Die Mariahilfer Tropen
Das Haus des Meeres hat sein Herzstück wieder
Am Mittwoch feierte das Tropenhaus im Haus des Meeres nach mehreren Monaten endlich seine Wiedereröffnung. Die Krallenäffchen-Bande und ihre Mitbewohner haben sich schon eingelebt und begrüßen frech und neugierig ihre Besucherinnen und Besucher.
WIEN/MARIAHILF. Eine tropische Oase inmitten der Stadt – das Herzstück des Haus des Meeres am Esterházypark in Mariahilf feierte am Mittwoch, 15. März, seine Wiedereröffnung. Inmitten plätschernder Aquarien und wuchernder tropischer Pflanzen tummeln sich nun wieder Äffchen, Vögel, Schildkröten und Fische ganz nah bei den Besucherinnen und Besuchern.
Meeresbiologe Michael Mitic, Direktor des Aqua Terra Zoos, ist bei seiner Ansprache sichtlich gerührt. Er spricht von tiefer Dankbarkeit gegenüber seinem Team, dem Vorstand des Haus des Meeres und auch den Profis, die an der Sanierung beteiligt waren. Allem voran dankt er allerdings den Besuchern des Zoos, denn ohne sie, so Mitic, wäre der von Mai 2022 bis Februar 2023 andauernde Umbau nicht möglich gewesen.
Denn dieser kostete mehr als eine Million Euro. Eine ohnehin hohe Summe, die vor allem nach zwei Jahren Corona-Krise wohl niemand aus dem Ärmel schüttelt. Doch dann wendete sich das Blatt: "Im Vorjahr hatten wir einen Besucherrekord von 850.000 Menschen - ihnen ist es zu verdanken, dass wir die Neusanierung umsetzen konnten", berichtet Mitic. Von der Stadt, sagt er, wären trotz Ansuchen keine Förderungen gekommen.
Das Tropenhaus als Begegnungszone
"Als das Tropenhaus 1999 entstand, war es der erste Ort, wo wir einen neuen Weg gegangen sind, indem wir Mensch und Tier zusammengebracht haben", sagt der Direktor. Er zitiert darauf den Zoologen Konrad Lorenz, welcher in einem Gespräch einmal Folgendes zu ihm gesagt habe: "Die Menschen schützen nur das, was sie kennen."
Denn, so Mitic, der Sinn und Zweck des Tropenhauses sei es auch, sich für die Artenerhaltung und den Tierschutz einzusetzen. Er betont, wie entscheidend es ist, dass die Begegnung mit den Tieren den Menschen unter die Haut geht. Nur so würden diese etwas tun, um die Artenvielfalt des Planeten am Leben zu erhalten.
Auch Hans Köppen, Geschäftsführer des Haus des Meeres, spricht über die Geschichte des Tropenhauses: "Das Tropenhaus war eigentlich nur ein kleiner Teil des geplanten Projekts von Architekt Wilhelm Holzbauer – Aufgrund mangelnder Gelder war es aber letztendlich der einzige Teil, der umgesetzt wurde".
Köppen dankt an dieser Stelle Franz Six, Ehrenmitglied des Stiftungsvorstands, der damals privat für die Kosten haftete und so den Bau des Tropenhauses möglich machte. Die zweieinhalb Meter dicken Betonwände des Flakturms wurden eingerissen und durch eine Glasfront ersetzt, welche eine natürliche Bepflanzung möglich machte. Das Tropenhaus wurde zum Publikumsmagneten und so zum Herzstück des Zoos.
Neuer Glanz für das Herzstück
Im Herbst 2021 kam die Hiobsbotschaft, und das mitten in der Pandemie: Ein Statiker bestätigte, dass die seit der letzten Sanierung 2011 durch Millionen von Besuchern abgenutzte Holzkonstruktion einer dringenden Sanierung bedürfe. Schockiert, aber entschlossen machte man sich ans Werk und beschloss, die gesamte Grundkonstruktion abzureißen und alles komplett zu erneuern.
Jetzt erstrahlt das Tropenhaus in neuem Glanz: Über hundert Tiere, die bis auf wenige Fische alte Bewohner des Tropenhauses sind, durften in die zweihundert Quadratmeter große und fünfzehn Meter hohe tropische Idylle zurückkehren. Die alte Bepflanzung wurde so gut wie möglich erhalten. Ein Wasserfall plätschert aus der 250 Quadratmeter großen künstlichen Felslandschaft und fließt in eines der beiden Aquarien, in welchen behutsam ein für alle Fische gerechtes Ökosystem herangeführt wird. Ein großer, künstlicher Baum dient als "Autobahn" für die Äffchen, welche frech und neugierig herumflitzen.
Die Gehwege, basierend auf einer rund neun Tonnen schweren Stahlkonstruktion, welche großteils an den Trägern des Glaszubaus hängt und mit Konsolen in die Stahlbetonwände verbohrt ist, führen vom zweiten in den vierten Stock. Die Besucherinnen und Besucher dürfen dort die Artenvielfalt genießen und den Tieren ganz nah sein – berühren ist jedoch nach wie vor strengstens verboten.
Südamerika lässt grüßen
Michael Köck, Kurator für Abteilung Süßwasser, Vögel und Säugetiere, stellte bei der Eröffnung die Tiere vor, die im Tropenhaus beheimatet sind. Dabei handle es sich vor allem um Tiere aus dem Raum Südamerikas. "Wir im Haus des Meeres haben auch einen ganz großen Bildungsauftrag. Brasilien brennt, und wir möchten auf diese Problematik hinweisen", so Köck. Deshalb sei es wichtig, die Leute an die bedrohte Tierwelt heranzuführen und auf die Missstände aufmerksam zu machen.
So wohnen im Tropenhaus verschiedene Arten von Krallenäffchen (Spring- und Braunrückentamarine sowie Silberäffchen). Besondere Stars sind die beiden Weißkopfsakis Gaby und Koal. Diese sind auch Köcks Lieblinge: "Wenn man die Möglichkeit hätte, die ganze Sanftheit der Welt in ein Tier zu packen, dann kämen dabei die Weißkopfsakis heraus", sagt er. Auch viele südamerikanische Vogelarten sind wieder in das Tropenhaus eingezogen.
Aus der südamerikanischen Reihe tanzen afrikanische Nilflughunde und südostasiatische Straußwachteln sowie diverse Schildkrötenarten. Eines steht für alle Bewohner des neuen Tropenhauses fest: Sie fühlen sich pudelwohl.
"Also wir dachten, es wird Wochen dauern, bis die Tiere sich mit der Halle zurechtfinden. Es war nach zwei, drei Tagen bereits so, dass sie die Halle voll in Besitz genommen haben", zeigt sich Köck sichtlich erfreut.
Ein besonders hartnäckiger Bewohner allerdings ist ein Tokeh Gekko. Während seine Artgenossen umgesiedelt wurden, hat sich der kleine Rebell so gut versteckt, dass ihn das Team des Zoos nicht mehr finden konnte. In der langen Zeit während der Sanierung machte er sich meist nur durch seine Geräusche bemerkbar. Der Gekko überlebte die monatelangen, alles andere als tropischen Bedingungen des Umbaus und lässt immer noch ab und an von sich hören.
Mehr Infos findest du auf www.haus-des-meeres.at
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