Schenkkreis ade – das Spiel ist aus!

Aktenordner | Foto: Christian Reiter

Fünf Jahre hat es, ausgehend vom Lungau, hunderten Geschädigten Geld aus der Tasche gezogen und einige wenige illegal bereichert: Das „Unternehmerforum Schenkkreis“ – ein Pyramidenspiel mit 42 potenziellen Profiteuren. Bis zuletzt, sogar nachdem die Polizei ihre Ermittlungen bereits aufgenommen hatte, wurden „Spielkameraden“ mit Durchhalteparolen bei der Stange gehalten. Jetzt ist Schluss – Game over – der Abschlussbericht liegt bei der Staatsanwaltschaft.

LUNGAU (rec). Ein Jahr intensive Ermittlungen von vier Beamten der Lungauer Exekutive haben das „Unternehmerforum Schenkkreis“ im Bezirk Tamsweg endgültig zerschlagen. Eine Lungauerin hat das Pyramidenspiel 2005 unter dem Namen „Vision“ ins Leben gerufen. Teilnehmer starteten mit Summen von 5.000 bis 10.000 Euro in den Teufelskreis. Angeworben von sogenannten Chartführern, die das System mittels Chartlisten sowohl in Privathäusern als auch öffentlichen Lokalen erklärten, ließen sich die Neueinsteiger von in Aussicht gestellten Gewinnen zwischen 40.000 und 80.000 Euro beeindrucken sowie bei zelebrierten Schenkungen in zwei Hotels mit Zutrittskontrolle in München begeistern. Die „Chartführer“ informierten Interessenten teilweise falsch, indem sie das Pyramidenspiel als legal darstellten. Zudem wurde versprochen, dass der Einsatz jedenfalls rückerstattet wird, sollten keine weiteren Mitspieler mehr akquiriert werden können. „Manche Teilnehmer haben auch im Lungau blind Geld übergeben, ohne Garantie, dass es im Schenkkreis eingesetzt wird“, berichtet der Tamsweger Postenkommandant Franz Macheiner, Leiter im Fall Schenkkreis. Die Beamten konnten im Bezirk Tamsweg insgesamt 280 Teilnehmer ausforschen.

Bis zu 5,8 Mio. Euro Schaden
Allein aus dem Lungau flossen mindestens 1,4 Mio. Euro in das „Unternehmerforum“ ein. Der Gesamtbetrag an Schenkungen rangiert zwischen 5,5 Mio. und über 5,8 Mio. Euro. Kontakte nach Niederösterreich, Wien und in die Steiermark erweiterten den Aktionsradius der Chartführer. „Bis ins Jahr 2010 wurden Mitspieler mit Durchhalteparolen zum Weitermachen animiert. Es war nur eine Frage der Zeit, bis nicht mehr ausreichend Mitspieler angeworben werden konnten, um die Plätze in den Charts, also in den jeweiligen hierarchischen Gruppen, besetzen zu können“, so der Tamsweger Postenkommandant.

Mindestens 720.000 Euro an eine Einzelperson ausbezahlt
Die Folge waren manipulierte Chartlisten und vorzeitige Schenkungen, die Chartführer selbst lukrierten, kurz: Die Drahtzieher haben Regeln eines illegalen Spiels gebrochen, wie polizeiliche Ermittlungen nach fünf Hausdurchsuchungen belegen. Richtig kassiert haben 42 Personen, darunter auch Unternehmer und Persönlichkeiten der Gesellschaft. Die höchste an eine Einzelperson insgesamt ausbezahlte Summe beträgt mindestens 720.000 Euro. Nach Abschluss der Erhebungen werden zehn Hauptorganisatoren des Pyramidenspiels wegen Verdacht des gewerbsmäßigen Betruges nach §148 StGB bei der Staatsanwaltschaft Salzburg angezeigt, sechzig Personen nach §168a wegen der Verbreitung des Pyramidenspieles. Die verbleibenden 210 Lungauer Geschädigten schließen sich zum Teil als Privatbeteiligte einem Strafverfahren an. In weiterer Folge wird die Staatsanwaltschaft Anklage erheben. In einem Verfahren drohen nach §148 bis zu zehn Jahre, nach §168a bis zu drei Jahre Haft. „Ein Chartführer ist derzeit nicht greifbar, weil er ausgewandert ist“, weiß der Tamsweger Postenkommandant und fährt fort: „Die Staatsanwaltschaft wird eine Vermögensabschöpfung beantragen, das heißt, die Geschädigten haben eine Chance, ihr Geld wieder zu sehen!“ Schließlich können die Profiteure innerhalb der nächs-ten dreißig Jahre belangt werden. Nicht nur das: Die „erwirtschafteten“ Summen sind einkommensteuerpflichtig. Im Falle einer Verurteilung werden die Schädiger also doppelt zur Kasse gebeten.

Viele zerstörte Freundschaften und Familien
Franz Macheiner appelliert: „Geschädigte können sich noch am Strafverfahren beteiligen, bis der Fall abgehandelt ist!“ Was zurückbleibt, sind zahlreiche zerstörte Freundschaften sowie Familien, die an dem „Unternehmerforum“ zerbrochen sind – und das aus reiner Geldgier! Teilweise wurden für den Einsatz Kredite aufgenommen oder Bausparverträge aufgelöst, auf der anderen Seite gab es plötzlich „Häus‘lbauer“ und dicke Autos.

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