Bürgermeister-Interview
"Ich kann ja nicht bis 70 arbeiten"
Nach 22 Jahren als Stadtchefin von Mattersburg kündigte Bürgermeisterin Ingrid Salamon kürzlich an noch dieses Jahr Platz für einen Nachfolger zu machen.
MATTERSBURG. Ingrid Salamon, die bisherige Stadtchefin von Mattersburg, zieht im Bezirksblätter-Interview Resümee über ihre Zeit als Oberhaupt von Mattersburg, ihre Pläne nach der Amtsübergabe und die Vorwürfe in der Causa Commerzialbank.
BEZIRKSBLÄTTER: Wann soll der Bürgermeisterwechsel in Mattersburg stattfinden?
SALAMON: Der Wechsel wird erst im Herbst oder Ende des Jahres sein. Es gibt hier genaue Richtlinien wie eine solche Übergabe zu laufen hat. Das ist gut so, weil Personen die in die Kommunalpolitik gehen wollen so Zeit haben sich zu präsentieren und vorzustellen. Die Bevölkerung kann so jene Kandidaten die ins Rennen gehen besser kennenlernen. Ich habe immer gesagt, dass man den Nachfolgern eine Chance geben muss. Als ich Klubobfrau der SPÖ wurde hatte ich gleich gesagt, dass ich das nur eine gewisse Zeit machen werde.
Wer wird als Bürgermeister in Mattersburg nachfolgen?
Wer meine Nachfolge antreten wird kann ich nicht sagen. Der oder die Nachfolgerin wird in einer internen Sitzung der Partei beschlossen. Diese wird stattfinden, sobald das coronabedingt möglich ist. Der dort bestimmte Kandidat wird dann im Gemeinderat gewählt.
Was wünschen Sie sich von Ihrer Nachfolge? Würden Sie eine Weibliche vorziehen?
Was für mich zählt ist die Persönlichkeit und da ist es mir völlig gleich ob Mann oder Frau. Ich hoffe natürlich, dass wer auch immer das Bürgermeisteramt übernehmen wird den für Mattersburg eingeschlagenen Kurs weiterführen wird. Mattersburg soll eine lebenswerte Stadt bleiben. Sowohl was Arbeitsplätze, Altenbetreuung, Sport, Bildung usw. anbelangt. Ich hoffe darauf, dass wir den Titel "Wohlfühlstadt" weiterführen und Mattersburg eine Familienstadt bleibt in der man für alle seine Bedürfnisse, vom Baby bis hin zur Oma, alles erledigen kann.
Hatten die Vorwürfe in Bezug auf die Causa-Commerzialbank Einfluss auf die Entscheidung als Bürgermeisterin bei den nächsten Wahlen nicht mehr anzutreten?
Nein, absolut nicht. Ich habe nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich bei den nächsten Wahlen nicht mehr antreten werde. Bereits mit der Wahl im Jänner 2020 habe ich mich aus dem burgenländischen Landtag verabschiedet. Dass ein Oppositionspolitiker mir kein Loblied singen wird ist logisch.
Rechnen Sie mit einer Ladung zum Commerzialbank-Untersuchungsausschuss?
Im politischen Leben muss man mit allem rechnen. Zu den Vorwürfen, dass ich mich vor einer möglichen Ladung in den U-Ausschuss der Commerzialbank drücken wolle, weise ich zurück. Warum sollte ich mich drücken wollen? Man kann sich nicht drücken. Wenn ich geladen werde, werde ich kommen.
Gibt es bereits Pläne für die Zeit als Ex-Stadtchefin?
Es ist ja noch fast ein Jahr bis es so weit ist aber ich freue mich darauf wirklich mal ohne Terminkalender zu leben. Ich werde andere Betätigungsfelder für mich finden da bin ich mir sicher. Momentan freue ich mich auf die Zeit danach. Bis dahin bin ich noch Bürgermeisterin von Mattersburg.
Fällt der Abschied vom Bürgermeisteramt schwer?
Ich gehe nicht mit Wehmut. Ich habe mir in meiner Lebensplanung immer Ziele und zeitliche Schranken gesetzt und die versuche ich umzusetzen. Ich bin seit 22 Jahren Bürgermeisterin und werde 63 Jahre. Ich kann ja nicht bis 70 arbeiten. Es wird Zeit Platz zu machen. Ich hatte nie vorgehabt das Amt des Bürgermeisters anzustreben – das hat sich einfach so ergeben. Seit 1999 bin ich im Amt und habe ein gutes Team um mich. Denn als Einzelkämpfer wäre es nicht möglich gewesen so viel Gutes – egal ob im Bereich Schule, Wirtschaft oder Kultur – für die Stadt Mattersburg umzusetzen.
Was wird das Erste sein das Sie machen, wenn Sie nicht mehr im Amt sind?
Die ersten Monate werde ich genießen als wäre ich auf Urlaub. Ich werde die Zeit für meine Familie – meinen Mann, meine Töchter und meine Enkelkinder – nutzen. Wir haben aufgrund meines Berufs auf viele Dinge verzichtet, das wird alles anders werden. Zeit für ein ehrenamtliches Amt wird es aber trotzdem mit Sicherheit geben.
Wie würden Sie den Zeitabschnitt als Bürgermeisterin von Mattersburg beschreiben?
Es ist ein Wahnsinn wie schnell 22 Jahre vergehen. Die Zeit verging wie im Flug. Wenn ich mich an die Anfangszeit erinner ist es so, dass manche Dinge, bis man richtig im Geschäft ist, eine Nervengeschichte sind. Wichtig ist, dass man – so wie ich – ein gutes Team um sich hat, mit dem man reden kann und das einen unterstützt.
Die Stadt Mattersburg und die Politiker zeichnet aus, dass wir immer versucht haben Lösungen zum Wohle der Stadt zu finden. Besonders Stolz bin ich auf die Umsetzung des Altenwohnheims Villa Martini. Wir haben viele Kulturveranstaltungen mit Vereinen gehabt, wo viele Persönlichkeiten aus Mattersburg mitgearbeitet haben. Im Bereich der Wirtschaftsförderungen haben wir immer einen guten Draht zur heimischen Wirtschaft gehabt. Die Stadt Mattersburg war eine der ersten, bei der es eine Wirtschaftsförderung gegeben hat.
Ich bin Stolz darauf, dass wir in Mattersburg von der Kinderkrippe bis hin zur Schule – durch Um-, Aus- und Neubauten – inzwischen alles im baulichen Bereich auf aktuellem Stand haben.
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