Lungau zu 100% mittelständisch orientiert
WK-Bezirkschef Franz Lüftenegger im Gespräch mit dem BB Lungau.
Was versteht man unter „Mittelstand“?
FRANZ LÜFTENEGGER: „Einerseits den unternehmerischen Mittelstand, also die KMU mit maximal 250 MitarbeiterInnen. Die WKS zählt in ihrem Verständnis von Mittelstand als eine Werte- und Leistungsgemeinschaft auch die hauptberuflichen Ein-Personen-Unternehmen (EPU) dazu. Die Lungauer Wirtschaft ist also zu 100 % mittelständisch orientiert. Daneben darf man den gesellschaftlichen Mittelstand keinesfalls vernachlässigen: dieser ist gekennzeichnet durch die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung in der Gesellschaft, durch Leistungs- und Familienorientierung, Sparneigung und -willen, Streben nach Eigentumsbildung usw.“
“Mittelstand trägt das Land“, trifft dies auf den Lungau?
LÜFTENEGGER: „Ja, natürlich! Der Mittelstand ist lokal verbunden und regional verwurzelt. Es ist der Mittelstand in Wirtschaft und Gesellschaft, der direkt und indirekt schafft, was bei vielen schon für selbstverständlich gehalten wird: Beschäftigung und Wohlstand, soziale Sicherheit und Aufstiegschancen. Der Mittelstand erwirtschaftet durch seine Arbeit, was andere verteilen.“
Wie viele mittelständische Betriebe gibt es im Bezirk Tamsweg?
LÜFTENEGGER: „In den 15 Lungauer Gemeinden gibt es insgesamt 1.320 Wirtschaftskammer-Mitglieder, vom Ein-Personen-Unternehmen bis zum 'Großbetrieb' mit 200 und mehr Mitarbeitern.“
Wie teilen sich diese prozentuell in Branchen auf?
LÜFTENEGGER: „Die Gewerbe- und Handwerksbetriebe liegen mit rund 32% an erster Stelle. Danach folgen fast gleichauf der Handel (25%) sowie die Tourismus- und Freizeitbetriebe (24%). Etwa 9% der Lungauer Unternehmen gehören zur Sparte Information und Consulting, 7% sind Transport- und Verkehrsbetriebe, dazu zählen auch die Seilbahnen und Liftanlagen. Naturgemäß am Ende der Skala finden sich die Industriebetriebe (2%) sowie die Banken und Versicherungen (1%).“
Wie viele Arbeitnehmer werden durch Mittelständische im Lungau beschäftigt?
LÜFTENEGGER: „Rund 5.400 der insgesamt 6.800 im Lungau unselbständig Beschäftigten finden in unseren mittelständischen Betrieben Arbeit und Einkommen.“
Wie hoch ist das Gesamt-Brutto-Inlandsprodukt, das im Lungau erwirtschaftet wird?
LÜFTENEGGER: „Das Bruttoregionalprodukt betrug im Lungau im Jahr 2010 insgesamt 566 Millionen Euro, das sind 27.000 Euro je Einwohner. Damit liegen wir im Vergleich mit vielen anderen Regionen gar nicht schlecht, wenngleich der gesamtösterreichische Durchschnitt 34.100 Euro je Einwohner beträgt.“
Welche Gemeinden sind die „Wirtschaftsmächte“ im Lungau?
LÜFTENEGGER: „Sowohl nach der Anzahl der Betriebe als auch der Beschäftigten ist ganz klar Tamsweg die „Wirtschaftsmetropole“ des Bezirks (360 Wirtschaftstreibende, rund 2.600 Beschäftigte). Danach folgt St. Michael (270/1.600) und schon mit deutlichem Abstand Mauterndorf (150/800) und Mariapfarr (127/450).“
Hätten Sie einen Wunsch an die regionale Politik, was sie für den Mittelstand erwirken sollte?
LÜFTENEGGER: „Mittelständische Wirtschaft braucht Freiraum und Unterstützung zur Entfaltung ihrer Leistungskraft, für Weiterentwicklung und Dynamik. Auf regionaler Ebene primär eine ordentliche Standort- und Raumordnungspolitik. Eine ortskernorientierte Raumordnung, die auf die ökonomische und soziale Sphäre eines gut funktionierenden Ortszentrums achtet, ist eine ganz zentrale Frage für Gemeinden, Wirtschaft und Bevölkerung. Wichtig ist auch, bei öffentlichen Vergaben an die regionalen mittelständischen Betriebe zu denken! Der Mittelstand braucht weniger Regelungen, weniger administrative Belastungen und Bürokratie. Was er ganz sicher nicht braucht, sind immer neue Belastungspläne, Wünsche nach höheren und neuen Steuern und noch mehr Umverteilung!“
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