Bei 30 Grad an den Schnee denken
Obwohl man alles schon kennt, schreibt Walter Müller über Weihnachten. Mit Augenzwinkern!
Nach dem großen Erfolg seines Buches "Engel, Engel scharenweise" füllt der Salzburger Schriftsteller Walter Müller jetzt 160 Seiten mit neuen Weihnachtsgeschichten und Adventsgedichten. "Ich träumte es war Weihnachten" erscheint im Tamsweger Wolfgang Pfeifenberger Verlag.
Bezirksblätter: "Herr Müller, beim Durchblättern Ihres weihnachtlichen Buches fällt ein zynischer, bzw. 'schmähhafter' Ton auf. Regt Weihnachten zum kritischen Nachdenken an?"
Müller: "Ich würde nie zynisch über die Adventszeit schreiben. Eher 'augenzwinkernd'. Im Advent werden die Menschen nachdenklich. Wie wäre sonst der gewaltige Erfolg von z.B. „Licht ins Dunkel“ zu erklären?"
BB: "Und worüber werden Sie nachdenklich?" Müller: "Ich bin ein aufmerksamer, kritischer Beobachter unserer Zeit. Die Welt verändert sich auf allen Gebieten. Statt langen selbstgeschriebenen Weihnachtsbriefen drückt man heute auf "Senden". Darüber mache ich mir Gedanken. Auch über den Trend der Kommerzialisierung. Jeder muss das halten, wie er will. Ich weise lediglich darauf hin."
BB: "In einem Gedicht versehen Sie weihnachtliche Momente mit der Beifügung – 'obwohl man alles schon kennt'. Signalisiert dieses 'schon kennen' Verdruss oder positive Redundanz?"
Müller: „Obwohl man das alles schon kennt, findet man Trost und den Zauber in der Weihnachtszeit."
BB: "Weihnachten: Heuchelei oder besinnlichste Zeit im Jahr?"
Müller: "Dass zu Weihnachten alles 'Friede, Freude, Eierkuchen' ist, stimmt natürlich nicht. Oft wird Weihnachtsfrieden nur vorgegaukelt. Alle meine Texte enthalten einen Appell: Sorgsamer miteinander umgehen, das ganze Jahr über."
BB: "Welche persönlichen Weihnachtserfahrungen haben Sie zu einzelnen Texten inspiriert?"
Müller: "Ich war als Kind Hirte beim Salzburger Adventsingen im Großen Festspielhaus. Seither liebe ich den Advent. Viele Texte sind davon inspiriert und haben einen wahren Kern, z.B. der Wellensittich meiner Mutter, die Wachssterne am Küchenplafond, das lächelnde Bübchen aus dem Nahen Osten, und der 'heilige König Ritschie'."
BB: "Wie fühlt es sich an, im Sommer ein Weihnachtsbuch zu schreiben?"
Müller: "Bei 30 Grad an den Schnee zu denken, tut gut."
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