Sozialorganisation zieht Corona-Bilanz
2020 versorgte "neunerhaus" rund 5.800 Menschen
Das Neunerhaus zieht nach einem Jahr Corona-Pandemie Bilanz: 2020 gab es eine erhöhte Nachfrage an Behandlungen von wohnungslosen und nichtversicherten Menschen – Tendenz weiter steigend.
MARGARETEN. Die Sozialorganisation "neunerhaus" kümmert sich um wohnungslose Menschen sowie um jene, die keine Krankenversicherung haben. Das Gesundheitszentrum in der Margaretenstraße 66 vereint Arztpraxis, Zahnarztpraxis, Wundversorgung und Sozialarbeit unter einem Dach.
Rund 5.000 Patienten werden jährlich betreut. Seit Beginn der Corona-Pandemie vor einem Jahr steigt die Patientenzahl jedoch stark an. Bereits im November warnte das Neunerhaus vor einem Engpass bei der Gesundheitsversorgung obdachloser und nichtversicherter Menschen. Man sei an der Kapazitätsgrenze, hieß es damals.
Rund 5.800 Patienten jährlich
Vergangenes Jahr versorgten die ÄrztInnen und SozialarbeiterInnen des Neunerhaus rund 5.800 obdachlose und nichtversicherte Menschen. Zum Vergleich: 2019 waren es 5.300 Personen. Allein die Arztpraxis verzeichnete seit Pandemiebeginn einen Zuwachs von mehr als einem Viertel. Waren es im 1. Quartal 2020 noch 676 PatientInnen, stieg die Zahl im 2. Quartal auf 877.
Auch der Bedarf an sozialarbeiterischer Beratung, die im "neunerhaus Gesundheitszentrum" mit der medizinischen Versorgung Hand in Hand geht, stieg eklatant: Gab es 2019 rund 1.500 Beratungen, waren es 2020 mit 2.500 Beratungen bereits um zwei Drittel mehr.
Warteschlange vor dem Neunerhaus
„Die Zahl der PatientInnen stieg und damit auch das Bedürfnis an Beratung, Austausch, Entlastung und Weitervermittlung. Somit hat das Thema psychische Gesundheit auch uns im letzten Jahr sehr stark begleitet und gefordert“, sagt Elisabeth Hammer, Geschäftsführerin von Neunerhaus.
"Seit Monaten bildet sich täglich eine Warteschlange vor unserem Gesundheitszentrum. Viele Menschen haben keine Versicherung, aber sehr wohl chronische Erkrankungen, Zahnschmerzen, offene Wunden an den Beinen oder ganz einfach Rede- und Aufklärungsbedarf zu ihrer Situation“, erläutert Daniela Unterholzner, Neunerhaus Geschäftsführung.
Neunerhaus benötigt finanzielle Mittel
Neben dem Gesundheitszentrum sind mobile ÄrztInnen wienweit in 27 verschiedenen Einrichtungen der Wiener Wohnungslosenhilfe tätig. Im März 2020 startete das "neunerhaus Gesundheitstelefon", im Auftrag der Wiener Gesundheitsbehörde und in Kooperation mit dem Fonds Soziales Wien, das sich an MitarbeiterInnen der Wohnungslosenhilfe, der Flüchtlingshilfe, der Behindertenhilfe und der Frauenhäuser richtet.
Das Neunerhaus wird vom Fonds Soziales Wien gefördert und hat einen Vertrag mit der Österreichischen Gesundheitskasse, ist aber vor allem auf Spenden angewiesen. Wer das Neunerhaus finanziell unterstützen möchte, kann das einfach und unkompliziert online machen unter www.neunerhaus.at/spenden
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.