"Wir wollen, dass sie bleiben!"
Muna, Nada und Hala sind bestens integriert. Nun droht die Abschiebung. In Baumgarten ist man dagegen.
Die 30-jährige Syrerin Muna und ihre Töchter Nada (12) und Hala (10) haben Schreckliches erlebt. Nachdem der Vater im syrischen Bürgerkrieg vor den Augen der Kinder ermordet wurde, entschloss sich die Witwe zur Flucht und gelangte über die Balkanroute nach Europa und schließlich Ende 2015 nach Österreich.
Seit März 2016 wohnt die Familie in einem von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Haus in Baumgarten und wird von der Caritas – unter tatkräftiger Mithilfe der Ortsbevölkerung – betreut. Das Modell, von vielen Baumgartnern zunächst skeptisch beäugt, funktioniert ausgesprochen gut.
Die beiden Töchter sprechen inzwischen nahezu perfekt deutsch. Die 10jährige Hala, ein fröhlicher Wirbelwind, besucht die Volksschule Draßburg-Baumgarten, ihre 12jährige Schwester Nada seit Schulbeginn bereits die NMS Schattendorf, wo sie laut Direktorin Lydia Resch durch ihren Übereifer positiv auffällt. Beide Mädchen sind voll ins Dorfleben integriert. Nicht nur in der Schule, auch beim gemeinsamen Baden im Sommer, bei unzähligen Unternehmungen, Geburtstagspartys und Ausflügen und durch die Teilnahme an der Mal- und Kreativwoche im Alten Bad in Baumgarten haben die beiden Mädchen enge Freundschaften mit gleichaltrigen Kindern im Ort geschlossen.
Auch Muna nimmt regelmäßig an Veranstaltungen im Dorf – zuletzt an der Hotterwanderung am Nationalfeiertag – teil und verwöhnt die Ortsbevölkerung dabei mit selbst gebackenen syrischen Mehlspeisen. Zudem engagiert sie sich ehrenamtlich bei Arbeiten für den Verschönerungsverein und die Kinderfreunde.
Nun droht dieser vorbildlich integrierten Familie ein neuer Schicksalsschlag. Unter Berufung auf die Dublin-III-Verordnung ordnete das BFA (Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl) mittels Bescheid Anfang Oktober eine Abschiebung nach Kroatien an. Die Argumentation ist dabei mehr als fragwürdig, auch Zeitvereinbarungen für Beweisvorlagen wurden nicht eingehalten. Dass nach zehn Monaten erfolgreicher Integration eine Abschiebung nach Kroatien und damit eine neuerliche Entwurzelung der schwer traumatisierten Familie menschlich eine Katastrophe wäre, interessiert die Behörde offensichtlich nicht.
Die Bevölkerung von Baumgarten ist jedoch bereit, für ihre neu gewonnenen Freunde auf die Barrikaden zu steigen. Eine spontan ins Leben gerufene Unterschriftenaktion an das Innen- und das Integrationsministerium sowie die Staatssekretärin Duzda wurde innerhalb von nur drei Tagen beinahe 200 Mal unterzeichnet. Noch breitere Unterstützung gibt es für eine gleichlautende Online-Petition, die zu Redaktionsschluss bereits 1.042 Unterschriften aufweisen konnte. Zusätzlich ergingen bereits während des Verfahrens zahlreiche private Schreiben an die zuständigen Behörden.
Voll hinter "ihren" Flüchtlingen stehen auch Bgm. Kurt Fischer und sein Vize Kurt Rothleithner: "Wir verstehen nicht, dass bereits bestens integrierte Personen abgeschoben werden – noch dazu, wenn es sich um eine traumatisierte Witwe mit minderjährigen Kindern handelt!", sind sich die beiden einig. Auch die zahlreichen Baumgartner und Baumgartnerinnen, die mit der Familie inzwischen Freundschaft geschlossen haben, betonen unisono: "Wir wollen, dass sie bleiben!"
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