Vom Speeddating zum NÖ Holzbaupreis 2014 – eine Erfolgsgeschichte
Alles begann im Februar 2013, als Thomas Abendroth beim Architekten - Speeddating anlässlich der Wiener Bauen&Energie Messe teilnahm und die Möglichkeit hatte, mit Familie Späth sieben Minuten über ihren Wohntraum zu sprechen.
„Durch meine Tätigkeit im Vorstand der IG Passivhaus Ost war ich an der Organisation des Speeddatings beteiligt und beschloss, bei dieser sehr originellen Art eines Beratungsgesprächs teilzunehmen. Die Zeit verging schnell, aber die Vision des Wohnhausprojekts in Althöflein begeisterte mich“, so Architekt Abendroth. Ebenso erfreute sich die Familie Späth an dem Enthusiasmus und den geteilten Ideen und man beschloss, einen weiteren Beratungstermin auszumachen.
Nachdem die Wünsche des vor der Pension stehenden Ärzteehepaars mit den Ideen der Architekten gesammelt und besprochen wurden, begannen die Entwurfs- und Planungsarbeiten. Da dem Ehepaar auch ein schonender Umgang mit der Umwelt und ein geringer Energieverbrauch am Herzen lag, wurde bei diesem Niedrigstenergiehaus Passivhaustechnik eingesetzt. Dazu Thomas Abendroth: „Die Bauinteressenten fordern mittlerweile Energieeffizienz ein, ohne Kompromisse bei Komfort und Eleganz für Ihren Wohntraum zu dulden.“
Alle Fassaden sind aus vertikalen ungehobelten Weißtannenlatten in unterschiedlicher Dimension und Anordnung hergestellt. Es entsteht dadurch eine lebendige Fassade, die der Sonne das Spiel mit Licht und Schatten ermöglicht. Mit den zwei Nebengebäuden wurde eine intime Innenhofsituation geschaffen, die den gewünschten Schutz vor ungebetener Einsicht bietet. Landschaftsarchitekt Joachim Kräftner hat zusammen mit den Bauherren eine organisch terrassierte Innenhoflandschaft als begehbaren Außenraum entwickelt. Der Garten spannt sich zwischen der klaren Architektur des Neubaus und der weich gewellten Landschaft.
Die großräumige Aufteilung des Hauses war der Familie Späth sehr wichtig: „Weil das Haus kleiner ist als das Vorherige, war es uns wichtig, dass man nicht Zimmerchen aneinander reiht, sondern dass Räume ineinander übergehen und man vom einem Ende des Hauses zum anderen durchsehen kann, dass man Weitblick hat und sich nicht eingesperrt fühlt.“ Auf ein Wohnzimmer verzichteten die beiden aus gutem Grund: „Wir haben in unserem letzten Haus die Erfahrung gemacht, dass wir das Wohnzimmer nur ganz selten benutzen und dass da viele Quadratmeter relativ unbenutzt herumstehen und deshalb wollten wir lieber einen wirklich schönen Tisch und bequeme Stühle. Wenn wir zusammensitzen und essen oder Gäste haben, bleibt man einfach um den Tisch sitzen, ein Zweiersofa übernimmt die Rolle des Wohnzimmers“ erzählt die Bauherrin.
Im Innenraum sind alle Außenwände und die Untersicht der Decken mit ungehobelten Weißtannenpaneelen verkleidet. Die „Täfer“, wie die Arbeiter der Zimmerei Bilgeri aus dem Bregenzerwald sie nennen, sind präzise und nahezu fugenlos verlegt und ergeben zusammen mit dem Schieferboden ein freundliches und natürliches Ambiente.
Der Holzriegelbau weist alle Qualitäten eines Passivhauses auf: hoch wärmegedämmte Gebäudehülle, Fenster nach der Sonne ausgerichtet mit Dreischeibenglas und Komfortlüftungsanlage. Aufgrund des ungünstigen Volumen/Flächenverhältnisses eines Bungalows ist jedoch eine Zusatzheizung in Form einer Grundwasserwärmepumpe erforderlich. Der Sonnenschutz nach Süden wird durch einen ausreichenden Dachüberstand aus Massivholzelementen gewährleistet, verschiebbare Läden aus Aluminium schützen auf der Westseite.
Das Projekt wurde nicht nur in der Sendung „Lebens(t)räume“ veröffentlicht, es gewann auch den Niederösterreichischen Holzbaupreis 2014 in der Kategorie Wohnbau. Thomas Abendroth: „Der Holzbau liegt mir sehr am Herzen, da der nachwachsende Rohstoff Holz in Österreich gut verfügbar ist und durch die geringen Transportwege die Umwelt geschont wird. Die Verwendung der Weißtanne bei diesem Projekt ist der Vorarlberger Zimmerei zu verdanken. Die Weißtanne ist in Vorarlberg heimisch und hat ihren Weg ins Weinviertel gefunden.“
Zum Schluss ein Tipp des Bauherren: „Man sollte sich genügend Zeit lassen, viele Häuser anschauen und sich technisch informieren. Und wenn Kontakt zu Menschen besteht sollte man auf sein Gefühl horchen, kann ich mit dem oder kann ich mit dem nicht. Ich glaube das Bauchgefühl herein zu transportieren war bei diesem Projekt sehr wichtig. Wir haben uns damit einen Lebenstraum erfüllt.“
Projektdaten:
Fläche: 130,15 m² Hauptgebäude
174,26m² Nebengeb.+Carport
Planungszeitraum: April 2012 bis Februar 2013
Fertigstellung und Bezug: Dezember 2013
Energiewerte:
n-1 Wert: 0,59
OIB: 14 kWh/m²a
PHPP: 26 kWh/m²a
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.