"Radikalisierung macht vor niemandem Halt"
Was treibt junge Menschen an, sich einer radikalen Gruppe anzuschließen? Ist es das Aufbegehren, pure Abenteuerlust, die Suche nach einer funktionierenden Gemeinschaft oder die individuelle Sehnsucht nach einem Leben mit Bedeutung? Diesen und anderen Fragen geht das Laientheaterprojekt "Freispiel" im diesjährigen Projekt nach.
"Es ist beschämend, wie brandaktuell dieses Stück ist", sagt Brigitta Waschnig. Gemeinsam mit Jugendlichen und Erwachsenen ging die Regisseurin der Frage nach, wie Menschen zu Fanatikern werden, die für den IS in den "Heiligen Krieg" oder Nazi-Parolen grölend durch die Straßen ziehen. Das daraus entstandene Stück "Radikal" feiert am Ostersamstag um 20 Uhr in der BlackBox im Musiktheater Premiere.
Brennendes Thema
Seit September 2015 arbeiteten 20 gecastete Laiendarsteller im Rahmen des "Freispiel"-Projekts mit dem u\hof:-Team an der Stückentwicklung. Ein wichtiges Anliegen des Freispiels ist es, im Theater Raum für die kritische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Realitäten zu schaffen. "Viele haben sich aufgrund des Themas beworben. Vor allem nach den Anschlägen von Paris wurde intensiv diskutiert", sagt Dramaturgin Anke Held. Die persönlichen Texte und Positionen der Teilnehmer sind in das Stück eingeflossen. Dazu unternahm das Team intensive Recherchen und sprach mit Politikwissenschaftern, Sozial- und Kulturanthropologen, Vertretern der Beratungsstelle Extremismus sowie einem Bewährungshelfer von Neustart. Auch eine IS-Tagung in Graz wurde besucht.
Jeder ist betroffen
Aus der Fülle an Material entstand im Jänner ein rund 70-minütiges Stück rund um den IS-Sympathisanten Alex (Josef Auer), den jugendlichen Neonazi Max (Emil Felhofer) und die Frauenrechtlerin Katha (Julia Windischbauer). Anhand dieser drei fiktiven Figuren wird beispielhaft eine Radikalisierung erzählt. Übergreifendes Thema ist die Angst. "Jugendliche auf Sinnsuche sind vielleicht eher gefährdet, doch Radikalisierung macht vor niemandem Halt. Religion ist meist nicht der Hauptgrund. Es geht um Anerkennung, Macht und ein Zugehörigkeitsgefühl. Wenn manche Säulen im Leben schlecht sind und dann vielleicht zufällig im richtigen Moment eine Kränkung passiert, entscheidet oft der Zufall, in welche Richtung man abbiegt", sagt Waschnig.
Zum Nachdenken anregen
Das Thema wirft viele Fragen auf. Antworten wird das Stück jedoch keine liefern. "Das Wichtigste an dieser Inszenierung ist, dass sie zum absoluten Nachdenken, Diskutieren und Polarisieren der aktuellen Thematik anregt, aber nicht für Lösungen zuständig ist", sagt Laiendarstellerin Erika Craighero. Gemeinsam mit der Theaterpädagogik des Landestheaters wird jedoch nach jeder Aufführung ein Erzählcafé angeboten, bei dem das Gesehene besprochen werden kann.
"Radikal" feiert am 26. März um 20 Uhr in der BlackBox im Musiktheater seine Premiere. Weitere Aufführungstermine sind am 5., 7., 13., 16., und 26. April, am 11. und 12. Mai sowie am 3. Juni.
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