Lungaus junge Talente
Jakob Pfeifer aus Mauterndorf lehrt "Mathe" in den Anden
Jakob Pfeifer aus Mauterndorf: "Ecuador ist mehr als nur Strand und Bananen."
MAUTERNDORF, CUENCA. Jakob Pfeifer aus Mauterndorf legte am Holztechnikum in Kuchl die Reifeprüfung ab. Danach, seit Ende August 2018, leistet der heute 20-Jährige seinen Zivildienst in Südamerika ab. Wir haben mit dem Lungauer am anderen Ende des Globus ein Interview geführt.
Was machen Sie in Ecuador genau?
JAKOB PFEIFER: "Ich leiste meinen Zivildienst in der ecuadorianischen Andenstadt Cuenca, wo ich in einer Schule/Tagesstätte für Menschen mit Beeinträchtigung mitarbeite. Wer beim Namen Ecuador nur an Sommer, Sonne, Strand und Bananen denkt, hat das Andenhochland, wo auch ich arbeite, vergessen. Die Stadt liegt auf über 2.500 Metern Seehöhe, das heißt vor allem in den frühen Morgenstunden kann es schon ganz schön frisch sein, und das sage ich als Lungauer, der das eigentlich gewohnt sein müsste."
Warum haben Sie sich gerade für diese Art des Zivildienstes entschieden?
PFEIFER: "Zum einen sah ich mit diesem Einsatz eine riesige Chance, in eine komplett andere Kultur einzutauchen, neue Eindrücke zu sammeln und nebenbei Spanisch zu lernen. Zum anderen bin ich wirklich dankbar, in einem Land wie Österreich geboren zu sein, ohne dafür etwas getan zu haben. Weil ich mir mein Heimatland genauso wenig ausgesucht habe wie die Straßenkinder in Ecuador, die Zigaretten und Kaugummis bis spät in die Nacht verkaufen müssen, um über die Runden zu kommen, habe ich mich entschlossen, fast ein Jahr lang kompromisslos mit anzupacken, wo Hilfe gebraucht wird."
Erzählen Sie bitte ein wenig von Ihrer Tätigkeit?
PFEIFER: "Die meiste Zeit meines Einsatzes durfte ich den Turn- und Mathematikunterricht mitgestalten. Den Kindern mit einer intellektuellen Beeinträchtigung das 'Lieblingsfach' Mathematik in einem mehr als brüchigen Spanisch beizubringen, war dann doch nicht ganz so einfach. Aber dieser Herausforderung habe ich mich natürlich gerne gestellt. Außerdem sind die Kids nicht nur ehrgeizige und geduldige Schüler, sondern noch viel bessere Lehrer, die mir meine anfänglichen sprachlichen Fehler immer wieder verziehen haben und mich immer wieder mit Freude korrigierten."
Welche Trägerorganisation steht hinter Ihrem Auslandseinsatz?
PFEIFER: "Hinter meinem Einsatz steht die Organisation 'internationale Freiwilligeneinsätze CÖ gGmbH', die verschiedenste Projekte in Lateinamerika, Afrika, Asien und auch Europa organisiert und betreut."
Sind Sie der einzige Österreicher dort, oder gibt es noch weitere?
PFEIFER: "Wir sind drei Österreicher, die in diesem Projekt mithelfen und verschiedenste Aufgaben haben. Insgesamt sind noch elf weitere Freiwillige aus Österreich mit der selben Organisation wie ich in Ecuador."
Wie schaut das Arbeitsumfeld dort aus?
PFEIFER: "Das Arbeitsumfeld ist wirklich ausgesprochen gut. Da es eine relativ kleine Schule ist, kennt man die Schülerinnen und Schüler sowie die restlichen Arbeitskolleginnen und -kollegen relativ schnell beim Namen. Mit den meisten Lehrern verstehe ich mich so gut, dass wir uns außerschulisch noch zum Ecuavóleyspielen oder zum Fortgehen treffen. Einige der Kollegen sind schon zu richtigen Freunden geworden."
Worauf in der Heimat Lungau freuen Sie sich am meisten?
PFEIFER: "Natürlich freue ich mich vor allem auf meine Familie und Freunde, aber mindestens genauso sehr freue ich mich auf Schwarzbrot, Kasknödl, Speck und Weißbier."
Ihr Berufswunsch bzw. Ihre angestrebte weitere Ausbildung?
PFEIFER: "Nach meiner Rückkehr aus Ecuador Anfang Juli werde ich in den darauffolgenden Wochen auf dem Jakobsweg meine gesammelten Erfahrungen und Erlebnisse Revue passieren lassen und mich dann für ein passendes Studium entscheiden."
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