Aus der Heimat
So starten die Vereinigten zu Tamsweg in das neue Jahr
Was am 1. Jänner 2020 in Tamsweg geschieht, schildert Vereinigten-Herbergsvater Hermann Maier.
TAMSWEG. Am 1. Jänner 2020 ist es wieder so weit, die Vereinigten, die älteste Bruderschaft in Österreich, wählt ihren Kommissär. Wer darf wählen?
HERMANN MAIER: "Der Vereinigtenkommissär wird alle drei Jahre immer am 1. Jänner gewählt. Grundsätzlich ist jeder Vereinigte, der beim Andingen dabei ist, wahlberechtigt und auch wählbar. Etwaige Absprachen über Unterstützungen bei der Wahl durch die Altkommissäre sind nicht vorgesehen.
Ein Tipp, wer wird nächster Kommissär?
MAIER: "Mein persönlicher Favorit ist Herwig Hutegger senior. Dieser arbeitet sehr aktiv und engagiert für die Vereinigten, hat sich im abgelaufenen Jahr verehelicht und hat als Vereinigten-Altbischof eine umfassende Erfahrung über die Kommissärs-tätigkeit."
Wie läuft die Wahl ab?
MAIER: "Bei der Kommissärswahl entscheiden nur die anwesenden Vereinigten. Die Neuwahl wird vom amtierenden Kommissär mit dem Vorschlag eines neuen Kandidaten eröffnet. Im Weiteren lehnt meist der vorgeschlagene Kandidat aus wichtigen oder eher fadenscheinigen Gründen den Vorschlag ab, schlägt aber einen neuen Anwärter vor. Dieser Vorgang wiederholt sich oftmals und es gibt immer eine Fülle von Vorschlägen an Kandidaten. Im Laufe der Wahldiskussion wird dann der Kandidatenkreis immer kleiner und der als Letzter Übrigbleibende wird dann unter großem Jubel der Anwesenden von den Junggesellen zum Kommissärstisch getragen. Nach nochmaliger Befragung durch den Kommissär und der Zustimmung des Gewählten erfolgt die "Amtsübergabe". Der neue Kommissär ist damit auf drei Jahre gewählt. Wie aus alten Überlieferungen lesbar und aus eigener Erfahrung erlebt, war es immer 'der Beste', der das Amt übernahm."
Muss ein Erwählter die Wahl annehmen?
MAIER: "Theoretisch kann jeder, der beim Andingen dabei ist, es werden. Ein paar wollen es freilich gerne, ein paar nicht und rechnen auch gar nicht damit. Die einzige Möglichkeit, trifft es einen solchen, wäre höchstens schnellstens die Flucht zu ergreifen und den Saal vorzeitig zu verlassen. Aber wer sollte das schon tun, denn Kommissär zu werden ist die größte Ehre, die einem Tamsweger zukommen kann."
Was passiert unmittelbar nach der Wahl?
MAIER: "Hinter den Kulissen spielt es sich dann so richtig ab. Es muss die Gattin oder Partnerin des neuen Kommissärs über die Wahl verständigt werden, da sie ja in absehbarer Zeit von den Junggesellen und der Bürgermusik von zu Hause abgeholt wird. Bevor jedoch die neue Frau Kommissär zum Andingen geleitet wird, gibt es für die 'Abholer' eine Labung im Hause. Dass da momentan etwa einhundert Leute aus dem Nichts ins Haus stehen, ist schon Stress pur. Zudem muss sich die neue Frau Kommissär auch noch persönlich für den Auftritt beim neuen Vater Kommissär in 'Form' bringen – also doppelter Stress."
Kann einer zwei Mal Kommissär werden?
MAIER: "Nein, das ist nicht möglich. Allerdings war in der gesamten Zeit zwischen 1937 und 1947 der Kaufmann Josef Kandolf Kommissär, weil während des Kriegs keine Wahl erfolgt war."
Was ist Ihre Aufgabe als Herbergsvater?
MAIER: "Den Vereinigten während der Hohen Feststage eine ständig offene Herberge bereitzustellen, und in dieser Zeit für ihr leibliches Wohl Sorge zu tragen."
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