Erhebung
720 Hektar Streuobstwiese gibt es im Naturpark Rosalia-Kogelberg

- Rund 60.000 Streuobstbäume stehen im Bezirk Mattersburg. 1938 waren es noch 260.000 Bäume.
- Foto: Jennifer Flechl
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Streuobstwiesen prägen die Region – doch ihr Bestand ist bedroht. Während es 1938 noch 260.000 Streuobstbäume gab, sind es heute nur knapp ein Viertel davon. Ein Projekt des Naturparks Rosalia-Kogelberg, gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Holler, soll das nun ändern.
BEZIRK MATTERSBURG. Im Naturpark Rosalia-Kogelberg hat man sich im vergangenen Jahr dem Projekt "Streuobstwiesen erheben und erleben" gewidmet. Ein zentrales Element war die flächendeckende Erhebung und Bewertung der Streuobstbestände durch das Ingenieurbüro Holler. Das Projektteam dokumentierte die Bestände in den zwölf Naturparkgemeinden und angrenzenden Orten im Bezirk Mattersburg.
Insgesamt wurden 720 Hektar Streuobst erfasst, davon 460 Hektar in der Offenlandschaft und 260 Hektar in Hausgärten. Zudem wurden mehr als 2.200 Einzelbäume erfasst. Insgesamt ergibt das einen Bestand von rund 60.000 Streuobstbäumen. Das würde 19 Prozent des burgenländischen Gesamtbestandes entsprechen. Besonders eindrucksvoll sei die Dichte im "Streuobstbogen", der von Loipersbach über Rohrbach, Marz, Mattersburg, Forchtenstein und Wiesen bis nach Pöttsching reicht.

- Im Naturpark Rosalia-Kogelberg hat man sich im vergangenen Jahr dem Projekt "Streuobstwiesen erheben und erleben" gewidmet.
- Foto: Naturpark Rosalia-Kogelberg
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Was ist Streuobst?
Doch was ist Streuobst eigentlich? Streuobst bezieht sich auf den Anbau von Obstbäumen, die verstreut in der Landschaft stehen, oft auf extensiv genutzten Wiesen. Diese Bäume sind meist hochstämmige Obstbäume. Zudem sind Streuobstwiesen nicht nur für die Obstproduktion wichtig, sondern auch für den Erhalt der Artenvielfalt und als Lebensraum für viele Tiere und Pfanzen. So finden Steinkauz, Wendehals, zahlreiche Wildbienen, Schmetterlinge oder Pilze einen Lebensraum. Damit die wertvollen Bäume auch künftig in der Landwirtschaft erhalten bleiben, braucht es rechtzeitige Nachpflanzungen, eine sachgerechte Pflege und einen achtsamen Umgang mit dem Bestand.

- Streuobstbäume tragen nicht nur Früchte, sondern sind auch Lebensraum für viele Tierarten.
- Foto: G. Fuß
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Schutz und Erhalt der Streuobstkultur
Beim Schutz und Erhalt der Streuobstkultur nimmt der Naturpark Rosalia-Kogelberg eine Vorreiterrolle ein. Bereits seit mehreren Jahren werden gezielte Maßnahmen zur Pflege, Nachpflanzung und Bewusstseinsbildung gesetzt. Auch Schnittkurse werden im Naturpark angeboten, Info-Material wird an die Bevölkerung herausgegeben und mit Schulen und Kindergärten werden Programme durchgeführt, bei denen die Streuobstwiesen eine zentrale Rolle spielen. Unterstützt werde die Arbeit durch zertifizierte Baumwärter, die nicht nur bei Naturpark eigenen Flächen tätig sind, sondern auch Privatpersonen mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn es um fachgerechte Pflege, Baumschnitt oder Nachpflanzung geht.
"Streuobstwiesen sind für uns nicht nur ein wertvoller Naturraum, sondern auch ein lebendiger Teil unserer Kulturlandschaft. Mit unserem landwirtschaftlichen Betrieb, Bildungsarbeit und Pflegeeinsätzen zeigen wir tagtäglich, dass Naturschutz und regionale Identität Hand in Hand gehen können."
Kurt Fischer, Obmann des Naturpark Rosalia-Kogelberg und Bürgermeister von Baumgarten

- Im Schnitt gibt es noch etwa 1,8 Streuobstbäume pro Einwohnerin beziehungsweise Einwohner, bei rund 33.500 Einwohnenden im Naturparkgebiet.
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1,8 Streuobstbäume pro Einwohnenden
All diese Maßnahmen sind notwendig, um einen Rückgang der Streuobstwiesen zu vermeiden. Diesen gab es bereits: 1938 standen noch rund 260.000 Streuobstbäume in der Region, heute sind es weniger als ein Viertel davon. Im Schnitt gibt es noch etwa 1,8 Streuobstbäume pro Einwohnerin beziehungsweise Einwohner, bei rund 33.500 Einwohnenden im Naturparkgebiet. Heute sind viele Flächen zudem von Verbauung bedroht: Bereits 36 Prozent der Streuobstflächen sind als Bauland gewidmet. Gleichzeitig sinkt der Anteil geförderter Flächen. Nur 19 Prozent sind aktuell Teil von landwirtschaftlichen Förderprogrammen. Langfristig könne dies zu einer Gefährdung des Bestandes führen.
Die Studie zur Erhebung der Streuobstwiesen liefert zahlreiche Empfehlungen für die Weiterentwicklung. Diese sollen nun gemeinsam mit Gemeinden, engagierten Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen und Partnern weiterentwickelt werden.
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