"Unsere Mitarbeiter leben mit den Kunden mit"

Foto: Nik Fleischmann
2Bilder

Wie geht es den oberösterreichischen Volksbanken? Auch in Hinblick auf das Spitzeninstitut.
Die Volksbanken haben im Jahr 2012 die schwerste Krise seit ihres Bestehens gehabt. Der Staatshilfe für das Spitzeninstitut haben wir uns in derselben Höhe ebenfalls anschließen müssen oder dürfen. Daher haben wir ein schwieriges Jahr hinter uns. Aber wir haben im Jahr 2012 den Turnaround geschafft. Wir haben in Oberösterreich ja wieder ein positives EGT (Ergebnis gewöhnlicher Geschäftstätigkeit, Anm.:) erreicht. Das war für uns auch ganz wichtig. Wir wollen weiter unsere Ertragslast stärken. In Oberösterreich denken wir daher über Kooperationen und Zusammenschlüsse nach. Etwa bei den Volksbanken Friedburg und Vöcklabruck-Mondsee, die dort schon soweit sind, dass sie einen Beschluss gefasst haben. Die Volksbank Schärding wird mit Braunau zusammengehen. Das alles vor dem Hintergrund, dass wir unsere Ergebnisse stärken wollen. In naher Zukunft wollen wir wieder ein EGT von 0,5 Prozent erwirtschaften.

Wann werden die Volksbanken fusionieren?
Im Jahr 2014 werden diese Zusammenschlüsse rechtlich umgesetzt. Auch in anderen Bundesländern wird es Fusionen geben.

Die Organisationen werden vereint. Ändert sich was an der Anzahl der Geschäftsstellen?
Ich glaube nicht. Natürlich sind wir gefordert zu schauen, wo eine Filiale überhaupt Sinn macht. Das Umfeld hat sich ja stark verändert. Für eine Volksbank wird es aber immer wichtig sein, dass sie nahe bei ihren Kunden ist. Wir werden sicher keine Strategie haben, dass wir beispielsweise erst ab 5000 Kunden eine Filiale haben. Wenn es wo Bedarf gibt, werden wir diesen sicherlich abdecken.

Gibt es in Oberösterreich noch Regionen, in die die Volksbanken gehen wollen und werden?
Wir haben im Land noch ein paar weiße Flecken. Etwa in der Region Kirchdorf. Nur zum jetzigen Zeitpunkt sind die Volksbanken aufgefordert, sich strukturell neu zu ordnen. Erst dann werden wir nachdenken, ob wir derzeitige weiße Flecken besetzen werden. Warum wir das machen. Weil Zielsetzung ist, dass wir bis 2017 die Beteiligung des Staates abschichten wollen.

Die Anzahl der Mitarbeiter hat sich leicht reduziert. Wird es durch die Fusionen zu Einsparungen kommen?
Natürlich sind auch Personalkosten eine Thema. Wobei wir natürlich schauen dies über natürlichen Abgang zu regeln. Aber man muss sich das ganz genau anschauen. Wenn man effizienter werden will, ist das natürlich ein wichtiges Thema.

Aus dem Wettbewerb heraus kommt die Kritik, die Volksbanken agieren sehr aggressiv am Markt.
Das kann ich nicht nachvollziehen. Ich kann jetzt nur für mein Haus reden, weil da kenne ich die Konditionen. Wir werden immer wieder mit Angeboten von der Konkurrenz konfrontiert, die etwa bei Krediten unter unseren liegen. Was bei uns Zielsetzung ist, ist die Kundenberatung. Das hat uns auch 2012 geholfen. Damals haben uns ja die Kunden die Treue gehalten. Eigentlich hatten wir kaum Kundenabwanderungen. Medial wäre da was ganz anderes zu erwarten gewesen.

Wie viele Kunden haben die Volksbanken in Oberösterreich?
Etwa 114.000 Privat- und circa 7.500 Firmenkunden. Die Volksbank Linz-Wels-Mühlviertel hat 17.000 Privatkunden und 2000 Firmenkunden. Wir haben in Oberösterreich einen Kundenanteil von etwa zehn Prozent.

Mit welchen Leistungen will sich die Volksbank in Oberösterreich profilieren?
Unsere Mitarbeiter leben mit den Kunden mit. Das kann ich behaupten. Ich kenne keine Bankengruppe, die so nahe an ihren Kunden ist, wie wir. Wir legen einen klaren Fokus auf kleine und mittlere Unternehmen. Aus dem Bereich kommen wir ja und zu dem Zweck wurden auch die Volksbanken gegründet. Weiters fokussieren wir auf den privaten Wohnbau. Im Veranlagungsbereich haben wir im Mühlviertel und auch in Linz und Wels Private-Banking-Teams. Das unterscheidet uns auch von anderen Banken, weil wir hier sehr regional aufgestellt sind. Das halte ich auch für notwendig.

Also auch die hoch spezialisierte Beratung in den Regionen.
Genau. Und nicht nur in Linz oder Wels.

Wie schätzen Sie die Konjunkturentwicklung in Oberösterreich ein?
Man kann in Oberösterreich sagen, dass es den Unternehmen grundsätzlich gut geht. Natürlich hängen die auch an der Weltwirtschaft dran und können sich dieser nicht entziehen. Aber die Voest ist halt ein Motor, was viele Zulieferbetriebe nach sich zieht. Wenn dieser Motor zur ruckeln beginnt, wird man das natürlich spüren. Mein Eindruck ist ein positiver. Bei Investitionen halten sich viele zurück. Das ist aber nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen.

Da heißt es, die Banken stünden auf der Kreditbremse.
Bei den Volksbanken gibt es keine Kreditklemme. Ganz sicher nicht. Für ein Abenteuer wird sich keine Bank hergeben. Wir haben beim Kreditgeschäft ein Plus von 2,4 Prozent im Jahresvergleich. Das spricht also gegen eine etwaige Kreditklemme.

Wie werden sich die Zinsen entwickeln?
Die werden noch weiterhin niedrig bleiben. Sicherlich noch bis ins nächste Jahr hinein. Dieses niedrige Zinsniveau setzt natürlich den Banken bei der Refinanzierung zu.

Was raten Sie Kreditnehmern beim derzeitigen Zinssatz?
Ihre Zinssätze abzusichern oder in Fixzinssätze gehen. Weil so günstig bekommen sie es nicht mehr.

Soll man zur Konjunkturbelebung Akzente im Wohnbau setzen?
Da hat die Regierung schon viele Akzente gesetzt. Es hat da schon viele Förderungen gegeben, etwa für thermische Sanierungen. Das hat der Baubranche und der gesamten Wirtschaft geholfen. Aber jetzt muss man zuwarten. Weil Investitionen helfen der Konjunktur, gehen aber zu Lasten des Budgets.

Vor der Krise sind Aktien gepusht worden. Sind Aktien noch etwas für den "normalen" Sparer?
Wir haben den Aktienbesitz nie gepusht. Wir haben immer in Richtung Anleihen beraten. In den Krisenjahren haben unsere Kundenportfolios kaum Einbrüche erlitten. Wir haben immer unabhängig von Trends beraten. Natürlich gibt es Kunden, die ihre Aktien haben, aber es ist nicht Strategie unseres Hauses.

Sind Beteiligungen seitens der Volksbanken bei Unternehmen geplant?
Wir sind an Technologie- und Innovationszentren beteiligt, wenn es im Interesse der jeweiligen Gemeinde war. Das spielt aber nur eine untergeordnete Rolle bei uns. Dass wir aktiv Unternehmensbeteiligungen eingehen, kann ich zur Gänze ausschließen. Wir haben eine Unternehmensbeteiligung gehabt und das war die Volksbanken AG und die hat uns genug gekostet. (lacht)

Sie sind Sprecher der 13 oberösterreichischen Volksbanken aber nicht Generaldirektor. Ist das nicht manchmal schwer mit einer Stimme zu sprechen?
Im Grundtenor machen wir auf eine gleiche Art und Weise Geschäfte. Daher ist es auch nicht so schwer, darüber zu reden.

Eine Frage zur Volksbank Linz-Wels-Mühlviertel. Gibt es da Gespräche mit einer weiteren Volksbank zusammenzugehen?
Das ist nie unsere eigene Entscheidung allein. Es muss immer einen Konsens geben. Prinzipiell gibt es diesbezüglich schon Gespräche.

Foto: Nik Fleischmann
Foto: Foto: Weihbold
Anzeige
1:46
1:46

WKOÖ Maklertipp
Rechtsschutzversicherung: Sichern Sie Ihr Recht!

Eine Rechtsschutzversicherung schützt Sie vor den Folgen von vielen möglichen Konfliktfällen – vor allem finanziell.  Es gibt viele Gründe für einen Streit vor Gericht: Angenommen, Ihr Vermieter erhöht den Mietzins in ungerechtfertigter Weise, Ihr Hund läuft einem Biker vor das Rad, Ihnen wird nach einem Verkehrsunfall das Schmerzensgeld verwehrt oder Ihr Arbeitgeber zahlt die Überstunden nicht. Von all diesen Fällen haben Sie schon gehört oder Sie haben sogar schon selbst eine solche oder eine...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Linz auf MeinBezirk.at/Linz

Neuigkeiten aus Linz als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Linz auf Facebook: MeinBezirk.at/Linz - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Linz und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.