.
Marken-Refresh in Arbeit
Mit der Linzer Agentur fredmansky ist gerade ein Marken-Refresh in Arbeit. "Die Stadt Linz hat uns mit ihrer neuen CI einiges vorgelegt. Wir wollen zu einer ähnlich starken Markenaussage kommen", so die Tourismus-Chefin. Auch ein Umbau der Tourismus-Info am Hauptplatz steht noch heuer an. Sie soll vergrößert und nach außen hin geöffnet werden. Digitale Gästebetreuung wird das Beratungsangebot ergänzen, aber keinesfalls ersetzen. "Damit wollen wir das gestiegene Gästeaufkommen besser bewältigen", mein Schnurpfeil. Letztes Jahr verzeichnete der Linz Tourismus einen Rekord von mehr als einer Million Nächtigungen. "Wir gehen davon aus, dass wir das Niveau halten können."
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