Joseph-Haydn-Gymnasium
EU-Kommissar Johannes Hahn besuchte die Oberstufe
Vergangenen Freitag diskutierte EU-Kommissar Johannes Hahn mit den Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschülern des Joseph-Haydn-Gymnasiums über Politik und Europa. An dieser Schule im 5. Bezirk schloss Hahn im Jahr 1976 selbst seine Matura ab.
WIEN/MARGARETEN. Sein Schulabschluss ist schon ein paar Jahrzehnte her, trotzdem ist er in sein altes Gymnasium zurückgekehrt. Nicht jedoch, um dem Mathematikunterricht zu lauschen, sondern um mit der jungen Generation über Politik und Europa zu sprechen.
Die Rede ist von EU-Kommissar Johannes Hahn, der am Freitag, dem 31. März, das Joseph-Hadyn-Realgymnasium in der Reinprechtsdorfer Straße 24 besuchte. An dieser Adresse hat der ÖVP-Politiker und ehemalige Schulsprecher im Jahr 1976 selbst maturiert.
Seit 2019 ist Johannes Hahn in der EU-Kommission für Haushalt und Verwaltung zuständig, also vorrangig für finanzielle Angelegenheiten, die das EU-Budget der Jahre 2021 bis 2027 betreffen.
Um seine Tätigkeit in Brüssel und den Aufbau der europäischen Regierung sollte es auch im Treffen mit den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten gehen, das für Freitagvormittag im "Mehrzwecksaal" bzw. Festsaal der Schule anberaumt war.
Politisches Engagement ist wichtig
Nach einer kleinen, feierlichen Zeremonie, bei dem Hahn im Beisein der Direktorin Susanne Rosza, dem einstigen Direktor Fritz Mairleitner und diversen anderen Ehrengästen unter anderem ein Duplikat seines Jahreszeugnisses überreicht wurde, begann er seinen Vortrag.
Vor allem betonte Hahn die Relevanz des politischen Engagements: "Es muss nicht jeder Politiker werden. Das Mindeste ist aber, sich an Wahlen zu beteiligen und seine Stimme zu erheben." Auch der Brexit wäre seiner Meinung nach vermutlich zu vermeiden gewesen, wenn sich die Jüngeren im gleichen Ausmaß an der Wahl beteiligt hätten, wie die älteren Bürgerinnen und Bürger.
Politisches Engagement stellt sich aus Sicht des Kommissars vielfältig dar: "Es muss nicht in den traditionellen Parteien sein. Man kann auch eine neue Fraktion gründen." Auch kleine Gruppen können demnach etwas bewerkstelligen.
Er betonte, dass die Minderheit der Staaten weltweit in demokratischen Strukturen leben. Seiner Meinung haben Europäerinnen und Europäer eine große Verantwortung: einerseits müssen diese dafür Sorge tragen, den guten Lebensstandard auch zukünftig aufrechtzuerhalten. Andererseits sind auch Herausforderungen, wie der Kampf gegen den Klimawandel oder die Förderung und Beibehaltung von Meinungs- und Pressefreiheit, von großer Bedeutung.
Die junge Generation - politikverdrossen? Nun, an jenem Freitagvormittag im Haydn-Gymnasium hat sich dieser Vorwurf nicht bewahrheitet. Die Schülerinnen und Schüler beteiligten sich mit regem Interesse an der anschließenden Diskussion und stellten unter anderem einige Fragen zu den Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine.
Korruption in der EU
Auch Korruptionsskandale in der EU kamen zur Sprache. Hahn erklärte, dass in der Kommission viele Compliance-Regeln beachtet werden müssen und auch unentgeltliche Tätigkeiten im Sinne der Transparenz gemeldet und genehmigt werden müssen. "Wo Menschen sind, kann immer etwas passieren." Er denkt aber, dass es hier viel öffentliche Kontrolle gibt.
Auch von den umfangreichen Hearings, die man bestreiten muss, um als Minister der EU angelobt zu werden, berichtete Hahn. "Wir werden nicht hinlänglich für dieses Amt legitimiert." Auf die eigenen Korruptionsvorwürfe aus dem Jahr 2021 ging er allerdings nicht näher ein.
Zur Erklärung: 2021 erhob die französische Zeitung "Libération" Vorwürfe gegen Hahn. Demnach soll sich dieser von Lobbyisten zu Jagdausflügen und teuren Essen eingeladen lassen haben, ohne das, wie vorgesehen, zu melden. Die Anschuldigungen wurden von Hahn zurückgewiesen.
Die BezirksZeitung berichtete:
"Wir kennen uns innerhalb Europas zu wenig."
Auf die Pläne nach Ende seiner Amtszeit angesprochen, antwortete Hahn: "Da bin ich 67 Jahre alt und gehe in Pension." Jedoch gab er bekannt, dass er sich vorstellen könnte, an der Entwicklung eines "Studiums Generale" mitzuwirken.
Damit bezeichnet er ein Hochschulstudium, das rechtliche, wirtschaftliche, soziologische und psychologische Inhalte vereinbart, unter anderem auch jene der Rhetorik oder Religionswissenschaften. Es sei wichtig zu verstehen, wie alles zusammenhängt. "Wir kennen uns innerhalb Europas zu wenig", betont Hahn. Außerdem soll seiner Meinung nach jede und jeder während der Schulzeit nach Brüssel oder Strasbourg fahren, um zu sehen, wie die EU funktioniert.
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