Upcycling mit Nadel und Faden
In ihren Nähworkshops für Kinder und Jugendliche hat sich Doris Treitler voll dem Spiel mit dem Faden verschrieben.
„Das Projekt ‚Fadenspiel’“, so erzählt Doris Treitler aus Bad Sauerbrunn, „war keine Kopfgeburt. Ich habe nichts geplant, es ist alles einfach entstanden – darum steckt auch so viel Leichtigkeit dahinter!“
Es begann in Dänemark
Begonnen hat alles mit einem Urlaub auf einer kleinen Nordseeinsel in Dänemark. Dort konnte Doris Treitler dem Angebot der zahlreichen Garagenflohmärkte nicht widerstehen und deckte sich mit gebrauchten Retro-Stoffen ein. Daheim angekommen, nähte die Hobby-Schneiderin eine Tasche aus ihren „Schätzen“, stellte ein Bild davon auf Facebook – und die Sache geriet ins Rollen.
Fadenspiel – Schönes aus Stoff
Aufgrund der rasch wachsenden Nachfrage begann Doris, weitere Taschen zu nähen, das Label „Fadenspiel – Schönes aus Stoff“ entstand, und die Taschen verkauften sich auf lokalen Kunsthandwerksmärkten wie die warmen Semmeln.
Nähworkshops für Kinder
Als Doris schließlich gefragt wurde, ob sie nicht einen Nähworkshop für Kinder machen wolle, musste sie nicht lange nachdenken – schließlich geisterte ihr die Idee schon seit längerem durch den Hinterkopf. Noch am selben Tag wurde ein Konzept entworfen, und eine Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf.
„Sind keine Ingenieure!“
„Bei meinen Kinderwokshops lege ich großen Wert auf Spaß, Kreativität, Entschleunigung und Nachhaltigkeit“, betont Doris Treitler. „Bei mir müssen die Kinder nicht perfekt, sein, können sie nichts falsch machen – in der Schule stehen sie ohnehin unter permanentem Leistungsdruck!. In meiner Nähwerkstatt sind wir weder Ingenieure, noch brauchen wir ein Maßband“, erklärt die 48-Jährige ihr sympathisches Konzept.
Große Nachfrage
Inzwischen haben beinahe 100 Kinder – darunter bislang allerdings leider nur zwei Buben – in der Nähwerkstatt im Untergeschoß von Doris´ Haus in Bad Sauerbrunn die Grundlagen des Nähens erlernt. Aus alten Stoffen, die die Kinder aus einer großen Kiste frei wählen dürfen, werden Stofftiere, einfache Taschen, Schürzen, Rucksäcke und Turnsackerl geschneidert und mit bunten Borten, Knöpfen und Textilmalstiften verziert. Ganz ohne Stress, ganz ohne Regeln, dafür aber mit viel Freude.
Tausche Moped gegen Nähmaschine
Die Freude am Nähen, die begleitet auch Doris Treitler, die im Brotberuf einem Bürojob nachgeht, bereits seit ihrer Kindheit. Schon als kleines Mädchen lernte sie das Handwerk von ihrer Mutter und schneiderte Kleider für ihre Puppen. Mit 17 verkaufte sie gar ihr Moped, um für das Geld ihre erste Nähmaschine zu erstehen. Auf diesem alten Pfaff-Modell, das damals stolze 13.000 Schilling kostete, schneiderte sie fortan ihre Garderobe. Schon damals war das „Upcycling“, das Kreieren von Neuem aus alten Stoffen, Doris´ große Leidenschaft.
Wie Satelitten
Auf die Nähworkshops mit den Kindern möchte Doris Treitler nicht mehr verzichten. „Ich bekomme unglaublich viel von den Kindern zurück und kann hier wirklich etwas bewirken. Manchmal habe ich das Gefühl, als ob ich lauter kleine Satelitten in die Welt hinausschicken würde, die den Upcycling-Gedanken weitertragen“, ist Doris Treitler von ihrer Idee überzeugt.
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