Linz baut Zukunft nahe am Wasser
Das Hafenviertel ist das wohl derzeit spannendste Gebiet für Stadtentwicklung in Linz.
LINZ (jog). In den kommenden zehn Jahren wird mit einem stolzen Budget von rund 270 Millionen Euro dem Linzer Hafen ein völlig neues Gesicht verpasst. 150 Millionen Euro davon investiert die Linz AG. Nicht nur Lager und Logistik werden erneuert, sondern auch Lebensgefühl soll mit einer neuen Kulturachse vom Posthof bis zur Donau künftig Platz finden. Im Vergleich zu anderen Städten liegt der Linzer Hafen fast schon im Zentrum der Stadt. Großes Potenzial für Stadtentwicklung schlummert entlang des Donauufers, sowohl was Arbeitsplätze betrifft, als auch für die Freizeitgestaltung der Linzer. "Menschen vergessen oft, dass wir nur fünf Minuten mit dem Rad vom Hauptplatz entfernt sind. Ich erhoffe mir, dass aus dem Hafen ein Ort der Bewegung und Begegnung wird", sagt Gernot Kremser, künstlerischer Leiter des Linzer Posthofs. Sein Haus wird besonders von der Attraktivierung, dem sogenannten Projekt "Neuland" profitieren. Nicht nur neue Verbindungswege sind angedacht, sondern auch lange ersehnte Parkplätze für Besucher. "Nach dem Umbau der ehemaligen Obst- und Gemüsehalle zu einem Bürogebäude werden in einem nächsten Schritt Tiefgaragen und ein Parkdeck entstehen", sagt Hafendirektor Harald Kronsteiner. Die Revitalisierung wertet künftig auch die Achse Tabakfabrik-Wintehafen auf. An den ehemaligen Trassen der Hafenbahn soll deshalb ein neues Erholungsgebiet inklusive Radweg entstehen.
Linzer "Highline"
"Vorbild dafür ist die Highline in New York. Es wird einen Ideenwettbewerb für Kunst im öffentlichen Raum geben, mit möglichst wenig Reglementierungen. Auch Buchten sind denkbar. Eine Umsetzung könnte ich mir schon 2019 vorstellen, es muss natürlich mit dem Umbau des Handelshafens abgestimmt werden", sagt Bürgermeister Klaus Luger. Für den angrenzenden Winterhafen soll laut Gemeinderatsbeschluss ein neues Nutzungskonzept ausgearbeitet werden. "Vorstellbar sind zusätzlicher Wohnbau, ein Bootsverleih oder andere Soft-Freizeitangebote wie Beachvolleyball. Das Wohngebiet soll aber nicht mit einer Partymeile abgewertet werden", so Luger. Die Linzer sollen einen neuen, direkten, attraktiven Zugang zum Wasser bekommen.
Galerie auf dem Präsentierteller
Ein Faktor, den sich Leonhard Gruber, Initiator der Hafengalerie, des sogenannten Mural Harbour, auch für den Handelshafen wünscht: "Ein Wasserzugang ist für das neue Konzept meiner Meinung nach unverzichtbar. Für uns ist Neuland aber natürlich ein Traum. Von den 17 Meter hohen Dächern der Hafengebäude aus rücken Teile der Hafengalerie ins Scheinwerferlicht." Auf den Lagerhallen im Hafenbecken 2 sowie im Vorhafen sind große, öffentlich zugängliche Freizeitflächen geplant, Details zu den Angeboten stehen noch nicht fest. Bislang werden die überdimensionalen Graffiti-Kunstwerke des Mural Harbour mit Bootstouren erkundet, auch neue Gebäude sollen künftig als Fläche für die Künstler zur Verfügung stehen. Zufällige Besucher gibt es kaum, auch weil das Betreten des Hafens gesetzlich verboten ist. Heuer und nächstes Jahr werden als zusätzliche Attraktionen auch vermehrt Skulpturen zu sehen sein. Für Ulrich Aspetsberger, Obmann des Architekturforums Oberösterreich, geht das Neuland-Konzept nicht weit genug: "Es wird eine große Chance vertan, eine echte Durchmischung von Arbeiten und Wohnen in den Hafen zu bringen. Eine rein betriebliche Mononutzung wäre falsch. Ohne Wohnbau wird es nicht gelingen, Menschen in den Hafen zu locken."
Schlachtvieh im Hafen
Der Schlachthof an der Hafenstraße könnte künftig ebenfalls Thema der Stadtentwicklung im Hafenviertel sein. Im Entwicklungskonzept der Stadt Linz ist jedenfalls vorgesehen, dass das denkmalgeschütze Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt werden soll, allerdings nicht solange die Firma Handlbauer das Gelände in Anspruch nimmt. "Meine Position ist klar: Ich verjage keine Betriebe. Dennoch wird die Firma über kurz oder lang absiedeln. Aktuell werden hier nur noch Rinder geschlachtet, die meisten davon kommen aus dem Innviertel, Traunviertel oder Hauruckviertel. Irgendwann zeichnet sich ab, dass sie auch dort hingehen, wo ihre Tiere herkommen, da der Linzer Standort keinen Vorteil mehr bringt", sagt Bürgermeister Klaus Luger. Im Umfeld der Tabakfabrik wäre für die Nachnutzung vieles denkbar – von einer Schule bis zu Wohnungen. "Gebäude wie der Schlachthof sind ein Architekturjuwel, wichtig für eine Durchmischung und ermöglichen spannende Nutzungen. In gewachsenen Strukturen fühlt man sich besonders wohl", so Ulrich Aspetsberger.
ZUR SACHE: Projekt Neuland
Auf den Dächern der künftigen Lagerhallen der Verlandungsfläche im Hafenbecken 2 sowie am Freigelände im Vorhafen sollen öffentlich nutzbare Freizeit- und Erlebnisräume auf rund
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