"Linz ist einfach klass"
Grünen-Stadträtin Eva Schobesberger im Interview über Westring, Öffi-Ausbau und Gratis-Kindergärten.
Frau Schobesberger, auf Ihrem offiziellen Internetauftritt ist zu lesen: "Dein Linz kann mehr." Was kann die Stadt Ihrer Meinung nach jetzt schon?
Eva Schobesberger: Linz ist natürlich meine Lieblingsstadt, sonst würde ich nicht hier leben. Wir haben eine große freie Kulturszene, die es gemessen an der Einwohnerzahl in keiner anderen Stadt in dieser Vielfalt gibt. Wir haben engagierte Fraueninitiativen – Linz ist einfach klass.
In welchen Bereichen würden Sie Linz die Note Fünf geben?
Eine Vier minus gibt es, was die Radverkehrsinfrastruktur angeht. Da ist viel Luft nach oben. Es dringt noch nicht ganz durch, dass das Auto nicht das klügste Verkehrsmittel in der Stadt ist. Ich verteufle das Auto nicht, für manche Wege macht es durchaus Sinn. Ich selbst bin seit zehn Jahren nicht mehr Auto gefahren.
Welche Maßnahmen braucht der Radverkehr?
Mehrzweckstreifen und vorgezogene Radstreifen, Radfahrbuchten und Fahrradständer kosten wenig, machen Räder aber sichtbarer. Das macht auch etwas in den Köpfen anderer Verkehrsteilnehmer. Aber Rad-Infrastruktur darf durchaus etwas kosten. Seit der Fahrrad-Million meines Vorgängers Jürgen Himmelbauer ist im Budget nicht viel passiert.
Was halten Sie vom Bau des Westrings?
Was unsere Luft betrifft, sind Projekte wie der Westring völlig kontraproduktiv, weil man damit den Menschen signalisiert: „Fahrt mit dem Auto." Die Autos fahren ja nicht durch den Tunnel und sind dann weg. Im Bahnhofsviertel wird es zu einer Verkehrszunahme von 130 Prozent kommen. Das belegen Verkehrszählungen der Asfinag. Wegen der Stickoxid-Grenzwertüberschreitungen in Linz und Kristein steht Österreich ein EU-Vertragsverletzungsverfahren ins Haus. Es ist mir ein großes Anliegen, dass wir das in den Griff kriegen. Wir brauchen mehr Möglichkeiten für Pendler, um auf die Öffis umzusteigen.
Wären Gratis-Öffis sinnvoll?
Aus meiner persönlichen Sicht, ja. In Deutschland wird das auf Bundesebene diskutiert. Das halte ich auch in Österreich für sinnvoll. Vorbedingung ist eine Neugestaltung der Finanzierungsstrukturen des öffentlichen Verkehrs. Es wird schwierig sein, nur in Linz die Öffis gratis zu machen. Da geht es auch um dann wegfallende Ausgleichszahlungen an den Verkehrsverbund.
Würde sich Linz für ein Pilotprojekt anbieten?
Das wäre im Winter sinnvoll, gerade in Akutzeiten, wo die Feinstaubbelastung drei Tage hintereinander sehr hoch ist. Mit dem Umweltticket haben wir schon einen Riesenschritt in die richtige Richtung getan. Die vergünstigte Öffi-Jahreskarte hat die Verkaufszahlen um den Faktor 2,5 erhöht.
Wechseln wir zu Ihren Ressorts Frauen und Bildung ...
Frauen- und bildungspolitisch ist uns mit dem Linzer Tarifmodell, der Abschaffung der Nachmittagsgebühren in den Linzer Kindergärten, ein Meilenstein gelungen. Gerade für die sozial Schwächeren ist das Tarifmodell eine Entlastung. 94 Prozent der Linzer Kinder nutzen den Kindergarten ganztags. Gerade in dieser Phase machen Kinder starke Entwicklungsschübe und das meiste lernen sie mit und durch Gleichaltrige.
Die Grünen sind nicht mehr im Parlament vertreten. Wurden aus Ihrer Sicht Fehler gemacht?
Es wurden strategische Fehler gemacht. Wenn in Umfragen davon die Rede ist, dass der Einzug ins Parlament gefährdet ist, rede ich nicht davon, dass ich zweistellig werden will. Das bringt mich als Aktivistin, die Straßenwahlkampf macht, zum Schreien. Der Fokus auf den Präsidentschaftswahlkampf hat sicher eine Rolle gespielt. Da wurde vieles hintangestellt, etwa die Geschichte mit der Parteijugend.
Was löst der Wechsel von Ex-Bundessprecherin Eva Glawischnig zu Novomatic bei Ihnen aus?
Ich war persönlich sehr enttäuscht, ich finde das sehr bedauerlich. Der Schritt ist für mich nicht nachvollziehbar.
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