Brutplatzschutz
Wohn(t)raum für den Mauersegler im Lungau

Mauersegler | Foto: Jan Schmidt
7Bilder

Als Wohntraum für den Mauersegler bezeichnet Clara Leutgeb von der Schutzgebietsbetreuung Lungau das kürzllich Fertiggestellte Projekt für den Brutplatzschutz am Fabriksgebäude in Ramingstein für einen besonderen Gast im Lungau.

RAMINGSTEIN. Das Gelände der Firma Iso Span in Ramingstein war – und ist jetzt wieder – ein einzigartiges Eldorado für sogenannte Gebäudebrüter. Damit werden Arten wie z.B. Mauersegler, Mehlschwalbe, Hausrotschwanz, Haussperling, Dohle, Turmfalke usw. aber auch so manche Fledermausart bezeichnet, die sich dem urbanen Lebensraum angepasst haben.

Mauersegler brütet unter Dachziegel | Foto: Jan Schmidt

Brutplätze gingen verloren

In der Vergangenheit sind viele ihrer natürlichen bzw. ursprünglichen Brutplätze verloren gegangen, weshalb sie als Kulturfolger auf die „Kunstfelsen“ menschlicher Siedlungen angewiesen sind. Dort finden sie noch die Mauernischen, Litzen, Löcher und Spalten, die sie für ihr Überleben dringend brauchen. So werden manche Gebäude über Jahrzehnte hinweg traditionell als Brutplätze genutzt, nicht selten gleich in Form ganzer Kolonien.
Leider werden diese Öffnungen im Zuge von Fassadensanierungen, Dachausbauten und immer häufiger bei der Anbringung von Photovoltaik-Anlagen oft unwissentlich verschlossen. Die Brutplätze sind damit nicht mehr zugänglich und schlimmstenfalls werden Eier oder Jungtiere sogar eingemauert.

Jan Schmidt bei seiner Präsentation zu Mauerseglern | Foto: (c) PLUS/Michael Namberger

Aufmerksame Vogelkundler

Dank Werner Kommik, einem leidenschaftlichen und aufmerksamen Vogelkundler, sowie seinem Enkel Jan, der eine prämierte Arbeit über Mauerseglervorkommen im Lungau verfasst hat, konnte die Ramingsteiner Brutpopulation vor diesem Schicksal bewahrt werden: Sie bemerkten und meldeten die vergeblichen Anflugversuche der eleganten Vögel, nachdem PV-Module an einem Firmengebäude angebracht worden waren. Schnell wurde man sich bei einem Lokalaugenschein einig, dass mit Ersatznistkästen Abhilfe geschaffen werden kann, denn Mauersegler sind nicht nur typische Koloniebrüter, sondern haben auch eine ausgeprägte Brutplatztreue.

Nistkastenmontage | Foto: Jan Schmidt

Sommergast Maurersegler

Überhaupt ist diese Art, die durch die Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Union sowie durch die Salzburger Tierartenschutzverordnung geschützt ist, ein wahrer Rekordhalter unter den Vögeln: lediglich von Mai bis August halten sich die pfeilschnellen Flugkünstler mit den sichelförmigen Flügeln, kurzem Schwanz und typisch schrillen Rufen in Österreich auf, den Rest des Jahres verbringen sie am Zug bzw. im Überwinterungsgebiet in Afrika südlich der Sahara. Viele Menschen verbinden mit dieser Geräuschkulisse den Hochsommer und empfinden ihre Anwesenheit als Bereicherung. Für manche mögen sie wie eine große Schwalbe wirken, doch sie stellen eine eigene Familie dar und sind bei genauerem Hinsehen mit ihren rasanten Flügen und Lautäußerungen unverwechselbar. Und sie sind wahrlich für den Flug geboren: eigentlich landet Apus apus, griechisch der „Fußlose“, so gut wie nie, denn alles – Ernährung, Paarung, Schlaf – wird in der Luft erledigt. Alles? Nun gut, fast alles. Denn für die Brut muss selbst der Mauersegler einmal landen. Und genau hier muss auf den besonderen Gast Rücksicht genommen werden!

23 Nistkästen neu montiert

In Ramingstein wurden dazu schließlich 23 Spezial-Nistkästen von Martin Wieland eigens angefertigt und montiert. Und noch während der Arbeiten kam es prompt zu einem ersten Anflugversuch eines Mauerseglers! Das sind gute Aussichten, und so sollen die herrlichen Flugakrobaten hier nächstes Jahr wieder ihre Kreise ziehen und auch brüten können. Allen Beteiligten sei hiermit ausdrücklich für ihren Einsatz gedankt.

Einer der neuen Brutkästen | Foto: Clara Leutgeb

Photovoltaik und Gebäudebrüter müssen sich also nicht ausschließen, sogar im Gegenteil. Der geschilderte Fall soll als Positivbeispiel dienen und Schule machen – Nachahmung definitiv erwünscht!

Photovoltaikanlage der Firma Iso Span | Foto: Clara Leutgeb

Text von Clara Leutgeb von der Schutzgebietsbetreuung Lungau. Das Projekt Schutzgebietsbetreuung Lungau wird übrigens finanziert mit Unterstützung vom Land Salzburg und der Europäischen Union.

Siehe auch:

Mauersegler verhilft zu Wissenschaftspreis
Clara Leutgeb ist seit April Schutzgebietsbetreuerin im Lungau
Lungau sichert Lebensraum des seltenen Braunkehlchens

************************************************************
>> Mehr News aus dem Lungau findest du >>HIER<<

>> Mehr News aus dem Bundesland Salzburg findest du >>HIER<<

>> Aktuelle Veranstaltungen im Lungau findest du >>HIER<<

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Foto: Stefan Schubert

Traumjob gefällig?
Wir suchen Physios mit Herz und Hirn für unser Team!

Ein inspirierendes Arbeitsumfeld? Check. Ein innovatives Arbeitsklima? Check. Spannende Fortbildungsmöglichkeiten? Check. Attraktive Benefits? Check. Viele nette Kolleginnen und Kollegen? Doppelcheck. Das Alpentherme Gastein Gesundheitszentrum liegt in der Mitte des Gasteinertals – genau gesagt im malerischen Bad Hofgastein. Wir arbeiten als private Krankenanstalt in Form eines selbständigen Ambulatoriums für Kur, Rehabilitation und Sportmedizin. Mit einem vielfältigen Therapie- und...

  • Salzburg
  • Pongau
  • Magazin RegionalMedien Salzburg

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Salzburg auf MeinBezirk.at/Salzburg

Neuigkeiten aus dem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Newsletter abonnieren und wöchentlich lokale Infos bekommen

MeinBezirk auf Facebook: Salzburg.MeinBezirk.at

MeinBezirk auf Instagram: @salzburg.meinbezirk.at

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.